Wir haben 2021 einen Bericht herausgebracht. Daraus geht hervor, dass 2020 in allen Sektoren 50 Menschen bei der Arbeit gestorben sind, 506 schwer und 37.000 leicht verletzt wurden. Mit dieser Information operieren wir.
Drei Tote wurden offiziell zugegeben, in Berichten ist von 6.500 oder 15.000 die Rede. Warum sind die Zahlen so unterschiedlich?
Viele der publizierten Zahlen sind nicht akkurat, die 6.500 z.B. beziehen sich auf alle Todesfälle von Südasiaten seit 2010, die haben aber nicht ausschließlich mit Arbeit zu tun. Es ist wichtig, den jeweiligen Kontext dieser Zahlen zu kennen, sonst sind sie irreführend. Was die WM-Baustellen betrifft: weniger als 2 Prozent der Arbeitsmigranten waren auf WM-Baustellen beschäftigt und dort gelten zudem die höchsten Standards.
Einige Reformen sind implementiert worden, seit die ILO mit Katar arbeitet. Es gibt Menschen, die sagen, Arbeiter in Katar geht es jetzt besser, weil die WM dort ist. Stimmt das?
Das stimmt definitiv. In den vergangenen 4,5 Jahren hat sich wirklich sehr viel verbessert. Wir wissen, dass es an vielen Stellen noch an der Umsetzung hakt. Vor allem beim Auszahlen der Löhne. Hunderttausende Arbeiter haben schon profitiert. Aber natürlich ist noch einiges zu tun. Die WM ist für uns nicht die Ziellinie.
Die ILO kam im April 2018 nach Katar - wie lange wird sie bleiben?
Bis Ende 2023, aber die Regierung hat angefragt, dass die ILO permanent bleiben.
Können die Reformen in der Region Schule machen?
Ich denke, vieles kann weiterverbreitet werden. Nicht zuletzt die Regeln für das Arbeiten in der Hitze. Die verbotenen Arbeitsstunden in Katar sind viel höher als in den anderen Ländern und sie haben einen direkten Einfluss auf die Gesundheit.
Aber wird sich das System, dass man billige Arbeitskräfte aus anderen Ländern für Niedriglohn Jobs holt, jemals ändern?
In der näheren Zukunft wohl nicht. In Katar sind 95% der im privaten Sektor Beschäftigten Arbeitsmigranten. Der Arbeitsmarkt ist strikt getrennt. Das wird sich so schnell nicht ändern.
Sie leben in Doha und arbeiten eng mit Regierung und OK zusammen. Wurden Sie zu WM-Spielen eingeladen?
Nein. Ich habe meine eigenen Tickets. Ich freue mich schon auf die Spiele.
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