Janko: „Es ist nicht nach Wunsch gelaufen“

APA9418752 - 11092012 - WIEN - ÖSTERREICH: Fußball WM-Qualifikationsspiel zwischen Österreich und Deutschland am Dienstag, 11. September 2012, im Ernst Happel-Stadion in Wien. Im Bild: Marc Janko (AUT). APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Teamstürmer Marc Janko steht bei Trabzonspor unter Vertrag, sucht aber einen neuen Klub.

Marc Janko steht im Abseits. Seit vielen Monaten bei seinem Verein Trabzonspor. Der Teamstürmer, der gegen Schweden in der WM-Qualifikation getroffen hat, sucht daher schon seit geraumer Zeit einen neuen Verein, ist aber noch nicht fündig geworden. Wie einige Kollegen seiner Zunft sitzt der mittlerweile 30-Jährige auf Nadeln und kann den Sommer nicht wirklich genießen.

KURIER: Wo befinden Sie sich aktuell?

Marc Janko: Ich bin seit Sonntag wieder in der Türkei, in Trabzon.

Bei Trabzonspor haben Sie einen Vertrag, der noch zwei Jahre läuft. Wie geht es weiter nach dem unbefriedigenden Frühjahr?

Wir führen Gespräche und suchen nach einer Lösung, die für alle Seiten gut ist. Es gibt international ein paar Optionen aus Mitteleuropa, jedoch liegt kein konkretes Angebot auf dem Tisch. Daher sind es derzeit nur Anfragen.

Was passiert, wenn der Worst Case eintrifft, und Sie tatsächlich in der Türkei bleiben müssen?

Dann erfülle ich meinen Vertrag die nächsten zwei Jahre. Ich hatte vor Kurzem ein gutes Gespräch mit dem neuen Trainer.

Was spricht er?

Er meinte, dass ich bei ihm durchaus wieder eine Chance hätte. Es scheint in beiden Richtungen alles möglich, aber mein Fokus liegt natürlich auf einem neuen Verein, einer neuen Liga.

Bei Trabzonspor wurde auch das Präsidium ausgetauscht. Hat sich dadurch im Umgang mit Ihnen etwas verändert?

Nein, weil ich erst seit Kurzem wieder in der Türkei bin. Aber das Gespräch mit Trainer Mustafa Reşit Akçay war ein Fortschritt. Man kann mit ihm normal und respektvoll reden. Das war mit seinem Vorgänger nicht immer der Fall.

Wie steht es um Ihre Fitness? Immerhin haben Sie sich beim Länderspiel gegen die Schweden einen Muskelfaserriss zugezogen.

Es war sogar mehr, ein Muskelbündelriss. Das ist der große Bruder vom Faserriss. Den habe ich von ÖFB-Sporttherapeut Christoph Ogris behandeln lassen. Ich brauche jetzt noch rund eine Woche, um voll ins Mannschaftstraining einsteigen zu können. Wichtig ist, dass ich voll fit werde. Denn welcher Verein nimmt einen verletzten Spieler, der zudem im letzten halben Jahr so gut wie keine Praxis gehabt hat?

Mit Ihrem Traumtor gegen die Schweden haben Sie jedenfalls gezeigt, dass Sie noch leben. Welche Reaktionen hat es daraufhin gegeben?

Viele Leute haben mir gratuliert und mich in meinem Urlaub in Österreich darauf angesprochen. Weil sie auch überrascht waren, wie gut ich körperlich beisammen war nach dem schwierigen Frühjahr. Vereine haben sich deswegen aber nicht gemeldet. Daher würde ich gerne fit genug für das Länderspiel gegen Griechenland Mitte August sein. Vielleicht reichen mir ja zehn Minuten für das Siegestor (lacht).

In Ihrer Karriere ging es bisher linear nach oben: Admira, Salzburg, Twente, Porto. Haben Sie im letzten Jahr diesen Pfad etwas verlassen?

Richtig. Es ist absolut nicht nach Wunsch gelaufen für mich. Ich bin von Porto weggegangen, was im Nachhinein betrachtet nicht die richtige Entscheidung war. Nicht jede Entscheidung im Leben ist richtig. Vielleicht bin ich jetzt in meiner Karriere in einer Talsohle. Aber dennoch hat es für mich in den letzten Monaten auch Positives gegeben.

Zum Beispiel?

Ich habe gelernt, mental stärker zu werden. Es war nicht einfach, nicht am Mannschaftstraining teilnehmen zu dürfen, sich jedes Mal im Einzeltraining zu überwinden, trotzdem stets an die Grenzen zu gehen. Ich bin ja praktisch von heute auf morgen zum Einzelsportler degradiert worden.

Beruhigt es Sie, dass Sie während Ihrer Vereinssuche immerhin einen gültigen Vertrag in der Hinterhand haben?

Natürlich. Milliarden Menschen geht es auf dieser Welt schlechter als mir. Aber ich bin Leistungssportler und will natürlich spielen. Ich traue mir auch zu, dass ich mich hier bei Trabzonspor durchsetze. Aber den Vertrag im Hinterkopf zu haben, gibt eine gewisse Sicherheit. Ich kenne in meinem unmittelbaren Umfeld Spieler, die ohne Vertrag auf der Suche nach einem neuen Verein sind. Denen geht es schlechter als mir.

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