Hoeneß kamen die Tränen

Der angeklagte Präsident wird bei der Jahreshauptversammlung der Bayern gefeiert.

Uli Hoeneß konnte bei den Huldigungen des Vereinsvolkes und den warmen Wortes seines Freundes Karl-Heinz Rummenigge die Tränen nicht mehr zurückhalten. Aber nach seinem Steuerstrafverfahren kommt es trotzdem im Verein zur Entscheidung über seine Zukunft. Der Bayern-Präsident kündigte am Mittwochabend an, dass er nach seinem Prozess die „Vertrauensfrage“ auf einer außerordentlichen Versammlung stellen will.

„Ich werde mich jedem Votum, das sie treffen, unterwerfen“, sagte Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung. Er wolle den Mitgliedern „das Recht geben, zu entscheiden, ob ich noch der richtige Präsident für diesen Verein bin“. Er habe „einen Fehler“ gemacht, gestand der 61-jährige Aufsichtsratsvorsitzende. „Ich möchte mich nicht reinwaschen.“ Der Zuspruch von Tausenden in der Halle ließ vorausahnen, wie die Mitglieder denken.

Hoeneß äußerte in seiner wortgewaltigen Rede die Hoffnung auf einen „fairen Prozess“ und wies auf schwierige Zeiten hin. „Das hat sich in eine Dimension entwickelt, die ich nicht für möglich gehalten habe.“ Den Zuspruch des FC Bayern werde er „nie vergessen“, versprach er vor 3.573 Mitgliedern.

„Lieber Karl-Heinz, ich bin überwältigt. Aber nicht nur von Deiner Rede, sondern von der Reaktion unserer, meiner Mitglieder. Vielen, vielen Dank“, sagte Hoeneß auf dem ersten Klubkonvent nach der Aufdeckung seiner Selbstanzeige und rund vier Monate vor seinem Steuerstrafverfahren vor dem Münchner Landgericht.

„Ich wünsche Uli Hoeneß, dass die Geschichte gut für ihn ausgeht“, betonte Vorstandschef Rummenigge, der mit seinen Worten an den „Freund“ die lautstarke Unterstützung in der Halle auslöste. „Uli erlebt sicherlich im Moment eine schwierige Zeit. Ich kenne ihn jetzt im nächsten Sommer 40 Jahre. Uli ist ohne Übertreibung der Spiritus Rector des FC Bayern. Ohne sein unglaubliches Engagement, ohne sein Zutun, wäre der FC Bayern nicht das, was er glücklicherweise ist und darstellt.“ Hoeneß hielt sich die Hand vor das Gesicht, schluckte und weinte.

„Freundschaft zeigt sich gerade, wenn man bei Problemen zusammen steht“, sagte Rummenigge und erklärte mit Blick auf die Huldigung durch die Mitglieder. „Ich habe den Eindruck, ich bin nicht alleine sein Freund, der gesamte FC Bayern ist sein Freund.“

Es sei ein Zeichen von Solidarität, dass sich der FC Bayern nicht von außen beeinflussen lasse, erklärte der Vorstandschef.

Hoeneß konnte sich neben dem überwältigenden Zuspruch über „gigantische“ Zahlen freuen, wie er sagte. Mit 432,8 Millionen Euro gab es im Gesamtkonzern den nächsten Rekordumsatz, dazu mit 14 Millionen den dritthöchsten Gewinn der Vereinsgeschichte. Die Zahl der Mitglieder schnellte auf 223.985 in die Höhe. Deutlich gestiegen sind auch die Personalkosten: Nach 165,6 Millionen Euro vor einem Jahr erreichte dieser Posten 202,8 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2012/13.

„Es war ein unglaubliches Jahr, das wir alle, wie wir hier sitzen, gemeinsam erleben durften“, frohlockte Vorstandschef Rummenigge neben den vier glänzenden Pokalen auf der Bühne. „Ich glaube, es ist vielleicht die beeindruckendste, die schönste Zeit, die wir in der 113-jährigen Geschichte des FC Bayern erleben. Ich glaube, es war nie schöner, Fan des FC Bayern zu sein.“

Kommentare