Kühbauer vor Rapid-Debüt: "Der Müll muss in die Tonne"

Kühbauer vor Rapid-Debüt: "Der Müll muss in die Tonne"
In Glasgow will Kühbauer anfangen, die sportlichen Rückschläge der letzten Wochen wegzustecken.

Warum tut er sich das eigentlich an? Didi Kühbauer könnte als Very Important Person (also echter VIP) mitfliegen, Gespräche führen, Notizen machen, und dann, nach dem Spiel in Glasgow gegen die Rangers, erklären, was Sache ist. Bei einem Start zu Hause gegen Mattersburg am Sonntag wäre das Risiko einer Niederlage doch etwas geringer als beim Debüt ohne Anlaufzeit gegen Schottlands Rekordmeister, ab 21 Uhr (Puls4, DAZN live) vor 50.000 Rangers-Fans im legendären Ibrox Stadium.

Aber Kühbauer denkt nicht in solchen Kategorien. Als Rapid-Sportdirektor Fredy Bickel Samstagabend bei einigen Trainerkandidaten schriftlich anfragte, ob sie bereit wären für einen Kaltstart, war der damalige SKN-Trainer sofort Feuer und Flamme.

Für den 47-Jährigen gibt es keine Zeit zu verlieren. „Der Müll, der zuletzt da war, muss in die Tonne! Und das möglichst schnell“, sagt der neue Chefcoach und meint damit die viele negative Energie, die Anfeindungen, die Enttäuschungen und auch sportlichen Rückschläge der letzten Wochen.

Kühbauer vor Rapid-Debüt: "Der Müll muss in die Tonne"

Ungewohntes Bild

Der neue Müllmann der Hütteldorfer geht auf Reisen – und gibt dabei ein überraschendes Bild ab. Der sonst immer leger gekleidete Burgenländer trägt den dunkelblauen Europacup-Anzug der Rapidler, mit der grünen Klub-Krawatte und einem roten Stecktuch. Der Anzug von Vorgänger Djuricin kann es nicht sein, der wäre zu groß.

Gleich vier TV-Interviews sind auf dem Schwechater Flughafen zu geben. Dazwischen wollen Fans Selfies. Der Neue, der nach Selbstbeschreibung früher „manchmal wie ein Narr herumgehüpft“ ist, bleibt gelassen und versucht, jede Frage tatsächlich auch zu beantworten. Kühbauer spricht in „Wir“-Form und sagt „die Rapid“ – ein Kennzeichen für Rapidler, die das bereits im 20. Jahrhundert waren.

Das erste Lob bekommt Boli Bolingoli ab. Der Linksverteidiger, den Djuricin im September schmerzlich vermisste, ist wieder voll fit. „Ein Training reicht nicht, um zu sehen, wo die Mannschaft wirklich steht. Aber diese eine Stunde war genug, um zu sehen, wie stark Boli ist“, sagt Kühbauer.

„Mir ist aufgefallen, wie der Trainer sofort präsent war. Ich weiß, dass er auch hart sein kann. Aber positiv hart“, erzählt der Belgier. „Ich bin wirklich zuversichtlich, dass wir mit dem Trainer wieder in erfolgreiche Zeiten starten werden.“

Bei den Rangers wurde neben dem starken Mittelstürmer Morelos der extrem offensive Rechtsverteidiger Tavernier als Schlüsselspieler ausgemacht. „Das könnte ein spannender Fight werden“, meint Bolingoli, der ebenso wie Christopher Dibon bereit fürs Comeback wäre. „Es wäre nicht klug, nach einem Training alles umzudrehen“, kündigt Kühbauer dezente Veränderungen an.

Den Matchplan hat nach den Videoanalysen von Maurizio Zoccola noch Assistent Thomas Hickersberger erstellt. „Ich vertraue Hicke, wir haben den Plan diskutiert und wissen, wie wir gegen diese spielstarken Rangers Räume bekommen können. Mit Trainer Steven Gerrard wollen sie durchkombinieren und nicht wie die Schotten früher spielen“, sagt Kühbauer.

Bodyguard Nastl

Auf der Reise selbst fällt auf, dass Manfred Nastl wie ein Bodyguard nicht von der Seite des Chefs weicht. Der langjährige Assistent Kühbauers bekommt im Flieger bei seiner Vorstellung Applaus von den Fans – trotz der Austria-Vergangenheit. Euphorisch beklatscht wird Didi Kühbauer. Und der meint es verdammt ernst, wenn er sagt: „Ich glaube an meine Stärken. Ich glaube an die Spieler. Und ich glaube an Rapid.“

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