Müller: "Wir sind doch keine Zauberer"

Stolperkurs: Deutschland (Bellarabi) plagte sich gegen Gibraltar.
Der Weltmeister konnte auch beim 4:0 gegen Jausengegner Gibraltar nicht überzeugen.

Es ist jetzt langsam höchst an der Zeit, dass 2014 abgepfiffen wird. Nicht etwa weil Joachim Löw und seine deutsche Fußballnationalmannschaft ein schlechtes Jahr hinter sich hätten, sondern weil 2014 einfach so viel mit sich gebracht hat. Der WM-Titel samt seinen Nebengeräuschen und Folgeerscheinungen scheinen dem besten Nationalteam der Welt doch mehr zugesetzt zu haben, als Joachim Löw erwartet hatte. "Man merkt, dass einige Spieler froh sind, wenn dieses WM-Jahr mal abgeschlossen ist", gestand der Bundestrainer nach dem glanzlosen 4:0 in der EM-Qualifikation gegen Gibraltar. "Ich denke, es waren viele Ehrungen und Feierlichkeiten."

Zu viel Stress

Seit ihrem WM-Triumph in Brasilien haben die Deutschen augenscheinlich Probleme, wieder im Fußball-Alltag Fuß zu fassen. Von den fünf Partien als Weltmeister hat die Löw-Elf zwei verloren (2:4 gegen Argentinien, 0:2 in Polen), eine Partie endete unentschieden (1:1 gegen Irland) und den beiden Siegen (2:1 gegen Schottland, 4:0 gegen Gibraltar) waren jetzt auch nicht wirklich weltmeisterliche Auftritte vorausgegangen. "Es war klar, dass bei so einem großen Erfolg die Spannung auch einmal abfällt und die Spieler müde im Kopf werden", erklärt Joachim Löw.

Das Heimspiel gegen Gibraltar diente als Beleg für die Einschätzungen und Befürchtungen des Bundestrainers. Vor dem Duell mit dem Schlusslicht der UEFA-Rangliste war landauf landab nur über die Höhe des Kantersieges diskutiert worden, und nachdem die Gruppengegner Polen und Irland den Jausengegner jeweils klar mit 7:0 abgefertigt hatten, war vom Weltmeister nun sogar ein zweistelliger Erfolg erwartet worden.

Zu wenig Tore

Doch der Pflichtsieg fiel am Ende relativ bescheiden aus. Nach dem 4:0, bei dem die Deutschen sogar ein Eigentor in Anspruch nehmen mussten, waren im Nürnberger Stadion sogar vereinzelt Pfiffe zu hören. "Wir sind auch keine Zauberer", verteidigte sich Doppeltorschütze Thomas Müller. "Das wichtigste sind die drei Punkte", ergänzte Lukas Podolski.

Joachim Löw konnte und wollte sich über diesen Sieg allerdings nicht richtig freuen. "Ein 4:0 ist ganz einfach zu wenig für uns. Mir sind zu wenige Tore gefallen. Ich hätte mir von der Mannschaft mehr erwartet.Wenn wir unser Spiel mit aller Konsequenz durchgezogen hätten, dann hätte Gibraltar sicher einige Tore mehr kassiert."

Doch das mit der nötigen Konsequenz und der richtigen Einstellung in einem Spiel gegen einen Punktelieferanten ist offenbar so eine Sache. Einige deutsche Kicker gaben jedenfalls offen zu, dass sich die Freude über die Partie gegen Gibraltar in Grenzen gehalten hätte.

Zu viele Spiele

"Solche Spiele sind für uns nicht ganz so angenehm", gestand Thomas Müller. "Und für die Zuschauer ist es auch nur eine gewisse Zeit erträglich. Ob man unseren Profikalender mit solchen Pflichtspielen auffüllen muss, ist die große Frage."

Einmal muss der neue Weltmeister 2014 allerdings noch ran. Am Dienstag wartet das Prestigeduell mit Europameister Spanien, ein Freundschaftsmatch, in dem viel Prestige auf dem Spiel steht. Joachim Löw kann den Schlusspfiff gar nicht erwarten. "Dann müssen wir endlich einen Strich ziehen und uns richtig vorbereiten für das nächste Turnier."

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