Hoeneß heizt die Steuerdebatte an

President Uli Hoeness of Bayern Munich walks off the pitch after their German first division Bundesliga soccer match in Dortmund, April 11, 2012. Dortmund won the match 1-0. REUTERS/Kai Pfaffenbach (GERMANY - Tags: SPORT SOCCER) DFL LIMITS USE OF IMAGES ON THE INTERNET TO 15 PICTURES DURING THE MATCH AND, PROHIBITS MOBILE (MMS) USE DURING AND UP TO 2 HOURS POST MATCH. FOR MORE INFORMATION CONTACT DFL
Die Steuersünde des Bayern-Chefs hilft Oppositions-Wahlkampf, Merkel rückt ab.

Die am Wochenende bekannt gewordene Selbstanzeige des weit über die Fußball-Szene hinaus bekannten Präsidenten des FC Bayern, Uli Hoeneß, verstärkt die deutsche Diskussion um Steuergerechtigkeit. Mitten im Wahlkampf fühlt sich die Opposition in ihrer Kampagne gegen Reiche, Spekulanten, Banken und Steueroasen bestätigt.

Der Union ist die bisher betonte Nähe des erfolgreichsten deutschen Fußballmanagers plötzlich peinlich. Für Hoeneß selbst sind die Folgen unabsehbar.

Aus dessen kargen Bestätigungen und Medien-Spekulationen lassen sich eine Selbstanzeige bei der Finanz und ein hoher Vorschuss auf Steuernachzahlungen ableiten. Er dürfte jahrelang Gewinne aus Kapitalgeschäften in der Schweiz nicht in Deutschland versteuert haben.

Enttäuschte Hoffnung

Das Geld stamme aber weder vom FC Bayern noch aus Hoeneß’ Wurstfabrik: Es soll ein Darlehen eines inzwischen verstorbenen Adidas-Managers gewesen sein. Damit würde es sich nicht um deutsches Schwarzgeld handeln und auch nicht um die vom Magazin Stern vermutete Größenordnung von 600 Millionen Euro.

Hoeneß hatte im Focus eingeräumt, dass er auf die anonyme Bereinigung des Problems durch das von der Regierung Merkel mit der Schweiz vereinbarte Steuerabkommen gehofft habe. Weil das von der deutschen Opposition blockiert wurde, habe er sich im Jänner selbst angezeigt und sechs Millionen Euro hinterlegt.

Offenbar macht sich Hoeneß Hoffnung, damit davonzukommen. Sollte die Finanzbehörde, die am 20. März trotzdem sein Haus am Tegernsee durchsucht hat, schon vor der Selbstanzeige ermittelt haben, drohen ihm aber bis zu fünf Jahre Gefängnis. Gegen diese Drohszenario spricht aber, dass Hoeneß seinen Präsidenten-Job unverändert weitermachen und heute, Dienstag, beim Spiel seines Deutschen Meisters im Stadion sein will.

Image kaputt

Hoeneß’ Bild als Selfmade-Mann, Leistungsträger und sozialer Wohltäter, das er in vielen Medienauftritten gepflegt hatte, ist jedenfalls zerstört. Zynisch mutet heute auch seine Werbung für eine Bank mit dem Slogan an: "Wo sich Ihr Geld wohlfühlt."

Für die Opposition ist Hoeneß’ Steuersünde, egal wie gravierend sie ist, schon jetzt ein gefundenes Fressen. Hoeneß hatte sich mehrfach als Fan von Kanzlerin Merkel geoutet und pflegte auch zur CSU ein Naheverhältnis. Genüsslich nahmen nun SPD-Politiker wie ihr Finanzsprecher Joachim Poß und der bayerische Spitzenkandidat Florian Pronold Kanzlerin Merkel, Finanzminister Schäuble und CSU-Chef Seehofer ins Visier: Mit ihrem Steuerabkommen mit der Schweiz hätten sie sich zum "Komplizen großer Steuerhinterzieher" gemacht.

Kanzlerin Merkel ließ ihren Sprecher „Enttäuschung“ über Hoeneß äußern, Schäuble den seinen das Abkommen verteidigen: Damit hätte man "nicht einzelne große Fische, sondern den ganzen Schwarm erwischt".

Österreichische Steuerflüchtlinge können mit dieser Steuer ihr Vermögen in der Schweiz legalisieren, Straffreiheit erlangen und anonym bleiben. Sie betrifft alle Gelder, die (seit 2003; davor verjährt) in der Schweiz angelegt werden. Geschätzte Einnahmen 2013 für Österreich: 1,0 Milliarden Euro.

