Und doch gibt es entscheidende Unterschiede:
1.) Die Mannschaft ist intakt und hält zum Trainer. Sonst wäre gegen Sturm, drei Tage nach den 120 Cupminuten gegen die Admira, nicht eine der besten Saisonleistungen (trotz des 0:3-Endstands) zu sehen gewesen.
2.) Die Fans laden ihren Frust nicht – wie 2018 – am Trainer ab. Aktuell gibt es im Block West interne Aufregung: Viele aus der (mehrheitlich geimpften) Fanszene verstehen nicht, warum aus Protest gegen die Wiener 2-G-Regel der organisierte Support eingestellt wird.
3.) Die Entscheidungsträger halten zum Trainer. Für den Langmut gibt es mehrere Gründe. Natürlich schützt der Legendenstatus: Der 50-Jährige ist Mitglied des Jahrhundertteams und verkörpert authentisch den gerne beschworenen Rapid-Geist.
Außerdem ist Martin Bruckner mit dem Versprechen der Kontinuität Präsident geworden. Der nüchterne Zahlenmensch ist für populistische Kurswechsel nicht zu haben. Dass mit der unnötigen Trennung von Zoran Barisic als Trainer 2016 der Verein in eine lange und teure Krise gestoßen wurde, steckt der Vereinsspitze noch heute in den Knochen.
Und, was aktuell wohl am meisten wiegt: Der Verein ist Kühbauer dankbar. Obwohl der Kader seit der Verpflichtung des Burgenländers Jahr für Jahr billiger wurde, sind stets alle sportlichen Zielvorgaben erfüllt worden: Zwei Mal Zweiter, zwei Mal Einzug in die Europa League. Auch jetzt kann bei den Gehaltsgrundkosten im Saisonvergleich wieder mit einer Reduktion von rund 500.000 Euro gerechnet werden.
Vorsichtige Planung
Kühbauer hat den Sparkurs mitgetragen, seit dem Trainingsstart gibt es aber Verstimmungen: Seine Warnungen, dass mit diesem Kader und dem dichten Programm Probleme drohen, zählten nicht so viel wie die finanzielle Vorsicht wegen der Corona-Krise. Erst als eine Gruppenphase fixiert war, wurde investiert (Kauf von Aiwu, Leihe von Ballo).
Der nach der Länderspielpause erhoffte Schub nach vorne ging nach hinten los.
Kühbauer ist schon zu lange im Geschäft, um zu übersehen, dass alle Treueschwüre von der Krise aufgelöst werden könnten. Da kommt die Reise nach London gelegen wie ein Zahnarztbesuch: Ausgerechnet bei West Ham erscheint die Wende höchst unwahrscheinlich. Vermutlich werden in der Europa League einige Reservisten einlaufen.
Auch wenn es traurig klingt: Das wichtigere Spiel für Rapid und die Zukunft des Trainers findet am Sonntag statt. Gegen WSG Tirol.
Kommentare