Der baumlange Kärntner sticht nicht nur körperlich aus der Masse der Fußballer heraus, er ist auch vom einen besonderen Schlag, weshalb man den 29-Jährigen in diesem durchorchestrierten und weichgespülten Sport fast schon unter Artenschutz stellen müsste. Weil Martin Hinteregger nämlich auf eine ehrliche Art und Weise anders ist, ohne dass es inszeniert wirkt.
Das wird bei jedem seiner begehrten Interviews deutlich, bei denen er sich nicht in leeren Worthülsen verliert oder um den heißen Brei herumredet. Und das zeigt er auch im Alltag. Der typische Fußballer-Habitus ist dem passionierten Jäger fremd, bis vor wenigen Jahren verwendete der Kärntner kein Smartphone, und er verweigerte Social Media.
Hinteregger macht auch kein Hehl daraus, dass er nach Siegen in der Kabine lieber zünftig anstößt als am Handy herumzuwischen und Instagram und Co. zu füttern, wie es die meisten seiner Fußballerkollegen tun. „Mir wäre es lieber, wenn eine Kiste Bier in der Mitte steht und wir setzen uns alle in den Pool und trinken“, sagte er einmal.
Aber Hinteregger ist jetzt keineswegs nur ein kauziges Original, der Teamspieler ist auch einer, der über die Outlinie hinausblickt. In seinem Buch „Innensicht“, das im letzten Sommer erschienen ist, nimmt er Themen auf, die in der Glitzerwelt des Fußballs meist tabu, aber trotzdem allgegenwärtig sind: Spielsucht oder Depression.
„Ich wollte zeigen, dass es uns Fußballern nicht immer nur gut geht, sondern auch wir Schattenseiten erleben.“ In Frankfurt erlebt Hinteregger nun die sportlich beste Zeit seiner Karriere. Zum zweiten Mal nach 2020 steht er mit der Eintracht im Semifinale der Europa League, er ist unumschränkter Abwehrchef und vor allem Fan-Liebling.
„Dass sie mir dieses Lied gewidmet haben. Das ehrt mich wirklich.“
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