Noch bis Ende Mai gibt es die Wahlmöglichkeit zwischen Abgeltungssteuer oder Offenlegung des Vermögens in der Schweiz, wodurch die Daten an die österreichische Finanz weitergeleitet werden. Diese fordert die Kontoinhaber auf, eine Selbstanzeige zu machen.

Tennislegende Boris Becker hat es ebenso getan wie Fußballer Michael Ballack oder die Schlagerstars Freddy Quinn und Patrick Lindner sowie Ex-Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel. Sie alle haben Steuer hinterzogen. Gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser läuft noch ein Verfahren in Millionenhöhe (es gilt die Unschuldsvermutung).

Dass infolge der Selbstanzeige von Uli Hoeneß auch prominente Österreicher seinem Beispiel folgen könnten, glauben Experten nicht. Grund sei das Steuerabkommen mit der Schweiz, das zu Jahresbeginn in Kraft getreten ist.

"In den meisten Fällen gehen die Betroffenen straffrei aus, auch wenn sie auf einer Steuer-CD auftauchen sollten", sagt Constantin Veyder-Malberg, Vorstand der Capital Bank. Sie berät unter www.weissgeld.at Steuerflüchtlinge, wie sie auf legalem Weg das Geld nach Österreich bringen können.

"Die Selbstanzeige ist der billigere Weg", sagt der Banker. Denn es müsse keine Strafe, sondern nur die Kapitalertragssteuer nachgezahlt werden (nach Abzug der Schweizer Steuer). Da bleiben laut Unternehmensberater BDO nur zwischen 7 und 10 Prozent Steuer übrig.

Steuerprüfung

Entscheiden sich die Anleger jedoch für die Zahlung einer Abgeltungssteuer, so fallen in der Regel 15 bis 25 Prozent, in Ausnahmefällen sogar bis zu 38 Prozent an. Dennoch entscheiden sich laut Veyder-Malberg die meisten Betroffenen gegen eine Selbstanzeige. "Sie haben Angst vor Repressalien der Finanz."

Denn bei 80 Prozent der Selbstanzeigen würde eine Steuerprüfung folgen. Er berichtet von einer Betroffenen, die bei einem Vermögen von zehn Mio. Euro in der Schweiz lieber 2,5 Millionen Euro mehr Steuer zahlt, um ihre Ruhe zu haben.

Am teuersten werde es für all jene, die die in der Schweiz nicht deklarierten Gelder illegal nach Österreich zurückbringen oder in eine andere Steueroase transferieren und eines Tages aufgedeckt werden.

"Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern." (Uli Hoeneß 2005 in einem Interview der "Bild"-Zeitung)

"Wenn die Unternehmer alle in die Schweiz gehen, ist auch keinem geholfen. Mit einer Reichensteuer geht es dem kleinen Mann kein Stück besser." (Hoeneß 2009 in der ZDF-Talkshow "Maybrit Illner")

"In den vergangenen 20 Jahren sind in der Finanzwelt Menschen am Werk gewesen, die einen katastrophalen Job gemacht haben. Uns wurde vorgegaukelt, dass viele Finanzprodukte so unglaublich wichtig seien. Dabei hatten diese nur ein Ziel: die Taschen gewisser Leute voll zu machen." (Hoeneß 2012 in der Zeitung "Die Welt")

"Unsere Spieler kicken schon jetzt eine Halbzeit fürs Finanzamt, da kommen wir nicht weiter, wenn man 60 oder 70 Prozent nimmt." (Hoeneß 2012 in der ARD-Talkshow "Günther Jauch")

"Wenn früher eine Mark in der Kasse meiner Eltern fehlte, haben wir sie auf dem Boden gesucht. Die Stimmung beim Weihnachtsfest hing entscheidend davon ab, wie gut wir vorher verkauft hatten." (Hoeneß im Februar 2011 im "Hamburger Abendblatt")

"Natürlich will ich Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein." (Hoeneß 2011 im Magazin "Brand Eins")

"Die Finanzwelt zeigt keine Bereitschaft, zur Volkswirtschaft beizutragen. Eine Krankenschwester trägt mehr zur Volkswirtschaft bei als ein Spekulant. Wenn ich sehe, dass Optionsscheine für Reis steigen, sage ich zu meiner Frau: 'Das bedeutet, dass Menschen hungern müssen, weil sie sich keinen Reis mehr kaufen können.'" (Hoeneß 2011 im Magazin "Brand Eins")

"Ich habe für mein Schweinefleisch fünf verschiedene Lieferanten. Ich rufe an, lasse mir die Preise geben und kaufe dann. Für was aber brauchen Banker Schweinebäuche?" (Wurstfabrikant Hoeneß über Spekulationsgeschäfte von Banken)

