Kein Sieger bei Sturm gegen Rapid

Florian Kainz (Mitte) gastierte mit Rapid bei seinem Ex-Klub.
Ein attraktives Bundesliga-Spiel endet mit einem 2:2-Unentschieden.

Als „Spiel der Saison“ bezeichnete es Sturms Stadionsprecher-Aushängeschild Ludwig Krentl. Los war genug: Die Partie gegen Rapid war seit fast zwei Wochen ausverkauft, das war in der UPC-Arena zum letzten Mal in der Meistersaison 2011 passiert. Immerhin ging es vor 15.300 lautstarken Fans um Platz eins in einer Bullen-befreiten Liga (die Salzburger ziehen ja längst am Gipfel einsame Kreise). Und wenn Rapid kommt, heißt es für steirische Polizisten und Securitys Überstunden schreiben. Hochsicherheitsspiel heißt dies in der Fachsprache.

Mit Sicherheit spannend bleibt es nach dem 2:2 im Kampf um Platz zwei, der ein Ticket für die Qualifikation zur Champions League beschert: Rapid führt zwei Punkte vor Sturm und Altach, fünf vor dem WAC.

Beide Mannschaften hatten ja etwas gutzumachen, schließlich remisierten Sturm und Rapid gegen die verlässlichen Punktelieferanten aus Niederösterreich in der Vorwoche. Rapid tat dies von Beginn an kontrollierter, zunächst fiel Philipp Schobesberger im Strafraum nach einem Zweikampf mit Kamavuaka, kurz darauf konnte den derzeit Besten von Rapid keiner mehr stoppen. Der Ex-Paschinger gewann das Laufduell gegen Oschtschipko und überspielte Gratzei – 0:1 nach acht Minuten, Schobesberger hat damit in den jüngsten fünf Spielen stets getroffen.

Das angesagte Topspiel hielt zunächst das Versprechen, nach 16 Minuten schlug Sturm zurück: Nach einer Schick-Flanke köpfelte Simon Piesinger („Ich hab’ mich gewundert, warum ich so allein stand“) den Ausgleich. Das Spiel blieb rassig, Fehlpässe und Fouls störten aber den Spielfluss, kurz vor der Pause hätte Madl nach einer Attacke an seinem Ex-Kollegen Kainz Rot sehen müssen. Rapids verteidigende Fraktion stellte sich in der lange nervös geführten Partie zumeist geschickter an als jene von Sturm.

Benebelt

Undurchsichtig waren die ersten Aktionen nach der Pause. Was aber an Rapid-Fans lag, die Nebelkörper warfen. Gratzei kann dies als Ausrede heranziehen: Bei einem Schuss von Thanos Petsos aus 35 Metern sah er schlecht aus. Auch gegen Grödig und Wiener Neustadt hatte der einst verlässliche Schlussmann gepatzt.

Die Führung der Hütteldorfer war insofern nicht unverdient, als sie die Entscheidung suchten und Sturm vorerst den Faden komplett verlor. Nach einer steirischen Schockstarre gab es aber für Rapid eine kalte Dusche: Nach einem Pass von Schick verwandelte Daniel Beichler. Im Gegenstoß rutschte Beric allein vor dem Tor vorbei. Es kam wieder Klasse ins Spiel, beide Teams kamen zu Chancen, auch Gratzei zeichnete sich einige Mal aus. Es blieb aber beim gerechten 2:2. Und bei einer Werbung für Österreichs Fußball.

SK Sturm Graz - SK Rapid Wien 2:2 (1:1)

Graz, UPC-Arena, 15.300 (ausverkauft), SR Ouschan.


