Wahl-Geheimnis: Schmid und Bruckner präsentieren Rapid-Konzepte

Grün-weißer Rauch: Rapid entscheidet sich für den Frauenfußball
Roland Schmid und Martin Bruckner wurden zur Wahl am 25. November zugelassen. Die beiden Programme in der Zusammenfassung.

Nach 120 Jahren kommt es zur historischen Premiere: Alle ordentlichen Rapid-Mitglieder sind aufgerufen, in einer Stichwahl den nächsten Präsidenten zu wählen. 

Denn das Wahlkomitee hat wie erwartet sowohl Martin Bruckner als auch Roland Schmid (nach der Fusion mit der Liste von Robert Grüneis) samt ihren Teams zur Wahl am 25. November zugelassen.

Für Michael Krammer ist es eine "Kampfabstimmung", die der abtretende Präsident verhindern wollte. Für viele Fans ist es eine demokratische Wahl, die im Mitgliederverein möglich sein muss.

Vergangenheit ist der Aufruf zur Verschwiegenheit. Die Listen Schmid und Bruckner haben dem KURIER ihre Konzepte zur Verfügung gestellt. Zusammenfassend zeigen sich Unterschiede, verschiedene Ansätze, aber auch Parallelen.  

Wahl-Geheimnis: Schmid und Bruckner präsentieren Rapid-Konzepte

Roland Schmid

Roland Schmid: Alles für den Sport

„Grün-weiße Weichenstellung JETZT!“ lautet der Titel des stark auf den Sport konzentrierten Konzepts der „Fusionsliste Schmid/Grüneis“. Als Basis wurde das vom Team um Robert Grüneis erarbeitete Programm von Roland Schmid als Nr. 1 der Liste übernommen.

Das Motto ist „Alles für den Sport“, die Leitlinien lauten: „Oberster Chef ist der Fußball-Sport auf Basis einer einheitlichen und durchgängigen Performance-Kultur.“ Und: „Rückgrat und unsere einzige Chance ist der Nachwuchs.“ Deshalb werden die gesammelten Ausgaben für den Nachwuchs von aktuell rund 2,5 Millionen Euro auf 20 Prozent des Budgets ohne Europacup erhöht, also Stand 2019 sechs Millionen.

Die Jugend wird auch dadurch aufgewertet, dass „Gleichrangigkeit“ zwischen dem Profibetrieb und der Akademie hergestellt wird: Der Akademiedirektor ist dem Profi-Trainer künftig organisatorisch gleichgestellt. Nach der Fusion wird klargestellt: Geführt wird der Sport von Zoran Barisic.

Die markanteste Zahl im Konzept: Nach einer Aufbauphase (3 bis 5 Jahre) gibt es im Profikader eine verbindliche Eigenbauspieler-Quote von 50 Prozent. Als „Unterstützer“ für das neue Nachwuchs-Konzept werden Andreas Herzog (derzeit Teamchef in Israel) sowie Investor und Rapid-Sponsor Michael Tojner genannt.

Künftig werden alle Spieler inklusive Profikader einem „transparenten, objektiven und datengetriebenen Beurteilungsschema unterzogen“. Trainiert wird künftig nach einem „spielerzentrierten Ansatz“, um jeden einzelnen besser zu machen. Es geht dabei um Individualisierung nach ganzheitlichen Methoden.

Kritisiert wird an der Ära Krammer neben der „als chronisch zu bezeichnenden sportlichen Erfolglosigkeit“ auch, dass nach der Aufbruchsstimmung rund um den Stadionbau „der verbindende Grundgedanke bei Rapid verloren gegangen ist“.

Im kaufmännischen Bereich ist eine „Optimierung notwendig“.

Nach einer für Schmid gewonnenen Wahl werden an einem „Tag der Ideen“ Mitglieder zum Brainstorming ins Stadion eingeladen. Der Beirat bleibt erhalten, der Legendenclub wird das Präsidium beraten. Um die neuen Ideen umzusetzen, werden vier Arbeitsgruppen gegründet (zu den Themen Sport, Nachwuchs, Finanzen, Rapid-Familie), ab Juni 2020 beginnt die Umsetzung.

Ident sind übrigens die Zielvorgaben der Listen: Top drei in der Liga und damit jährlich im Europacup vertreten sein.

Wahl-Geheimnis: Schmid und Bruckner präsentieren Rapid-Konzepte

Martin Bruckner

Martin Bruckner: Evolution statt Revolution

„Agenda 2019 – 2022“ wird das 40-seitige Programm der Liste Bruckner betitelt. Das Leitbild („der zentrale Anhaltspunkt des Vereins“) und der Sport sollen die wichtigsten Pfeiler nach einer gewonnenen Wahl darstellen. Als roter Faden zieht sich durch den Inhalt die Mischung aus der Erkenntnis, dass Veränderungen nötig sind – nach dem Motto Evolution statt Revolution – und der „Stolz auf die Errungenschaften der Ära Krammer“.

In ihrem Amt bestätigt werden die Geschäftsführer Zoran Barisic (Sport) und Christoph Peschek (Wirtschaft). Zum geplanten Bau des Nachwuchszentrums im Prater wird betont: „Wir können Infrastruktur.“ Eine ambitionierte Zahl gibt es bei den Fans: Aus rund 15.000 sollen bis 2022 20.000 Mitglieder werden.

Die Neuerungen im Überblick: Es wird ein Satzungskonvent ausgerufen. Ziel ist es, die seit 120 Jahren immer wieder ergänzte Vereinssatzung im Konsens mit den Mitgliedern zu überarbeiten.

Uni-Professor Daniel Ennöckl hat sich bereiterklärt, mit Vizepräsident Nikolaus Rosenauer den auf zwei Jahren angesetzten Prozess zu leiten. Ex-Bundespräsident Heinz Fischer ist angefragt, als Rapid-Fan und Verfassungsjurist zu helfen.

Gegründet wird die „Grüne Ideenfabrik“, um Vorschläge von Mitgliedern und Fans noch strukturierter aufnehmen zu können. Als Erfolgsbeispiel für den Thinktank gelten Initiativen wie das „Crowd Investing“ für das Allianz Stadion.

Ausgedient hat unter Bruckner der aktuelle Beirat. Geplant sind zwei neue. Einer für die Wirtschaft, einer für „Sportkompetenz“. Als Wunschteam werden bewusst die jüngeren Ex-Spieler Markus Katzer oder Stefan Kulovits (Update: hat abgesagt) sowie Sportwissenschafter Wilhelm Lilge und Daniel Mandl (Gründer von abseits.at) von der Mitgliederinitiative „Initiative Rapid 2020“ genannt.

Besonders oft, positiv und als wichtig wird Zoran Barisic erwähnt. „Er wird sicherstellen, dass wir mit einer einheitlichen Idee auftreten und diese von unten im Nachwuchs bis nach oben zu den Profis umsetzen“, betont Bruckner. Bei allen Transfers soll darauf geachtet werden, dass nur noch echte Verstärkungen gekauft werden und alle Spieler die „Rapid-Werte“ mitbringen.

Der letzte freie Platz im Präsidium wurde an Monisha Kaltenborn vergeben. Die frühere Formel-1-Teamchefin (Sauber) besuchte als Jugendliche mit ihrem Vater Rapid-Spiele. Mitgliederreferent Stefan Singer gewann Kaltenborn als Expertin für die Bereiche Internationalisierung und Sponsoring.

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