"In Deutschland nimmt man uns nicht ernst"

"In Deutschland nimmt man uns nicht ernst"
Emanuel Pogatetz spricht vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland über den Gegner und das eigene Team.

Wie krass die Außenseiterrolle des österreichischen Fußball-Nationalteams im EM-Qualifikationsspiel am Freitag (20.45 Uhr/live ORF eins, KURIER.at-Liveticker) in Gelsenkirchen ist, hat Emanuel Pogatetz in den vergangenen Tagen aus nächster Nähe erfahren. Wie der Hannover-Legionär im ÖFB-Camp in Bad Tatzmannsdorf berichtete, wird in der deutschen Öffentlichkeit praktisch nur über die Höhe des Sieges diskutiert.

"In Deutschland nimmt man uns nicht ernst", erklärte der Steirer. "Die Spieler schon, und Joachim Löw wird die Mannschaft sicher gut einstellen. Aber die Medien nicht. Niemand traut uns zu, dass wir auch nur einen Punkt mitnehmen. Medien und Fans erwarten drei Punkte, wenn möglich mit einem Schützenfest", sagte der Innenverteidiger.

Umso größer ist die Motivation, dem überlegenen Spitzenreiter in Gruppe A, der mit einem Sieg gegen die ÖFB-Auswahl fix das EM-Ticket lösen könnte, ein Bein zu stellen. "Uns erwartet ein schwieriges Spiel, aber wir wollen frech auftreten und ohne Angst nach vorne spielen", kündigte Pogatetz an.

Nicht viele Schwächen

"In Deutschland nimmt man uns nicht ernst"

Der 28-Jährige hat ein Rezept, wie gegen die Deutschen eine Überraschung gelingen könnte. "In erster Linie müssen wir versuchen, ihre Stärken zu unterbinden, ihnen keine Räume zu geben, damit sie nicht ins Spiel kommen. Vielleicht könnte es ein Problem für sie sein, wenn man sie früh unter Druck setzt. Aber viele Schwächen haben sie nicht, Deutschland gehört zu den besten Mannschaften der Welt", betonte Pogatetz, der eine Niederlage unbedingt vermeiden will. "Clubintern gibt es immer Späße, da wäre es nicht so angenehm, wenn ich mit einer Niederlage zurückkomme."

Der 44-fache Internationale (2 Tore) bekommt es aufgrund des verletzungsbedingten Ausfalls von Mario Gomez mit DFB-Goalgetter Miroslav Klose zu tun. "Es ist gegen beide unangenehm zu spielen. Gomez ist ein klassischer Strafraumstürmer, Klose geht weitere Wege. Ich erwarte dadurch ein beweglicheres Spiel der Deutschen."

Hochwertige Nachwuchsarbeit

"In Deutschland nimmt man uns nicht ernst"

Beweglich wird das Spiel der DFB-Elf aber vor allem durch deren Jungstars Mesut Özil, Mario Götze oder Thomas Müller, die für Pogatetz der Beweis für die hochwertige Nachwuchsarbeit in Deutschland sind. "Noch vor nicht allzu langer Zeit haben sich die Deutschen im Nationalteam nicht mit Ruhm bekleckert, aber dann haben sie so wie wir in Österreich einen Umbruch vollzogen."

Der im Vergleich zu den Österreichern weit höhere Marktwert von Özil und Co. ist für den Abwehrspieler leicht erklärt. "Wenn man für das österreichische Team spielt, ist der Marktwert natürlich nicht so hoch, als wenn man für Deutschland spielen würde."

Aussprache mit Arnautovic nicht notwendig

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Mit Österreichs derzeit teuerstem Spieler, Marko Arnautovic, trug Pogatetz in der Vergangenheit so manchen Konflikt aus. Mittlerweile hat der Deutschland-Legionär mit dem Werder-Bremen-Stürmer nach eigenen Angaben aber kein Problem. "Er hat sich die Einberufung durch seine letzten Leistungen verdient und kann eine Bereicherung fürs Team sein."

Eine Aussprache habe es nach dem Kabinen-Vorfall im März in Istanbul keine gegeben. "Die war auch nicht nötig, denn es ist nichts Schlimmes passiert. Wir haben ein sehr professionelles Verhältnis, er hat sich gut in die Gruppe eingefügt", behauptete Pogatetz.

Für Pogatetz und Co. stand am Dienstagvormittag ein Videostudium von Szenen aus dem Spiel Deutschland - Brasilien (3:2) auf dem Programm, wobei das Hauptaugenmerk vor allem auf die deutschen Standardsituationen gerichtet war. Am Dienstagnachmittag absolvierten die ÖFB-Kicker das erste echte Training, am Mittwoch folgen zwei weitere Einheiten, ehe es am Donnerstag nach Gelsenkirchen geht, wo dann das Abschlusstraining steigt.

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