Janko: "Ich muss anderen nichts beweisen"

Sei umschlungen: Janko (li.) fühlt sich derzeit pudelwohl.
Marc Janko über seine Vaterrolle, seinen Traum von England und seine Karriere.

2008 wurde er knapp vor der EURO aussortiert. 2016 holt Marc Janko sein persönliches EM-Erlebnis nach. Nach einer Adduktorenverletzung ist Marcel Kollers Torgarant rechtzeitig wieder fit geworden.

Die Adduktoren zwicken nicht. Vertrauen Sie Ihrem Körper?

Marc Janko: Ja. Wir wollten nichts riskieren, und das war gut so. Mir war klar: Wenn jetzt noch was passiert, ist die EURO für mich weg. Und wegen der Spielpraxis kann ich nur sagen: Ich habe schon mit weniger Praxis ganz gute Leistungen gebracht.

2016 könnte Ihr Jahr werden. Sie sind kürzlich erst Vater geworden, nun folgt die EURO.

Zunächst müssen wir mal bei der EURO teilnehmen und die Spiele absolvieren. Es ist für mich mit der Fitness ein Drahtseilakt gewesen zuletzt. Kann ich die EM nach meinen Vorstellungen realisieren, dann könnte es mein schönstes Jahr werden. Vor allem, wenn wir eine erfolgreiche EM spielen und die Gruppenphase überstehen.

Wann wäre die EURO persönlich eine erfolgreiche?

Das Persönliche steht bei mir in zweiter Linie. Im Kampf um die Torjägerkrone in der Schweizer wurde ich oft gefragt, warum ich nicht auch die Elfmeter schieße. Das wären einige etwas leichtere Tore gewesen. Aber für mich war der Meistertitel mit Basel einfach wichtiger. Und Delgado hatte eine 100%-Quote bei den Elfmetern, somit gab es für mich gar keine Diskussion. Im Team ist es ebenso. Der Erfolg ist wichtiger.

Und wie ergeht es Ihnen in der neuen Rolle als Vater?

Es ist ein noch nie da gewesenes Gefühl in meinem Leben. Mir ist von 0 auf 100 ins Bewusstsein gekommen, dass ich mit meiner Tochter, diesem kleinen Menschen, für immer verbunden sein werde.

Wie war es, erstmals die Tochter in den Armen zu halten?

Es war ein ergreifender Moment. Es geht mir überragend. Jede Sekunde mit meiner Tochter zählt so viel wie 1000 Goldstücke.

Sie strahlen die Gelassenheit des Routiniers aus. Haben Sie alles erreicht?

Ich habe viel erlebt in meiner Karriere und zum Glück auch viel erreicht mit meinen Möglichkeiten. Ich weiß, dass ich nie auf einer Ebene mit David Alaba war, bin oder sein werde. Ich habe seit einiger Zeit das Gefühl, dass ich anderen nichts mehr beweisen muss. Wenn, dann nur mir selbst. Das ist schön, das bringt eine gewisse Gelassenheit, man kann Dinge besser annehmen, bei Kritik, die ich für unsachlich halte, kann ich jetzt besser drüber stehen.

Was ist der Hauptgrund für den Gemütswandel?

Eine innere Ausgeglichenheit, Zufriedenheit. Ich bin stolz und happy und kann mit Kritik viel besser umgehen als früher. Da habe ich oft etwas persönlich genommen. Ich habe das Fiasko in der Türkei bei Trabzonspor überstanden, daran wären vielleicht viele Spieler auch zerbrochen. Das war eine völlig absurde Situation damals, ich wurde einfach auf die Seite geschoben. Aber ich habe mich nicht unterkriegen lassen.

Sie haben aber auch finanziell ausgesorgt.

Natürlich spielt das auch eine Rolle, aber nicht die Hauptrolle. Geld war nicht die Triebfeder. Ich habe in den letzten Jahren gut verdient. Am Ende des Tages ist es immer abhängig davon, was man zum Leben braucht bzw. was man sich leisten möchte.

Wird Ihr England-Traum noch Realität?

Ich kann mir gut vorstellen, in Basel meine Karriere zu beenden, weil ich mich hier wohl fühle. Aber es ist auch realistisch, dass sich mit einer guten EURO einiges tun kann. Im Fußball geht es schnell , man kann daher nie wissen.

Kommentare