Lionel Messi verstand nach der Vergabe des Ballon d’Or seine Fußball-Welt nicht mehr. "Es ist eine Schande, Sadio Mané nur auf Platz 4 zu sehen", meinte der Sieger des von der französischen Zeitschrift France Football vergebenen Preises für den besten Fußballer des Jahres 2019.
Der Superstar des Weltfußballs ist überhaupt ein Fan des Senegalesen. Bei der von der FIFA durchgeführten Wahl zum Weltfußballer 2019 setzte Messi nicht einen seiner Teamkollegen des FC Barcelona auf Platz eins, sondern eben Mané.
Am Dienstag gastiert einer der besten Fußballer der Welt in Salzburg. Mit dem FC Liverpool kämpft der 27-Jährige just gegen jenen Verein um den Aufstieg ins Achtelfinale der Champions League, bei dem einst sein kometenhafter Aufstieg begann.
Mané hat es ganz nach oben geschafft. Erst Anfang Juni gewann er mit den Engländern Europas Eliteliga und damit den wichtigsten Klubbewerb – durch einen 2:0-Erfolg gegen Tottenham in Madrid. An der frühen Führung war er maßgeblich beteiligt. Nachdem er den Oberarm von Moussa Sissoko getroffen hatte, gab es einem Elfer, den Mo Salah verwerten konnte.
2012 war Mané nach Österreich gekommen, als einer von acht Spielern, die der damalige Salzburg-Sportchef Ralf Rangnick nach dem Aus in der Champions-League-Qualifikation gegen Düdelingen verpflichten konnte, weil Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz nach der Blamage seine Geldbörse geöffnet hatte.
Risikotransfer
Der damals 20-Jährige war mit vier Millionen Euro Ablöse der teuerste Neue. Das war viel Geld für einen Spieler, der gerade mit dem FC Metz aus der 2. in die 3. französische Liga abgestiegen war und erst ein paar Profispiele in den Beinen hatte. Das Risiko sollte sich bezahlt machen. Mané wurde zum Prototyp der neuen Klubphilosophie. Durch seinen Aufstieg wurde Salzburg für viele andere Talente erst richtig interessant.
Aufgewachsen ist Mané im Süden Senegals in Bambali, 800 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Dakar. Der Fußball war für ihn die einzige Chance, um aus den ärmlichen Verhältnissen zu kommen. Sein Vater wollte aber nicht, dass er Fußballer wird. "Ich bin nach Dakar geflohen, ohne dass es jemand wusste. Und eine Woche später, als sie überall nach mir suchten, wussten sie, dass ich in der Hauptstadt war und brachten mich dann zurück ins Dorf", erzählte er der französischen Wochenzeitung Le Point.
Der 56-malige Teamspieler des Senegal wurde am 10. April 1992 in Sédhiou geboren. Der Offensivspieler kam 2011 nach Europa. Nach einem Jahr beim
FC Metz wechselte er zu Salzburg. Mit Red Bull wurde Mané 2014 Meister und Cupsieger.
Nach 87 Spielen und 45 Toren wechselte er im selben Jahr zum FC Southampton, wo er ebenfalls zwei Jahre blieb. Liverpool investierte im Sommer 2016 umgerechnet 41,2 Millionen Euro in den mittlerweile 27-Jährigen.
Bei den Reds steht er noch bis Sommer 2023 unter Vertrag.
Schlussendlich durfte Mané seinen Traum doch noch leben. Mit alten und geflickten Fußballschuhen spielte er in der größten Fußball-Akademie Senegals vor. Er hinterließ einen so guten Eindruck, dass er bleiben durfte.
Über den französischen Partnerklub der Génération Foot Akademie ging es nach Salzburg. Die Eingewöhnung fiel ihm schwer. Trainingsfleiß war nicht seine Stärke, auch mit der Pünktlichkeit hatte er seine Probleme. Sein Glück war aber, dass er mit Roger Schmidt auf einen Trainer traf, der öfter ein Auge zudrückte.
Bei Adi Hütter war das anders: Für Schmidts Nachfolger hat Disziplin Priorität. Damit hatte Mané Probleme. Und nicht nur das: Nachdem ein versprochener Transfer in eine Topliga zu scheitern drohte, kam es zum Eklat: Er erschien vor dem Champions-League-Play-off 2014 in Malmö nicht zum Training und wurde suspendiert.
Nur Mané die Schuld an der Eskalation zu geben, wäre nicht korrekt. Selbst einige Mitspieler hatten Verständnis für ihn. "Er war enttäuscht und hat Angst gehabt, dass es nicht mehr klappt mit einem Transfer. Dann trifft ein junger Spieler manchmal eine falsche Entscheidung und denkt nur an sich", meinte Teamkollege Christian Schwegler.
In letzter Minute klappte es doch noch mit einem Transfer zu Southampton. Erstmals wurde für einen Spieler aus der Bundesliga eine zweistellige Millionensumme in Euro bezahlt. Ronald Koeman war Mané-Fan. Der damalige Coach des Premier-League-Klubs hatte ihn in der Europa League gegen Ajax glänzen gesehen.
Musterprofi
Sportlich überzeugte Mané auch in Southampton, aber wieder gab es disziplinäre Probleme. Erst in Liverpool wurde er zum Musterprofi. Das wirkte sich auch auf dem Spielfeld aus. Seine Leistungen sind noch konstanter geworden, in der Startruppe ist er längst ein Hauptdarsteller.
Aber seine Wurzeln hat er nie vergessen. In seinem Heimatdorf ließ er eine Schule und einen Fußballplatz errichten. Regelmäßig spendet er für Kleidung, Schuhe und Essen. Mit dem exzentrischen Lebensstil vieler seiner Kollegen kann der gläubige Moslem, der auch die Toiletten in der Moschee von Liverpool reinigt, wenig anfangen.
"Was soll ich mit zehn Ferraris, zwanzig Diamant-Uhren und zwei Jets? Was würde das für mich und die Welt tun? Ich war hungrig, musste auf dem Feld arbeiten, hatte keine Bildung und kickte barfuß. Durch den Fußball kann ich meinen Leuten jetzt helfen", erklärt der 27-Jährige.
Mit dieser Einstellung hat er auch in Salzburg viele Sympathien zurückgewonnen, die er durch seinen Abgang verloren hatte. Als er 2015 mit Southampton in der Red-Bull-Arena gastierte, gab es viele Pfiffe. Ob das am Dienstag wieder so sein wird?
Wohl nicht. Mittlerweile ist man auch in Salzburg stolz auf Sadio Mané.
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