Torfolge: 0:1 ( 8.) Schobesberger
1:1 (16.) Piesinger
1:2 (54.) Petsos
2:2 (70.) Beichler

Sturm: Gratzei - Spendlhofer, Madl, Kamavuaka, Oschtschypko - Hadzic, Piesinger - Schick, Avdijaj (63. Beichler), Gruber (75. Offenbacher) - Kienast

Rapid: Maric - Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Schrammel - Petsos, Schwab - Schobesberger, S. Hofmann (74. Behrendt), F. Kainz (80. Starkl) - Beric (85. Prosenik)

Gelb-Rot: Kienast (87./wiederholtes Foulspiel), Madl (94./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: Piesinger, Hadzic, Oschtschypko, Beichler, Schick bzw. Petsos

Tabelle

Franco Foda (Sturm-Graz-Trainer): "Die erste Hälfte war ausgeglichen, beide Mannschaften hatten wenig Tormöglichkeiten. In der zweiten Hälfte hatte Rapid bessere Möglichkeiten, nach dem 2:2 aber auch wir unsere Chancen. Aber Rapid war heute vielleicht einen Tick besser als wir. Nach dem 2:2 war es ein sehr offenes Spiel von beiden Seiten, beide wollten gewinnen. Ich kenne unsere Probleme, insofern sind wir mit dem einen Punkt zufrieden. Ich glaube, beide Ausschlüsse sind berechtigt, da gibt es nichts zu diskutieren."

Christian Gratzei (Sturm-Graz-Tormann): "Das zweite Rapid-Tor war ärgerlich. Ich bin weiter vorne gestanden und habe es nicht geschafft, den Ball über die Latte zu drehen. Da schaut man als Tormann natürlich schlecht aus. Wenn man zweimal in Rückstand ist und zwei Ausschlüsse hat, muss man mit einem Punkt zufrieden sein."

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "In erster Linie muss ich meiner Mannschaft gratulieren zu dieser Leistung. Sie hat alles umgesetzt, war wir ihr gesagt haben. Es spricht für die Mentalität, dass wir nach vorne spielen, egal wie der Spielstand ist. Ich habe schon eine Riesenfreude mit der Leistung meiner Mannschaft. Bei so einem Ambiente ist es nicht notwendig, die Mannschaft zusätzlich zu motivieren, weil die Rivalität der beiden Mannschaften sehr groß ist und sie das größte Fan-Potenzial haben. Ich denke darüber nach, wie wir unser Spiel noch verbessern können. Aber schön ist es zu sehen, wie sich die Mannschaft entwickelt. Das stimmt mich sehr optimistisch, was die Zukunft betrifft. Wir können auf dieser Leistung aufbauen. Es ist keine Vorentscheidung gefallen um Platz zwei."

Philipp Schobesberger (Rapid-Torschütze): "Steffen (Anm.: Hofmann) hat mir super in den Lauf gespielt, ich habe den Körper dazwischen gestellt und den Ball ins leere Tor gespielt. Vom Gefühl her waren wir schon das ganze Spiel überlegen. Daher ist es bitter, dass wir den Ausgleich noch bekommen haben. Aber wir sind vor Sturm, daher können wir damit besser leben."

Thanos Petsos (Rapid-Torschütze): "Ich bin froh, dass das Tor gelungen ist, dass der Knoten geplatzt ist. Jetzt hat es geklappt und es kann nur so weitergehen."

Dass sich Sturm-Tormann Christian Gratzei nicht in Bestform befindet, bewies der Meister-Goalie zuletzt in mehreren Partien, auch am Sonntag vor allem beim zweiten Rapid-Tor. Mit Michael Esser wurde von Bochum ein neuer Tormann für die nächste Saison bereits verpflichtet.

Bei Offensivspieler Donis Avdijaj bemüht man sich um eine Verlängerung des Leihvertrages. Ein Kauf ist für die Steirer völlig ausgeschlossen, 48 Millionen Euro müssten an Schalke gezahlt werden.

Bei Rapid sind einige Personalentscheidungen längst gefallen, offen ist nur noch, ob Admira-Allrounder Stephan Auer kommt. Von Grödig wurden die ablösefreien Stefan Nutz, Philipp Huspek und Tomi verpflichtet. Nutz und Huspek waren in dieser Saison die besten Grödiger, mit dem Spanier Tomi hatte man in Salzburg weniger Freude.

Aber auch mit dem Slowenen Robert Beric war man in Graz einst nicht überglücklich gewesen ...

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