Im "unführbaren Verein" Rapid werden Friedenspfeifen gesucht
In Hütteldorf ist der gesamte, sonst oft träge Verein in Bewegung geraten. Das 1:2 gegen Sturm ist da fast nur Nebensache. Um eine Schlammschlacht nach dem Motto jeder gegen jeden unter Regie der einflussreichen Fanszene zu verhindern, wird gerade nach grünen Friedenspfeifen gesucht.
Der Tag hatte mit Tränen von Christoph Peschek beim Rücktritt als Geschäftsführer begonnen. Der letzte Auslöser für den Rückzug waren die Fan-Proteste Donnerstagnacht, „die Anfeindungen sind aber über Monate da gewesen. Es war so viel negative Energie. Nach Siegen war ich erleichtert, aber ich konnte mich nicht mehr freuen.“
Spätestens seit dem harten Wahlkampf 2019 hatte Peschek viele Feinde. Diese warteten nur darauf, dass das „Alphatier“ (© Peschek) angreifbar wäre. Das war durch den Bruch mit der Fanszene der Fall – nachdem Peschek jahrelang vorgeworfen worden war, zu eng mit Fanvertretern verbandelt zu sein. Warum es heuer zum Bruch kam, „wird vielleicht einmal in den Geschichtsbüchern stehen“.
Geschichte ist auch seine Ehe: „Ich habe Rapid alles untergeordnet. Vielleicht zu viel. Wir haben wegen Corona niemanden gekündigt. Ich habe für den Einsatz den höchsten Preis bezahlt und meine eigene Familie verloren.“
Peschek hadert: „Ich verstehe nicht, warum ich für sportlichen Misserfolg verantwortlich gemacht werde. Wirtschaftlich haben wir uns sehr gut entwickelt, es gibt großen Gewinn. Ich hab’ auch keine Transfers verhindert.“
Der Ex-SPÖ-Politiker will „möglichst stabil übergeben“.
Hofmann im Fokus
Die gerade entstehende Liste um Präsidentschaftskandidat Steffen Hofmann könnte den Nachfolger bestimmen.
Der scheidende Präsident Martin Bruckner beklagt die Blockade durch seine Gegner und sieht Rapid derzeit als „unführbar. Wir müssen einiges ändern, der Mitgliederverein muss im dritten Jahrtausend ankommen. Es ist unendlich viel Kraft da, aber du musst sie auch in die richtige Richtung kriegen.“
Und dann gab es von Bruckner noch einen Seitenhieb Richtung Schiedsrichter: "Ich weiß jetzt, wie es ist zurückzutreten. Wenn ich an den Elfmeter für Sturm zum 1:2 denke, denke ich auch, dass vielleicht beim ÖFB Rücktritte folgen sollten. Um unser Schiedsrichterwesen professionalisieren zu können."
Kein weiterer Kandidat
Keine Konkurrenz bekommt Kandidat Hofmann von Andy Marek. Der langjährige Klubservice-Leiter und Stadionsprecher hörte 2020 wegen der Krebserkrankung auf.
Nun ist Marek wieder komplett gesundet und als Moderator erfolgreich. „Ich möchte Rapid jetzt helfen, aber nicht als Präsident“, sagt Marek zum KURIER und erklärt: „Das passt nicht in meine Lebensplanung.“
Seit Donnerstagnacht macht er sich „große Sorgen, jetzt brennt es wirklich“. Der Waldviertler betont: „Wenn mich das Präsidium braucht, um die Lage bis zur Hauptversammlung zu befrieden – ich bin morgen da!“
2025 könnte es eine eigene Kandidatur geben: „Ich kann mir schon vorstellen, einmal anzutreten. Und ich sage auch dazu, dass ich es anders machen würde: Sehr aktiv, ich würde operativ alles miteinscheiden wollen.“
Aber jetzt? „Geht es nur um Frieden und die Zukunft von Rapid.“ Ob bald Friedenspfeifen geraucht werden?
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