Ivanschitz: Champion in der Warteschleife

Andreas Ivanschitz durfte die MLS-Trophäe stemmen.
Mit Seattle wurde der 33-Jährige US-Meister – nun sucht er einen neuen Verein.

Wenn Andreas Ivanschitz im Laufe seiner langen und erfolgreichen Karriere etwas gelernt hat, dann ist es wohl auch, Geduld zu haben. Darin übt er sich derzeit, der Burgenländer genießt in seiner Heimat die Feiertage und hält sich körperlich fit – für die kommenden Aufgaben, die er noch nicht kennt.

Der Fußball zeigte sich ihm zuletzt von seiner skurrilen Seite. Da wurde Ivanschitz mit seinem Klub, den Seattle Sounders, Champion in der MLS, worauf die ganze Stadt schlaflos wurde und sich im Ausnahmezustand befand. "Die Feierlichkeiten waren ein Wahnsinn. Es ist wirklich großartig, dass ich das in meiner Karriere noch erleben durfte", schwärmt der 33-Jährige.

Ernüchterung nach Party-Rausch

Und dann erfährt er von den Vereinsbossen, dass sie ihn auf den Transfermarkt werfen. Ivanschitz erklärt das nordamerikanische System: "Es gibt 12 protected und 12 unprotected Spieler. Die einen sind fix an den Verein gebunden, die anderen können gekauft werden." Was aber nicht heißt, dass man sich nicht doch mit den Seattle Sounders auf einen neuen Kontrakt einigen kann – allerdings zu schlechteren Konditionen für den Spieler. Das kam auch für Ivanschitz überraschend, immerhin hatte er zum erstmaligen Triumph am 10. Dezember gegen Toronto entscheidend beigetragen. Nach einem torlosen Remis musste der Champion im Elfmeterschießen ermittelt werden, Ivanschitz übernahm Verantwortung und traf.

Bei der Rückkehr wurden die Meisterkicker am Flughafen von Seattle gefeiert, dem Party-Rausch folgte für den ehemaligen Teamkapitän die Ernüchterung. "So ist in der MLS eben das System. Umgekehrt bin ich auch für andere Vereine aus der Liga nun interessant geworden." Der 69-fache Teamspieler würde mit seiner Familie noch gerne in den USA bleiben, aber auch eine Rückkehr nach Europa kommt für ihn mittlerweile infrage. Ein Karriere-Ausklang in Österreich stand auf Ivanschitz’ Liste jedoch nicht weit oben, viel eher würde ihn noch einmal der spanische oder deutsche Fußball reizen. Bei Levante hat er Gefallen an Spanien gefunden, seine Kinder konnten dort eine mehrsprachige Schule besuchen. Auch an seine Zeit in Mainz erinnert er sich gerne zurück. Ausgeschlossen sind jedenfalls rot-weiß-rote Engagements bei Rapid, Salzburg und der Austria. Noch ist alles offen, was die Nachspielzeit seiner Karriere betrifft.

Ein spezieller Titel

Der Gewinn der Meisterschaft mit Seattle ist der zweite Titel für Ivanschitz nach jenem 2005 mit Rapid. Damals standen die Hütteldorfer vorzeitig als Meister fest und konnten einige Wochen das Feiern genießen. "Der Titel mit Seattle jetzt ist schon spezieller, weil es ein Finale war, in dem es um Alles oder Nichts ging. Noch dazu mit so einer Dramatik inklusive Elfmeterschießen."

Österreichs Fußballer des Jahres 2003 harrt nun der Dinge und wird Mitte Jänner mit seinem Noch-Klub Seattle eventuell über einen neuen Vertrag diskutieren – oder die Reise über den großen Teich zurück nach Europa antreten.

Die Teamkarriere ist für Ivanschitz, der bis zuletzt die Hoffnung auf die Teilnahme an der EURO 2016 nicht ganz aufgegeben hatte, mittlerweile beendet. Zeigt der ÖFB Größe und gönnt ihm ein Abschiedsspiel, so wäre das sein 70. Antreten für Österreich. Auch das wäre dann eine runde Sache in der Karriere des Andreas Ivanschitz.

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