Juan Mata und das eine Prozent

Juan Mata, der Mann hinter "Common Goal".
Der spanische Fußballspieler möchte ein Prozent seines Gehalts spenden - und forderte seine Kollegen auf, dasselbe zu tun.

Juan Mata möchte die Welt verändern. Sein Ziel ist kein neues, ist fast zur leeren Worthülse geworden - oft gehört, selten ernst genommen. Der spanische Fußballspieler, der bei Manchester United unter Vertrag steht, scheint es jedoch ehrlich zu meinen: "Ich habe darüber nachgedacht, wie mein Vermächtnis aussehen soll", schreibt Mata in einem auf der Website "The Players Tribune" erschienenen Artikel. "Ich möchte sicherstellen, dass andere Kinder dieselben Chancen haben, die ich hatte".

Matas Plan: Er möchte Fußballspieler dazu bewegen, ein Prozent ihres Gehalts an wohltätige Organisationen zu spenden - ein Prozent der Löhne, die nicht nur Außenstehenden, sondern auch vielen in der Branche Tätigen unwirklich erscheinen. Ein Prozent der Entlohnung, die Neymar bei Paris Saint-Germain erhalten soll - bei einem kolportierten Gehalt von 600.000 Euro pro Woche wären dies 312.00 Euro im Jahr -, gespendet an den Fonds "Common Goal". Dieser soll mithilfe der Spenden verschiedene Wohltätigkeitorganisationen unterstützen. Der Name des Fonds lässt sich sowohl mit "gemeinsames Ziel" als auch mit "gemeinsames Tor" übersetzen.

Eine soziale Agenda für den Fußball

Matas Vorschlag ist besonders in den Zeiten stetig steigender Ablösesummen und Gehälter relevant. Würde der FC Barcelona nur ein Prozent der für Neymar erhaltenen Ablösesumme, die den Brasilianer zum teuersten Fußballspieler der Geschichte machte, spenden, würde "Common Goal" über zwei Millionen Euro erhalten. Ein Prozent der Ablösesumme, die Juventus Turin 2016 für Paul Pogba erhielt? Eine Million Euro. Ein Prozent der Zahlung, die Manchester United für Mata selbst leistete, als der Spanier 2014 zu dem englischen Verein wechselte? 370.000 Euro.

"Wir wollen dem Fußball eine soziale Agenda verleihen", erklärt Mata. "Fußball als Werkzeug für einen sozialen Wandel" - das sei das große Interesse der Initiative. Um dieses Ziel zu erreichen, plant Mata, eine "Starting Eleven" zusammenzustellen - eine Elf, bestehend aus Spielern, die seinem Beispiel folgen und sich bereit erklären, ein Prozent ihres Gehalts zu spenden. Langfristig soll das Ziel des Projekts jedoch ein weitaus größeres sein: Das Spenden soll zu einer Alltäglichkeit, zu einem selbstverständlichen Teil des Systems werden.

Ein Team für Mata

Im Endeffekt sollen jedoch nicht nur die Akteure auf dem Rasen auf den Zug aufspringen - auch abseits des Platzes soll sich das Spenden durchsetzen: Bei Transfers, beim Verkauf von Merchandising-Artikeln, bei Sponsorenverträgen - wenn ein Prozent aller Einnahmen, die innerhalb der Fußballindustrie lukriert werden, an wohltätige Zwecke fließt - dann ist das Ziel von "Common Goal" erreicht. Zuerst benötigt Mata jedoch Mitstreiter: "Um ein Fußballspiel zu gewinnen, braucht es ein Team", schreibt der Spanier. "Ich fordere meine Mitspieler auf, sich zu beteiligen".

Unterstützt wird Matas Initiative von der Organisation Streetfootballworld, die über 100 fußballorientierte, gemeinnützige Gruppen miteinander vernetzt. Hierbei arbeitet Streetfootballworld unter Anderem mit der FIFA, der europäischen Kommission und dem Auswärtigen Amt der Bundesrepubik Deutschland zusammen.

Zu viel Business

Dass ausgerechnet Juan Mata eine Initiative wie "Common Goal" unterstützt, stellt keine große Überraschung dar: Schließlich hatte der 29-jährige bereits im April 2016 die hohen Gehälter im Fußball angeprangert. "Verglichen mit dem Rest der Gesellschaft verdienen wir eine irrwitzige Summe", verlautbarte Mata bei einem Interview in seiner Heimat. "Angesichts der Businessseite des Fußballs erscheint es, als wären die Besitzer der Vereine wichtiger als die Fans. Ich würde liebend gerne eine Lohnkürzung in Kauf nehmen, wenn es dafür weniger Einmischungen aus dem Businessbereich gäbe."

Hat Matas Initiative tatsächlich Erfolg, könnte sie den Fußball nachhaltig verändern, ihn vielleicht etwas menschlicher, vielleicht ein weniger "irrwitzig" - wie er es formulierte - machen. In seinem Artikel schreibt Mata: "Ich möchte etwas starten, das, wie ich hoffe, die Welt verändern wird - wenn auch nur ein bisschen".

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