Katzian nimmt Spieler in die Pflicht

Austria-Präsident Katzian (l.) hat mit den Violetten momentan nicht so viel zu jubeln wie in vergangenen Zeiten. Nach den schlechten Ergebnissen macht es "zeitweise keinen Spaß."
Austria-Präsident Wolfgang Katzian versucht nach den schlechten Ergebnissen etwas Positives zu finden.

Es gibt derzeit lustigere Dinge, als Austrianer zu sein. Lukas Rotpuller ist es trotzdem gerne. Der Verteidiger wurde gestern zurückgeholt und mit einem neuen Vertrag ausgestattet, nachdem er sich im Juni nicht mit Sportchef Thomas Parits hatte einigen können. Heute erfolgt in der Südstadt gegen die Admira der siebente Anlauf zum ersten Saisonsieg. Der KURIER sprach mit Austria-Präsident und SPÖ-Gewerkschaftsboss Wolfgang Katzian über die Situation bei seinem Klub.

KURIER: Wir haben Ende August, und die Austria ist noch sieglos. Wie geht es Ihnen damit?

Wolfgang Katzian: So wie jedem Austria-Fan – nicht gut. Es macht zeitweise keinen Spaß, aber ich versuche, Positives zu finden. Immerhin sind wir zuletzt immer in Führung gegangen. Ansätze sind zu erkennen, die ersten 20 Minuten gegen Rapid waren sehr in Ordnung. Es fehlen vielleicht Kaltschnäuzigkeit, Biss und Leidenschaft.

Wie eng ist Ihr Kontakt zu Trainer Baumgartner?

Ich habe zuletzt öfters mit ihm telefoniert und ihm den Rücken gestärkt. Ich habe ihm gesagt: "Solange du von mir nichts hörst, gibt es auch nichts." Wir haben ein Jahr ohne Europacup und mit Veränderung. Er bekommt die Zeit, die er braucht. Wir haben uns entschieden, dass die Austria künftig anders spielt, entsprechend dem modernen Fußball und ihm bewusst einen Zweijahresvertrag gegeben. Der Befreiungsschlag wird kommen.

Durchhalteparolen?

Nein, das sind eben keine Durchhalteparolen. Alle sind in der Verantwortung, vor allem die Spieler. Wir wollen wieder in die Champions League. Aber mit 97 Prozent geht es gegen keinen, unsere Spieler wissen das. Die Basis für den Erfolg eines Klubs ist der sportliche Erfolg.

Zuletzt stand bei den Fans vor allem der von Ihnen geschätzte Sportdirektor Thomas Parits in der Kritik. Wie sehen Sie das?

Natürlich habe ich mit ihm mehrere Gespräche geführt. Wir kennen alle sein Geburtsdatum (7. Oktober 1946, Anm.) und wissen, dass er sich irgendwann in den wohlverdienten Ruhestand zurückziehen wird. Ja, ich stehe zu ihm. Gemeinsam haben wir schwierige Zeiten gemeistert, Erfolge gehabt und Ziele erreicht. Ich bin keiner, der dann sagt: Du hast deine Schuldigkeit getan, bitte geh.

Hatten Sie Angst vor einem personellen Vakuum im Sommer?

Auch ein Jongleur muss überlegen, wie viele Bälle er in der Luft halten kann. Drei gehen, fünf sind schwierig, mehr werden zum Problem. Wir hatten im Sommer unsere Infrastruktur-Projekte gestartet, dann eine Trainersuche. Wenn ich dann noch den Sportchef wechsle, dann hätten wir zu viele Bälle zugleich in der Luft gehabt.

Sie suchen den Parits-Nachfolger. Wie sieht das konkret aus?

Im September tagen Verwaltungs- und Aufsichtsrat. Ich werde beiden Gremien Vorschläge unterbreiten, wie wir weitermachen. Bisher haben sich 70 Leut’ angeboten. Ich möchte eine Task Force installieren, die bis Jahresende selektieren soll. Namen für dieses Task Force möchte ich derzeit noch keine nennen.

Ich möchte mich bewerben, an wen muss ich mich wenden?

An die Austria. Alles landet derzeit bei Markus Kraetschmer, der die Bewerbungen in einer Mappe sammelt.

Peter Stöger hat Ihnen unmittelbar nach dem Meistertitel vorgeschlagen, den Parits-Job zu übernehmen. Warum haben Sie nicht zugestimmt?

Weil Parits noch einen laufenden Vertrag hatte. Und ich bin vertragstreu.

Wann soll der neue Sportvorstand feststehen?

Im zweiten Quartal 2015, weil er in die Kaderplanung eingebunden sein soll. Er muss wissen, wie die Austria tickt. Wir sind ja nicht gerade ein leichter Klub.

Hat das Meisterjahr unter Stöger die Messlatte so hoch gelegt, dass jeder andere Trainer mit dieser Hypothek mehr schlecht als recht leben muss?

An die Erfolge der Vergangenheit kann man sich erinnern, weil ein Verein auch von der Tradition lebt. Das ist der Kitt. Wir sind ein Klub mit Tradition und nicht eine Marketingmaschine. Nur muss man wissen: Wenn wir heute und morgen erfolgreich sein wollen, dann kann man sich um die Erfolge von damals nichts kaufen. Es bringt nichts, die gute alte Zeit zu beschwören.

Sie verwerfen Ihre Prinzipien auch in Ihrem Beruf nicht so schnell. Wie passt das zusammen, dass die Austria in den letzten Jahren so schmissig mit den Trainern umgegangen ist?

Natürlich freut mich das nicht. Man müsste sich jede Entscheidung einzeln ansehen. Jene der letzten Saisonen war sicherlich geprägt davon, nach dem tollen Jahr den Absturz abzuwenden und den Europacup zu erreichen. Ich bin ein Mensch der Kontinuität. Ich will keinen Trainer rauswerfen, weil’s einfach lustig ist.

Kommentare