Letzte Chance für Feldhofer: Ein Abschied von Rapid mit Hindernissen

Rapid-Trainer Ferdinand Feldhofer
Zum zweiten Mal hatte Ferdinand Feldhofer in dieser Saison eine Woche lang Zeit, um die Mannschaft auf ein wegweisendes Heimspiel gegen einen schlagbaren Gegner vorzubereiten. Zeit, um die oft vermissten spielerischen Lösungen und neue taktische Facetten einzuüben. Zum zweiten Mal endete die Partie als Fiasko.
Nach einer englischen Woche und mit einem ausgelaugten oder durchrotierten Team hätte es nicht schlimmer aussehen können als beim 1:3 gegen den WAC.
So wie nach dem 0:1 gegen Vaduz steht im Verein ein Umbruch an. Damals hatte das Präsidium nach Diskussionen entschieden, Feldhofer die Chance zur Wende zugestehen zu wollen. Wenn schon das gesamte Präsidium und Manager Peschek ihren Rückzug ankündigen, soll zumindest auf dem Trainerposten Kontinuität versucht werden.
Jetzt ist den Verantwortlichen klar: So kann es nicht weitergehen. In einer Woche, nach dem Auftritt in Salzburg, beginnt die Länderspielpause. Das ist der übliche Zeitpunkt, um einem Neuen Zeit zu geben, eine verunsicherte Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen.

Aussprache mit Trainer
Feldhofer hofft noch auf eine allerletzte Chance, auf das Wunder von Salzburg und den ersten Sieg beim Serienmeister seit Sommer 2015.
„Wir sind nicht zum Alltag übergegangen. Wir haben offen und ehrlich von beiden Seiten analysiert, was gegen den WAC schiefgegangen ist“, betont der Chefcoach im KURIER-Gespräch nach dem Sonntagstraining. „Wir sind nicht gefestigt und haben nach dem 0:1 komplett den Faden verloren. Aber ich spüre: Wir stehen zusammen und ziehen noch immer an einem Strang.“
Deswegen will der 42-Jährige nach neun Monaten, einem bescheidenden Punkteschnitt von 1,56 in 36 Partien und spielerischer Magerkost nicht zurücktreten.
Dass Feldhofer überhaupt noch im Amt ist, hängt auch mit der heiklen Frage nach dem Nachfolger zusammen.
Ein neuer Trainer mit Rang und Namen?
Ist kaum zu bekommen, weil sich das scheidende Präsidium Bruckner hüten wird, einen langfristigen Vertrag anzubieten. Sollten die künftigen Machthaber andere Ansichten haben, wären bald drei Trainer (samt ihrem persönlichen Co) zu bezahlen: Feldhofer, dessen Vertrag bis Saisonende läuft, sein Nachfolger und dann die Wunschlösung der neuen Verantwortlichen.
Stefan Kulovits, der als langfristige Alternative aufgebaut werden sollte, ist ebenfalls kaum einsetzbar: Der Rapid-II-Coach hat von den vergangenen 19 Spielen nur eines gewonnen und nähert sich mit dem an sich hochtalentierten Zweierteam dem letzten Platz in der 2. Liga an.

Nach dem Kühbauer-Aus hatte es noch eine einfache wie logische Lösung gegeben: Steffen Hofmann übernahm gemeinsam mit Thomas Hickersberger, der sich um den Großteil der Trainingsinhalte kümmerte, während Hofmann vor allem kommunizierte.
Jene Fraktion im Verein, die sauer auf Hofmann und seine geplante Präsidentschaftsliste ist, sagt: „Soll sich der Steff doch wieder hinsetzen!“ Aber wie soll das gehen? Vor der Partie über Gegenspieler reden, danach über künftige Präsidiumsmitglieder?
Druck auf Barisic
Also bleibt nur noch Zoran Barisic. Der Sportchef hatte 2021 den in Hütteldorf lauten Ruf nach seinem Trainer-Comeback abgeblockt. Da sowohl Feldhofer als auch der neue Kader in seinen Verantwortungsbereich fallen, ist der Druck auf den Wiener jetzt ungleich größer, Verantwortung zu übernehmen und zumindest als Interimslösung bis zur Präsidentenwahl zur Verfügung zu stehen.
Wenn Barisic seine Zukunft weiterhin abseits der Trainerbank sieht, muss der 52-Jährige schnellstmöglich einen Wunderwuzzi finden: Einen Trainer, der einen kurzfristigen Vertrag akzeptiert und es schafft, einen Verein, der in Querelen versinkt, zumindest sportlich wieder halbwegs zu stabilisieren.
Oder ist da doch das Wunder von Salzburg mit Feldhofer realistischer?
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