Homeless World Cup: Bühne für Begeisterung

Titelverteidiger: Mexiko feierte 2016 seinen zweiten WM-Sieg.
Am 29. August beginnt in Oslo der 15. Homeless World Cup – mit österreichischer Beteiligung.

„Selbstbewusstsein, Boden unter den Füßen, eine Zukunft“ – das soll der Homeless World Cup in Oslo laut Caritas-Steiermark-Direktor Herbert Beiglböck seinen Teilnehmern schenken. Zum fünfzehnten Mal findet ab 29. August die Straßenfußball-WM der Obdachlosen, Flüchtlinge und Suchtkranken statt, auch Österreich ist mit einem acht Mann starken Team vertreten.

Das Ziel des Wettbewerbs ist klar: Jenen Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, einen Schritt in ein normales Leben zu ermöglichen, ihre Sozialisierung und Integration voranzutreiben. Besonders der Fußball als Mannschaftssport könne laut Bundesliga-Vorstand Reinhard Herovits benachteiligten Menschen einen Weg aus der Sackgasse ermöglichen.

Seit seiner Erstaustragung im Jahr 2003 hat sich der Homeless World Cup zu einem internationalen Ereignis entwickelt: Nahmen beim ersten Turnier in Graz noch 144 Spieler aus 18 Ländern teil, sollen es dieses Jahr über 500 Teilnehmer aus 52 Nationen werden. Neben dem Herren-Wettbewerb findet in Oslo auch die Weltmeisterschaft der Frauen statt - auch in Österreich gäbe es laut Beiglböck Ansätze, ein Frauen-Team zur WM zu schicken.

Homeless World Cup: Bühne für Begeisterung

Abseits der Millionen

„Es kommt viel Begeisterung hoch“, sagt Österreichs Kapitän Patrick Bayer. „Wir haben eine sehr gute Mannschaft zusammengestellt, wir haben gute Spieler dabei“, versichert der 30-Jährige. Ein „bisschen aufgeregt“ sei er, schließlich sei es seine erste Pressekonferenz. „Es ist ein Highlight, hier zu sitzen.“

Ein Höhepunkt – das soll auch die WM für die Teilnehmer werden, wünscht sich ÖFB-Präsident Leo Windtner. Das Turnier sei „eine Bühne für Menschen, die diese sonst kaum betreten können“. Tatsächlich erscheint der Homeless World Cup verglichen mit jenem Fußball, der die Nachrichten beherrscht, aus einer Parallelwelt zu stammen – abseits von Sponsorenverträgen und Millionengehältern. "Gerade in Zeiten, in denen finanzielle Grenzen regelrecht gesprengt werden, ist es wichtig, sich auf die ursprünglichen Werte des Fußballs zurückzubesinnen," so Windnter.

Brücken bauen

Trainiert wird das österreichische Team von Ex-Nationalspieler Gilbert Prilasnig. Da jeder Spieler nur einmal teilnehmen darf, fällt dem 44-Jährigen jedes Jahr die Aufgabe zu, ein neues Team aus Obdachlosen, Flüchtlingen und jetzigen oder ehemaligen Suchtkranken zusammenzustellen.

Homeless World Cup: Bühne für Begeisterung

Ein langfristiges Ziel sei es laut Prilasnig, eine österreichische Straßenfußball-Liga zu etablieren. Derzeit fänden zwei Turniere pro Jahr statt, diese Zahl solle in Zukunft erhöht werden.

„Die Chance des Fußballs, Brücken zu bauen“ soll der Homeless World Cup verdeutlichen, betont Leo Windtner. Das Turnier sei ein „hochnotwendiger Dienst an der Gesellschaft“, der vielleicht weniger sichtbar sein mag als größere Wettbewerbe, seinen Zweck jedoch nicht verfehle: Über drei Viertel der Teilnehmer gaben später an, dass der Fußball ihr Leben ausschlaggebend verändert hat.

Kommentare