WM-Duell Frankreich gegen Marokko: Mehr als nur ein Fußball-Spiel
Von Simone Weiler aus Paris
Es sei „eine ganz schlechte Idee, den Sport zu politisieren“, warnte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Mitte November, als die Kritik um den WM-Austragungsort Katar auch in Frankreich hohe Wellen schlug. Besänftigen wollte er, den Sport einfach Sport sein lassen.
Wie schwer diese Linie durchzuhalten ist, zeigt sich spätestens nun, da die französische Nationalelf am Mittwochabend im Halbfinale auf Marokko trifft. Die Kommentatoren sind sich einig: Es handelt sich um viel mehr als „nur“ eine sportliche Begegnung. Zwischen der einstigen Kolonialmacht und dem ehemaligen Protektorat bestehen enge politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Bande.
Zuletzt herrschte diplomatische Eiszeit unter anderem, weil Paris die Visa-Vergabe an Marokkaner reduzierte, da sich das nordafrikanische Land wenig kooperativ bei der Rücknahme seiner illegal nach Frankreich gereisten Bürger zeigte. Ein Staatsbesuch Macrons Anfang 2023 soll die Wogen glätten. 700.000 Menschen marokkanischer Herkunft leben in Frankreich, in Marokko sind rund 100.000 Personen mit französischem Pass oder doppelter Staatsbürgerschaft gemeldet. Sie sind Bikulturelle, die oft ihre Unentschiedenheit, sogar Zerrissenheit beschreiben, seit das Halbfinal-Duell feststeht.
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