Israels Meister der Hoffnung

Israels Meister der Hoffnung
Sensation: In Israel gewann der Provinzklub Hapoel Ironi Kirjat Schmona schon fünf Runden vor Saisonschluss den Titel.

Haben Sie schon einmal etwas von einem Klub namens Hapoel Ironi Kirjat Schmona gehört? Wahrscheinlich nicht. Es könnte aber bald sein, dass Sie von diesem Klub ziemlich viel hören werden.

Denn Hapoel Ironi Kirjat Schmona ist seit dieser Woche israelischer Meister und damit ein möglicher Gegner des österreichischen Titelträgers in der Champions-League-Qualifikation.

Es ist kein gewöhnlicher Titel. Es ist ein Triumph, der Jubelrufe in einem Ort erklingen lässt, an dem früher Raketen einschlugen. Die Kleinstadt Kirjat Schmona, die kurz vor der Grenze zum Libanon liegt, ist seit Tagen in einem Ausnahmezustand. Die 23.000 Einwohner feiern den neuen israelischen Meister, eben Hapoel Ironi Kirjat Schmona.

Rekordvorsprung

Israels Meister der Hoffnung

Mit 16 Punkten Abstand zum Tabellenzweiten Maccabi Haifa sicherte sich der Verein, der erst vor zwölf Jahren gegründet wurde, schon fünf Runden vor Saisonschluss seinen ersten Meistertitel. Für diesen sensationellen Erfolg reichte ein unspektakuläres 0:0 gegen Verfolger Hapoel Tel Aviv. Maccabi Haifa und Hapoel Tel Aviv hatten sich in den letzten Jahren den Titel untereinander ausgemacht.

Wie stark die beiden Hapoel Ironi Kirjat Schmona unterlegenen Klubs sind, bekam auch Salzburg im Champions-League-Play-off zu spüren. 2009 (Maccabi Haifa) und 2010 (Hapoel Tel Aviv) war Israels Meister zu stark für den österreichischen. Aber auch Rapid machte nicht gerade positive Erfahrungen mit israelischen Klubs. Gegen Hapoel Tel Aviv setzte es 2009 in der Europa-League-Gruppenphase zwei bittere Pleiten.

"Kein Zweifel: Der Titel bringt einen Herzschlag in diese Stadt. Er bringt viele lachende Gesichter an einen sehr schwierigen Ort", sagte Trainer Ran Ben Shimon.

Über Jahre war Kirjat Schmona das Ziel von Raketenangriffen aus dem Libanon. Während des Krieges im Sommer 2006 flüchteten viele Bewohner. Damals hatten sich die israelische Armee und die pro-iranische Hisbollah-Milizen blutige Kämpfe geliefert.

Den Wirren hat der Klub standgehalten. Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist sich der besonderen Lage von Kirjat Schmona durchaus bewusst: "Ihr habt bewiesen, dass ihr alles erreichen könnt, was ihr euch zum Ziel gesetzt habt. Das ist ein Festtag für alle Menschen in Israel", schrieb in einem Brief an den Verein.

Geldgeber

Bei der Meisterfeier hoben die Spieler ihren Geldgeber, den Industriellen Izzy Sheratzky, auf die Schultern. "Ich kann mich nicht an ein Team erinnern, das die Meisterschaft mit einer 16-Punkte-Führung gewonnen hat. Es ist einfach unglaublich", rief er der jubelnden Menge zu.

Für die israelischen Großklubs ist der Titelgewinn von Kirjat Schmona eine Ohrfeige. Denn der Klub kommt mit im Vergleich zur Konkurrenz mit bescheidenen Mitteln aus. Der Kader ist laut der Internetplattform www.transfermarkt.at mit 4,9 Millionen Euro nur rund ein Drittel der Kader der Konkurrenten Hapoel Tel Aviv (14,2 Mio. €) und Maccabi Haifa (15,3 Mio. €) wert.

Der Titel war ein Akt des Willens und des Teamworks. Und genau dies bringt für die kleine Stadt Hoffnung. "Diese ist das Wichtigste in der Welt für die Menschen", sagte Trainer Shimon. "Manchmal ist sie besser als die Wirklichkeit."

Meistertafel: 14 Klubs durften feiern

Folgende Klubs stehen als Meister bereits fest. Von diesen 14 Vereinen ist nur Olympiakos Piräus fix für die Champions-League-Gruppenphase qualifiziert:

Ekranas Panevezys (Litauen)*

Shamrock Rovers (Irland)*

Hapoel Kiryat Shmona (Israel)

Molde FK (Norwegen)*

KR Reykjavik (Island)*

BATE Borisow (Weißrussland)*

Helsingborg IF (Schweden)*

FK Ventspils (Lettland)*

HJK Helsinki (Finnland)*

Flora Tallinn (Estland)*

Karaganda (Kasachstan)*

Ulisses Jerewan (Armenien)*

Olympiakos Piräus (Griechenland)

Celtic Glasgow (Schottland)

* Ganzjahresmeisterschaft

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