Kulovits: Unterschätztes Urgestein

SK Rapid Wien's Stefan Kulovits (R) tackles FC Metalist Kharkiv's Taison during their Europa League Group K soccer match in Kharkiv October 4, 2012. REUTERS/Gleb Garanich (UKRAINE - Tags: SPORT SOCCER)
Stefan Kulovits: „Es gibt Trainer, die den Weg des geringsten Widerstandes gehen.“

Er wird am 19. April erst 30 Jahre alt. Kein anderer Spieler ist so lange wie der Wiener beim Verein. Im Sommer werden es 15 Jahre, dass Stefan Kulovits Grün-Weiß trägt. 2002 begann der damalige Amateur seine Berufslaufbahn. In der Sonne der Algarve trinkt er ein stilles Mineralwasser. Kaffee und Cola sind nicht seine Sache. Und ein kleines Bier ist tabu. „Vorbereitungszeit ist bei mir Fastenzeit“, sagt er.

KURIER: Wie oft waren Sie in einem Trainingslager mit Rapid?
Stefan Kulovits: Manchmal hatten wir mehr als eines. Es ist meine 22. Vorbereitung.

Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Trainingslager?
Na klar. Im Sommer 2002 durfte ich mit nach Kapfenberg und an der Seite meines Kindheitsidols Andi Herzog trainieren.

Jetzt sind Sie der alteingesessene Rapidler. Wie geht es Ihnen mit dem nahenden 30er?
Für einen Fußballer ist der Dreier etwas Unangenehmes. Da gehörst du zu den Routiniertesten und fühlst dich richtig alt.

Bemerkt man den Trend zur Jugend in Österreich?
Klar. Bei uns haben manche ein halbes Jahr bei den Amateuren gespielt und sind jetzt schon im Profikader. Das ist der richtige Weg. Die Klubs stecken viel Geld in die Akademien und wollen diese Spieler einsetzen. Das ist gut so. Ich war nie ein Fan von zweitklassigen Legionären.

Kulovits: Unterschätztes Urgestein
APAHPF16 - 20042008 - WIEN - OESTERREICH:ZU APA TEXT SI - Stefan Kulovits (l.) und Helga Payer mit dem Meisterteller am Sonntag, 20. April 2008 , im Hanappi-Stadion. APA-FOTO:HERBERT PFARRHOFER.
Welche Gefühle hegt ein Altrapidler wie Sie zu seinem Klub?
Ich bin hungrig nach Titeln. Es gibt nichts Schöneres, als mit Rapid Meister zu werden. Das ist mir zwei Mal gelungen.

In den beiden Meisterjahren hatten Sie Ihre meisten Saisoneinsätze.
Statistiken sind eine eigene Geschichte. Aber ein bisschen Wahrheit steckt doch hinter den Zahlen.

28 und 23 Einsätze hatten Sie damals. Sonst kamen Sie nie über 20 pro Saison. Genießen Sie nicht genug Wertschätzung im Klub?
2002 hat mir Andi Herzog den Spitznamen „Kampfgelse“ gegeben. So was kommt bei den Fans gut an, vielleicht aber haben mich manche Trainer nur aufs Kämpfen reduziert. Trotzdem habe ich in den zehn Jahren vier Trainer überdauert.

Und trotzdem sind Sie über längere Zeit gesehen kein Stammspieler in der Startelf.
Wenn es gegen leichte Gegner ging, haben die Trainer halt auf offensivere Typen gesetzt. In engen Partien habe meistens ich gespielt. Ich habe auch fünf Länderspiele absolviert, wurde unter drei Teamchefs einberufen. Eine Eintagsfliege sieht anders aus.

Haben Sie sich zu viel gefallen lassen?
Ab und zu ist Unerklärliches passiert. Wir haben 7:0 in Salzburg gewonnen, im nächsten Spiel war ich raus aus der Startelf. Vielleicht habe ich mich manchmal zu wenig auf die Beine gestellt. Es gibt ja auch Trainer, die den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Ich habe lange zurückgesteckt, was mir auch auf den Kopf gefallen ist.

Gab es die eine oder andere Verletzung, die Sie aus der Bahn geworfen hat?
Die eine oder andere Verletzung? Ich war an der Patellarsehne verletzt, hatte drei Bänderrisse, habe mir das Kreuzband gerissen. Und gebrochen habe ich mir das Schienbein, die Mittelhand, die Kniescheibe. Die Rippen- und Nasenbeinbrüche waren halb so schlimm.

Was hat besonders wehgetan?
2005 habe ich mein erstes Länderspiel gemacht, wir sind Meister geworden. Ich habe mir im letzten Spiel Kreuzband und Kniescheibe bedient. Das war ein Tiefschlag, weil ich nicht in der Champions League spielen konnte. Aber Verletzungen haben mich geprägt. Seither kann ich es noch besser schätzen, was es bedeutet gesund zu sein und auch zu bleiben.

Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Ich könnte mir vorstellen, bei Rapid in Pension zu gehen. Mein Vertrag läuft aber im Sommer aus, und ich will bald Klarheit, ob verlängert wird. Das wäre mir gegenüber fair, damit ich mich rechtzeitig umschauen kann.

Wenn nicht Rapid, was dann?
Meine Tochter ist drei Jahre alt, meine Frau und ich sind flexibel. Das wäre eine gute Möglichkeit eine andere Kultur kennenzulernen, eine andere Mentalität.

Kulovits: Unterschätztes Urgestein
APA9066902-2 - 12082012 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - Tipp3-Bundesliga-Begegnung zwischen Red Bull Salzburg und SK Rapid Wien am Sonntag, 12. August 2012, in Salzburg: Im Bild Elfmeterfoul an Jonatan Soriano Casas (Red Bull Salzburg/Mitte) durch Stefan Kulovits (l./Rapid Wien). APA-FOTO: KRUGFOTO
Also Ausland. Und Österreich?
Alles außer Salzburg und Austria. Aber das würde es ohnehin nicht spielen.

Sagen Sie das, um bei den Fans gut anzukommen?
Das brauche ich nicht. Mit 16 habe ich mein West-Abo gehabt. Ich bin so etwas wie ein Bindeglied zwischen Mannschaft und Fans. Ich habe noch erlebt wie wir 2002 vor 3500 Fans gespielt haben, da hat sich viel entwickelt.

Doch viele Fans legen hohe Ansprüche an die Mannschaft.
Es gibt hier Grenzen, die nicht überschritten werden sollen. Bei Rapid ist entweder alles gut oder alles schlecht. Aber wir Profis müssen auch Kritik akzeptieren. Wir verdienen gutes Geld und müssen sehen, dass es da Fans gibt, die sich verschulden, um uns zu unterstützen.

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