In den Sand gesetzt: Wie 5.760 Minuten Fußball ein Land verändern

FIFA World Cup Qatar 2022 - FIFA Fan Festival Opening
Am Sonntag beginnt eines der größten Ereignisse der Menschheit im kleinen Katar. 200 Milliarden Dollar hat das Emirat dafür locker gemacht. Wie präsentiert es sich in den Tagen vor dem Anpfiff?

Es ist nicht ganz eindeutig, ob der Händler am Souq Waqif, dem bekanntesten Basar im Herzen von Doha, Cristiano Ronaldo verspottet oder alles nur ein blödes Versehen ist. Unter dem Schild „antike Kunst“ hängt zum Verkauf ein Trikot des mittlerweile 37-jährigen Portugiesen.

Nicht nur für den mehrfachen Weltfußballer dürfte die Weltmeisterschaft in Katar ab Sonntag ein schwieriges Turnier werden. Nie stand eine Endrunde länger fest (seit 2010); nie wurde intensiver über ein Gastgeberland diskutiert und gestritten; nie gab es mehr Widersprüchliches zu berichten als über das autokratisch geführte Emirat, das gleich groß ist wie Oberösterreich, aber ungleich reicher.

Was ist echt, was ist inszeniert in Katar? Die richtigen Antworten auf diese Fragen waren in Doha noch nie leicht zu finden. Auch nicht am Souq Waqif, dem traditionellen Basar, der gar nicht so traditionell ist. Nach einem Brand um die Jahrtausendwende ließ der Emir den Marktplatz wiederaufbauen – nach altem Erscheinungsbild, aber mit moderner Ausrichtung.

Es gibt jetzt Eintopf vom Babykamel und im Lokal nebenan Pizza Margherita. Um sich in dem Labyrinth aus kleinen Gässchen zurechtzufinden, sind an jeder Ecke QR-Codes angebracht.

Hat man den Ausweg gefunden, wartet zwei Straßen weiter eine andere Welt. Die offizielle Altstadt Dohas hat sich in den vergangenen Jahren in ein hypermodernes Ausgehviertel verwandelt. Viel Glas, viel heller Beton, eine Begegnungszone mit Straßenbahn, Galerien und Essensständen, an denen frisch gepresste Fruchtsäfte und vegane Tacos verkauft werden. Wäre es an diesem Novembertag nicht so drückend heiß, könnte man meinen, man flaniere gerade durch Kopenhagen.

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