Michael Tojner und Rapid: Umstrittene Ideen in der neuen Heimat

Michael Tojner und Rapid: Umstrittene Ideen in der neuen Heimat
Zur Eröffnung des Trainingszentrums erklärt der Sponsor Visionen, für die er (noch) keine Mehrheit hat. Für den Vorschlag "10 Millionen für 10%" steht er persönlich.

Michael Tojner ist bekannt für seine großen Ambitionen. Sonst wäre der 57-jährige Sohn eines Installateurs aus Haag auch nicht zu einem so erfolgreichen Unternehmer geworden (das Wort „Milliardär“ hört er nicht gerne).

Und deshalb sagt Tojner bei der Eröffnung des Trainingszentrums im Prater einen Satz, den die anderen Rapid-Verantwortlichen derzeit nicht in den Mund nehmen würden. Während Sportdirektor Katzer zwar in den nächsten Tagen noch einen Zugang präsentieren wird, spricht er nur von einer „Umbruchssaison, in der wir die große Lücke zu den Top 3 schließen wollen“.

Trainer Barisic stellt sich auf ein „Entwicklungsjahr“ ein.

Ganz anders Tojner, dessen Firma VARTA Hauptsponsor des Trainingszentrums ist. Mit einem Schmunzeln sagt er: „Es geht nicht von einem Tag auf den anderen. Derzeit müssen wir viel umbauen. Aber unser langfristiges Ziel sollte klar sein: Wir wollen den Meisterteller wieder irgendwann nach Hütteldorf holen.“

Das KURIER-Gespräch bestreitet Tojner mit Präsident Alexander Wrabetz an seiner Seite. Der umtriebige Entrepreneur will zeigen: Auch wenn seine Ideen im komplexen Mitgliederverein (noch) nicht mehrheitsfähig sind, will er nicht als Quertreiber dastehen.

Michael Tojner und Rapid: Umstrittene Ideen in der neuen Heimat

Duett mit Hofmann

Rückblick: Am 25. August 2022 blamiert sich Rapid gegen Vaduz, die organisierten Fans revoltieren, das Präsidium erkennt, dass es bei Wahlen keine Mehrheit mehr hätte und kündigt den Rückzug an.

Tojner ist einer der Ersten, dem Steffen Hofmann vorschlägt, die bereits im Frühsommer angedachte Wahlliste jetzt wirklich durchzuziehen. Der Rekordspieler, der Milliardär und führende Fanvertreter suchen neue Verantwortungsträger.

Tojner ordnet Rapid als „sportlichen, finanziellen und strukturellen Restrukturierungsfall“ ein.

Für den Wahlabend würde das neue Präsidium gerne internationale Kandidaten oder Andreas Schicker als neuen Sportchef präsentieren, das Sturm-Mastermind verlängert aber lieber in Graz. Die Ausländer sagen wegen des zu geringen Budgets ab.

Ein erster Rückschlag, den der Macher sportlich nimmt: Markus Katzers Arbeit, ebenfalls von Tojner vorgeschlagen, wird auch sehr geschätzt.

Ärger wegen Länderspiel-Nein

Ein zweites Projekt ärgerte Tojner schon mehr, wie das Präsidiumsmitglied erzählt: Im Rapid-Stadion sollten ÖFB-Spiele stattfinden. „Da kann Geld verdient werden, das wir dringend brauchen, und außerdem bringt es einen Imagegewinn. Und in den Block West dürfen nur Rapid-Fans“, argumentiert Tojner.

Über die Summen, die damit verdient werden können, gehen die Meinungen extrem auseinander – Rapid sagt ab. Der ÖFB legte sich auf das Linzer Stadion als zweite Heimat fest. „Das Thema ist erledigt, auch für mich“, sagt Tojner.

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Für ein drittes Projekt will er aber weiter stehen. Vor der Wahl wird diskutiert, dass der jahrzehntelange Fan Partner („Nicht Investoren“, wie Tojner betont) für Anteile an Rapid mobilisieren könnte. Also das FC-Bayern-Modell, in dem der Verein die Mehrheit hält. Diese „Anschubfinanzierung“ soll Rapid in die Top 3 und in eine Gruppenphase zurückschießen.

Werte-Frage

Doch Mitstreiter Hofmann lebt die Werte des grünen Mitgliedervereins und weiß, dass unter den bereits 17.800 Mitgliedern derzeit kaum eine Mehrheit für einen Anteilsverkauf zu finden wäre. Präsident Wrabetz und Vize Edeltraud Hanappi-Egger verschieben die Pläne weit in die Zukunft.

Erst bei der Mitgliederversammlung am Samstag stellt das nun bestens eingespielte Duo Wrabetz/Hanappi-Egger klar: „Wir sind nicht so weit. Jetzt wäre das wie ein Notverkauf.“

Was damit gemeint ist: Erst müssen sich die radikalen Umstrukturierungen positiv auswirken – dann könnten die Fans ins Boot geholt werden. Außerdem: Mit mehr Erfolg wäre vielleicht mehr Geld für jedes Prozent an Anteilen zu holen.

Klartext vom Sponsor

Tojner legt die Karten auf den Tisch: Während VARTA bei den Bayern und Heidenheim ausgestiegen ist, bekommt Rapid laut ihm zehn Jahre lang je 500.000 Euro. Dafür gibt es eine Loge und sichtbare Sponsorleistungen wie beim Trainingszentrum.

„Ich muss VARTA umstrukturieren und Mitarbeiter kündigen. Sie würden es als Frechheit empfinden, wenn ich das Sponsorpaket derzeit erhöhe. 2025 kann man darüber reden.“

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10 % für 10 Millionen

Doch zu 10 Millionen für 10 % Anteile steht Tojner persönlich: „Dazu würde ich mich auf die Suche nach weiteren Partnern machen, um für bis zu 30 % 30 Millionen zu lukrieren. Aber Rapid würde ganz klar die Mehrheit behalten.“

Warum Tojner weiter Tempo macht? „Weil rund um uns die Vereine zu Unternehmen werden, die massiv investieren, um an die Europacup-Millionen zu kommen.“

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Wrabetz und Tojner betonen, dass sie einig an einer besseren Zukunft basteln. Die Geschwindigkeit und die Wahl der Mittel sind noch in Verhandlung.

Wrabetz: „Michael ist als drängender Unternehmer erfolgreich, ich muss als Präsident des Mitgliedervereins darauf achten, dass wir nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen.“

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