Messis Rücktrittsankündigung: Argentinien will jubeln, bevor es weint

Messis Rücktrittsankündigung: Argentinien will jubeln, bevor es weint
Der Superstar wird im WM-Finale am Sonntag sein letztes Spiel für die Nationalmannschaft bestreiten. Er geht als Weltrekordler. Doch was kommt danach?

Um 18 Uhr brachen alle Dämme: Am frühen Dienstagnachmittag des argentinischen Alltags dachte keiner mehr an Arbeit. Die Nationalmannschaft hatte Kroatien 3:0 geschlagen und steht nun im WM-Finale in Katar. Fußball im Schnee? Glühwein statt Bier? Drinnen statt draußen hocken? Nicht so in Buenos Aires, wo die Menschen  gerade einen magischen Fußball-Sommer erleben. Millionen auf der Straße. 30 Grad, WM-Finale. Emotionen pur.

Als ob die Hitze des argentinischen Sommers nicht schon genug wäre, drängten sich Tausende Fans rund um den Obelisken in Buenos Aires. Dort, in der Avenida 9 de Julio, die mit 140 Metern einmal die breiteste Straße der Welt war, wird es eng, wenn es emotional wird im argentinischen Fußball. Dort betrauerten vor zwei Jahren die Fans den Tod des Fußball-Idols Diego Maradona. Dort feierten die Fans im Vorjahr den ersten Sieg der Südamerika-Meisterschaft seit 1993.

Der Erfolg bei dieser Copa América war der erste große Titel von Lionel Messi mit der Nationalmannschaft. Nun kann er endgültig in die Fußstapfen von Diego Maradona treten, wenn er die erste Weltmeisterschaft seit 1986 nach Argentinien holt.

Knapp 46 Millionen Argentinier sehnen sich so sehr nach dem dritten Triumph bei einer Weltmeisterschaft und insbesondere der „unvollendete“ Messi träumt von seinem ersten Titel beim größten Fußball-Turnier der Welt. Dabei wird er mit seinem 26. WM-Spiel zum Weltrekordler und löst Lothar Matthäus ab, der es auf 25 brachte.

„Zehn Gründe, warum das die beste WM von Messi ist“, titelte die Zeitung Ole. Dabei war es ihr Mitarbeiter, der um 2 Uhr Morgens in der Mixed Zone nachhakte. Messi sagte, dass er froh sei „meine Wegstrecke bei Weltmeisterschaften mit einem Finale beenden und dort mein letztes Spiel bestreiten zu können.“ Frage des Reporters: „Es wird dein letztes Spiel bei einer WM?“ Antwort: „Ja. Wahrscheinlich ja.“

Wie ein kleiner Bub

Geahnt hatten sie es wohl, jetzt ist es fix. Jetzt macht es Spaß. Er sagte: „Das Wichtigste ist, das Ziel des Teams zu erreichen, das ist auch das Schönste von allem.“ Messi freut sich wie ein kleiner Bub, tröstet die Reservespieler, feiert mit dem ganzen Team. Dabei war er von Anfang an gar nicht Teil des Teams. Teamchef Lionel Scaloni erklärte ihm, dass sie eine Truppe festigen müssten, bevor er, der Superstar, dazustößt. Scaloni: „Wir wollten an dem Tag, an dem sich Messi einreiht, eine gefestigte Gruppe haben. Was Leo auslöst, durch seine bloße Präsenz, das geht über jedes bekannte Maß hinaus.“

Messi sagte: „Ich wünsche euch das Beste, und sobald ihr wollt, bin ich da.“ Und als es ernst wurde, war er dann auch da.

Jetzt ist er weg. „Es sind vier Jahre bis zur nächsten WM, und ich glaube nicht, dass es für mich reichen wird.“ Und: „Ich beende meine WM-Reise, indem ich mein letztes Spiel in einem Finale bestreite. Alles, was ich bei dieser WM erlebt habe, ist sehr aufregend, sowohl was die Fans hier erleben, als auch wie es die Menschen in Argentinien genießen.“

Nach Katar sind fast 50.000 Fans angereist. Sie machen Stimmung im Stadion, singen einen Tango-Klassiker mit dem Titel „Muchachos, Esta Noche Me Emborracho“ (Leute, heute Nacht betrinke ich mich). Sie singen „In Argentinien bin ich geboren, dem Land von Diego und Lionel“ und „Diego können wir am Himmel sehen, wie er mit Don Diego und La Tota  Lionel anfeuert.“ Das ist der Ritterschlag pur, wenn der verstorbene Maradona mit seinen Eltern Messi anfeuert.  In Barcelona schrieb eine Zeitung von „Messidona“, in Italien ein „Maramessi“. Alles nur eine Frage der Perspektive.

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