ÖFB-Duell mit Frankreich: Vorhang auf für 400-Millionen-Mann Mbappe
Selten hat ein nicht vollzogener Transfer so viel Staub aufgewirbelt. Real Madrid trauert Kylian Mbappe trotz der gewonnenen Champions League immer noch nach. Der Franzose hat sich seinen Verbleib bei Paris Saint-Germain vergolden lassen. Mit 23 Jahren ist er nun der bestbezahlte Fußballer weltweit. 50 Millionen Euro netto soll der Angreifer durch seine Verlängerung bis 2025 bei PSG jährlich erhalten. Am Freitag (20.45 Uhr/live ORF 1) ist die Attraktion in Wien zu bewundern.
Mit Frankreichs Nationalteam, in der Nations League in Österreich zu Gast, war Mbappe 2018 bereits im zarten Alter von 19 Weltmeister. Die EM im Vorjahr war aber alles andere als sein Turnier. Der gefragteste Kicker der Welt blieb torlos und verschoss beim Achtelfinal-Aus gegen die Schweiz den entscheidenden Elfmeter - das verfolgte ihn durch einen turbulenten Sommer. Auch dass er zu Real wechseln wollte, nahmen ihm die Fans in Frankreich übel. Das einstige Wunderkind wurde vom PSG-Anhang ausgebuht.
400 Millionen Euro
Aus dem angestrebten Transfer nach Madrid wurde nichts, die Pariser lehnten Ablöse-Gebote von bis zu 200 Millionen Euro ab. Und ein Jahr später ist alles anders. Laut Medienberichten soll alleine das Handgeld für Mbappes Unterschrift unter seinen neuen Dreijahresvertrag bei PSG mehr als 100 Millionen Euro betragen. Mit Brutto-Bezügen belaufen sich die Gesamtausgaben von Frankreichs Meister und Budget-Krösus für drei weitere Jahre Mbappe auf mehr als 400 Millionen Euro.
Doch nicht nur mit Geld soll der Ausnahmekönner erschlagen worden sein. Auch die hohe Politik bemühte sich um seinen Verbleib. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron bestätigte am Wochenende, Mbappe in einem Gespräch geraten zu haben, im Land zu bleiben. Auch der Emir von Katar - PSG wird primär durch einen katarischen Staatsfonds finanziert - soll involviert gewesen sein. Längst werden Umfragen gemacht: 65 Prozent der Franzosen befürworten Mbappes Verlängerung selbst zu den horrenden Konditionen.
Laut spanischen Medienberichten sollen Mbappe gar Sonderrechte zugesichert worden sein, etwa um von seinem Klub künftig in wichtigen Personalfragen konsultiert zu werden. Ähnlich war es bei seinem Teamkollegen Lionel Messi in dessen Hoch-Zeit beim FC Barcelona gewesen. Eine angebliche Streichliste mit 14 mehr oder weniger prominenten Namen, von denen er wünschen soll, dass sie PSG diesen Sommer verlassen - darunter Trainer Mauricio Pochettino oder sein extrovertierter Kollege Neymar - wies Mbappe auf Twitter als "FAKE" zurück.
Frankreichs Top-Torjäger
Mbappe-Berichte aus Spanien sind derzeit ohnehin mit Vorsicht zu genießen. Der Stachel, den Weltstar nicht ins Land bekommen zu haben, sitzt tief. In Madrid wertet man es als Beleidigung, dass sich der Außenstürmer trotz intensiven Werbens und weit fortgeschrittener Gespräche vor zweieinhalb Wochen letztlich gegen Real entschied. Dabei jagt er im Klubfußball noch immer den ganz großen Triumph. Viermal war er mit PSG bereits Meister, viermal in Serie holte Mbappe zuletzt Frankreichs Torjäger-Krone - die Champions League blieb ihm bisher aber verwehrt.
Ausgerechnet gegen den späteren Sieger Real mit ÖFB-Star David Alaba war in diesem Jahr bereits im Achtelfinale Endstation. Als Folge wird in Paris kaum ein Stein auf dem anderen bleiben. Sportdirektor Leonardo hat den Verein bereits verlassen, Pochettino dürfte folgen. Der Hauptstadtklub setzt fast alles auf eine Karte - Mbappe. Der Druck sei für ihn bei der getroffenen Karriereentscheidung kein Problem gewesen, versicherte der Hoffnungsträger. "Mit dem lebe ich, seit ich 14 bin."
Mbappe hat die persönlichen Opfer, die er für seine Karriere gebracht hat, immer offen angesprochen. Als Sohn eines Kameruners und einer Algerierin ist er in einem Vorort von Paris aufgewachsen. Nach zwei Jahren in der berühmten Fußball-Schule in Clairefontaine übersiedelte er mit 14 zu AS Monaco. Mit gerade einmal 18 Jahren schoss er den Klub zum Meistertitel - und PSG legte 180 Millionen Euro Ablöse für ihn auf den Tisch.
Marktwert
Mittlerweile beläuft sich Mbappes Marktwert laut einer aktuellen Studie des Schweizer Instituts CIES Football Observatory auf 205,6 Mio. Euro. Den Transferrekord hält aber immer noch Neymar, für den PSG vor fünf Jahren 222 Mio. Euro bezahlte. Weltfußballer waren beide noch nie. Für Mbappe scheint die Auszeichnung, die in den vergangenen zwei Jahren Noch-Bayern-Stürmer Robert Lewandowski einheimste, aber nur eine Frage der Zeit.
Einen großen Schritt näher könnte er ihr im Winter mit einem weiteren WM-Titel kommen - ausgerechnet in Katar. In der Nations League, in der sie am Freitag gegen das ÖFB-Team antreten, sind die Franzosen Titelverteidiger. Wegen einer leichten Knieprellung pausierte Mbappe zwar wie sein Stürmer-Kollege Karim Benzema am Montag beim 1:1 in Kroatien. In Wien sollen die beiden Superstars aber wieder zur Verfügung stehen.
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