Bayern München trennt sich von Coach Ancelotti

Arrivederci, Carlo: Ancelotti muss den Hut nehmen.
"Das Spiel in Paris hat deutlich gezeigt, dass wir Konsequenzen ziehen mussten", wird die Trennung vom Italiener begründet.

Nach dem alarmierenden 0:3 (0:2) gegen Paris St. Germain, der höchsten Vorrunden-Niederlage in 21 Jahren Champions League (siehe weiter unten), wollte die Führung des deutschen Meisters nicht mehr tatenlos zusehen oder einfach zur Tagesordnung übergehen. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge hatte Konsequenzen angekündigt.

Diese wurden bereits am Tag nach der Niederlage in Paris gezogen: "Als Folge einer internen Analyse" - wie es der Klub auf seiner Homepage begründete - haben die Münchner ihren Trainer Carlo Ancelotti samt seinem Betreuerteam freigestellt. Die Trainingsleitung übernimmt bis auf weiteres Assistenz-Coach Willy Sagnol. Der 40-jährige ehemalige Bayern-Spieler wird am Sonntag beim Spiel bei Hertha BSC als Interimstrainer auf der Bank sitzen.

"Mussten Konsequenzen ziehen"

"Die Leistungen unserer Mannschaft seit Saisonbeginn entsprachen nicht den Erwartungen, die wir an sie stellen. Das Spiel in Paris hat deutlich gezeigt, dass wir Konsequenzen ziehen mussten. Das haben Hasan Salihamidžić [Bayern-Sportdirektor, Anm.] und ich Carlo heute in einem offenen und seriösen Gespräch erklärt und ihm unsere Entscheidung mitgeteilt", wird Rummenigge auf der Homepage zitiert.

Bayern München trennt sich von Coach Ancelotti
(L-R) Bayern Munich's Italian headcoach Carlo Ancelotti and CEO of FC Bayern Munich Karl-Heinz Rummenigge speak together during the official opening of the new Bayern Munich fan shop at the Franz-Josef-Strauss airport in Munich, southern Germany, on November 6, 2016. / AFP PHOTO / CHRISTOF STACHE
"Ich darf mich bei Carlo für die Zusammenarbeit bedanken und bedauere die Entwicklung, die sie genommen hat. Carlo ist mein Freund und wird es bleiben, aber wir mussten hier eine professionelle Entscheidung im Sinne des FC Bayern treffen. Ich erwarte jetzt von der Mannschaft eine positive Entwicklung und absoluten Leistungswillen, damit wir unsere Ziele für diese Saison erreichen."

Tuchel oder Nagelsmann?

Als Nachfolger sind deutschen Medienberichten zufolge zwei deutsche Trainer im Gespräch: Ex-Dortmund-Coach Thomas Tuchel und Hoffenheim-Trainer Julian Nagelsmann. Tuchel wäre aktuell verfügbar, nachdem das Engagement des 44-Jährigen bei Borussia Dortmund Ende Mai vorzeitig beendet worden war. Mit dem BVB hatte Tuchel den DFB-Pokal gewonnen, die ganz großen Erfolge blieben angesichts der Bayern-Dominanz aber aus.

Bayern München trennt sich von Coach Ancelotti
Hoffenheim's coach Julian Nagelsmann reacts during German first division Bundesliga football match between TSG Hoffenheim and FC Bayern Munich in Sinsheim on September 9, 2017. / AFP PHOTO / Daniel ROLAND / RESTRICTIONS: DURING MATCH TIME: DFL RULES TO LIMIT THE ONLINE USAGE TO 15 PICTURES PER MATCH AND FORBID IMAGE SEQUENCES TO SIMULATE VIDEO. == RESTRICTED TO EDITORIAL USE == FOR FURTHER QUERIES PLEASE CONTACT DFL DIRECTLY AT + 49 69 650050 / RESTRICTIONS: DURING MATCH TIME: DFL RULES TO LIMIT THE ONLINE USAGE TO 15 PICTURES PER MATCH AND FORBID IMAGE SEQUENCES TO SIMULATE VIDEO. == RESTRICTED TO EDITORIAL USE == FOR FURTHER QUERIES PLEASE CONTACT DFL DIRECTLY AT + 49 69 650050
Nagelsmann ist trotz seiner erst 30 Jahre einer der aktuell gefragtesten Trainer in Deutschland, mit der TSG feierte er in gut eineinhalb Jahren einige bemerkenswerte Erfolge. Mit 28 Jahren stieg er bei Hoffenheim 2016 zum jüngsten Chefcoach der Bundesligageschichte auf, beerbte dort Huub Stevens und bewahrte die Hoffenheimer vor dem Abstieg. In der Folgesaison führte er die TSG in den Europacup. Schon jetzt gilt er als herausragender Taktiker - ihn von Hoffenheim loszueisen, würde die Bayern aber wohl eine stattliche Summe kosten.

Schlechtester Punkteschnitt seit Van Gaal

Ancelotti hatte das Traineramt vor der Saison 2016/17 vom überaus erfolgreichen Katalanen Pep Guardiola übernommen. Mit dem 58-Jährigen holte der FC Bayern die deutsche Meisterschaft, in der Champions League scheiterte man im Viertelfinale am späteren Sieger Real Madrid.

454 Tage war der Italiener im Amt, nach 60 Pflichtspielen kam er auf einen Punkteschnitt von 2,28 Zählern pro Partie. Das ist der schlechteste Wert eines Bayern-Trainers seit dem Weggang von Louis van Gaal (2,03), der bis April 2011 im Amt war. Van Gaals Nachfolger Andries Jonker (interimistisch - 2,60), Jupp Heynckes (2,43) und Guardiola (2,41) haben jeweils eine bessere Punktebilanz vorzuweisen.

Bayern hat am Mittwoch die höchste Niederlage in einem Gruppenspiel der Champions League kassiert. Überhaupt verloren die Münchner in 223 Partien der Königsklasse nur zweimal höher - jeweils mit 0:4 gegen die spanischen Topteams FC Barcelona und Real Madrid.

08.04.2009 FC Barcelona - FC Bayern 4:0 Viertelfinale
29.04.2014 FC Bayern - Real Madrid 0:4 Halbfinale
19.04.1995 Ajax Amsterdam - FC Bayern 5:2 Halbfinale
08.03.2006 AC Mailand - FC Bayern 4:1 Achtelfinale
06.03.2001 Olympique Lyon - FC Bayern 3:0 Zwischenrunde
06.05.2015 FC Barcelona - FC Bayern 3:0 Halbfinale

27.09.2017 Paris St. Germain - FC 3:0 Gruppenphase

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