"Es ist vielleicht langweilig, aber es soll uns nie schlechter gehen als jetzt. Das ist mein Wunsch. Ich muss nicht nach Hawaii oder auf die Malediven. Wenn ich irgendwann mal Lust dazu habe, werde ich das machen. Aber das ist nicht mein Lebenstraum." (Hoeneß Anfang 2012 vor seinem 60. Geburtstag)

"Ich bin kein Besserwisser, sondern ein Bessermacher." (Hoeneß 2010 vor einem Auftritt als Gastredner bei der CSU-Vorstandsklausur)

"Ich habe mit meiner Meinung noch nie hinter dem Berg gehalten. Und bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass man damit bei der Bundeskanzlerin landen kann. Sie will Leute, die querdenken. Sie will Leute, die ihr nicht nach dem Mund reden. Deswegen bin ich Fan von Merkel!" (Hoeneß über Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel)

"Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee, der Nelson Mandela von der Säbener Straße und die Mutter aller Manager." (Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in seiner Festrede zum 60. Geburtstag von Hoeneß)

"Franz Beckenbauer hat einmal gesagt, wir alle müssen dem FC Bayern dienen. Uli Hoeneß war immer der größte Diener des FC Bayern." (Rummenigge 2009 über Hoeneß)

"Er ist, glaub' ich, schon als Manager auf die Welt gekommen." (Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer 2009 über Uli Hoeneß)

Süddeutsche Zeitung: "Ohnehin war das Bild, das sich die meisten von Hoeness machten, immer schon seltsam widersprüchlich - und jetzt gibt es noch den ganz anderen Hoeness: den Steuerbetrüger, der Integrität gepredigt und den Staat jahrelang betrogen hat. Ebenso wie viele andere Hinterzieher liess er Amnestien verstreichen, verpasste mehrere Gelegenheiten und pokerte bis zuletzt. Im Vorjahr hat Hoeness, der bei Jauch davor warnte, dass die Reichen im Fall einer Reichensteuer nach Österreich oder in die Schweiz ziehen könnten, wohl auf das deutsch-schweizerische Steuerabkommen gesetzt. Ende vorigen Jahres aber war klar: Dieses würde nicht zustande kommen. Es scheiterte am Widerstand von Rot-Grün, und dabei ging es der Opposition neben Politik um jene Gerechtigkeit, die Hoeness auch gerne einfordert."

Spiegel: "Uli Hoeness - ein Steuerhinterzieher? Derselbe Uli Hoeness, der bereitwillig und grosszügig notleidenden Klubs wie dem FC St. Pauli, gar Borussia Dortmund, finanziell geholfen hat? Derselbe Uli Hoeness, der für sein besonderes soziales Engagement mehrfach ausgezeichnet wurde? Dieser wortgewaltige Kritiker der Korruption im Weltfussballverband Fifa? Man mag es nicht glauben. Wenn aber das stimmt, was Focus und Abendzeitung recherchiert haben, wenn wahr ist, dass er Abermillionen Euro wissentlich am Fiskus vorbeischmuggelte; wenn es auch wahr ist, dass Hoeness bereits im Januar Selbstanzeige erstattete - in der Zeit, als ihm die Öffentlichkeit nach dem Guardiola-Deal Kränze geflochten hat; wenn all das stimmt: Dann ist von diesem schönen Bild nicht mehr viel übrig. Zumal in diesem Ausmass, ist Steuerhinterziehung eine kriminelle Handlung. Nichts anderes."

Bild-Zeitung (Berlin): "Für mich hätte es zu dieser Meldung nur noch eine mögliche Steigerung gegeben: Papst beim Diebstahl erwischt! Natürlich leben wir in einem Rechtsstaat und natürlich muss dem Bayern-Präsidenten erst einmal ein Fehlverhalten nachgewiesen werden. Aber bin ich naiv, wenn ich denke: Wer eine Selbstanzeige einreicht, der weiß, dass er sich strafbar gemacht hat?!? Gleichgültig, wie diese schlimme Geschichte ausgehen mag: Uli Hoeneß bleibt ein großer Fußball-Manager, aber er ist ab sofort nicht mehr die moralische Instanz im deutschen Fußball. Für mich, der ihn seit vielen Jahren kennt und ihn - wie Millionen andere - bewundert, ist dies total traurig."

Münchner Merkur: "Viele hätten sich Uli Hoeneß sogar als Bundespräsidenten vorstellen können, allemal als besseren Politiker als die, die wir in Deutschland haben. Der Mann galt nicht nur als Macher des FC Bayern, ihm wurde überragende Kompetenz in fast allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zugeschrieben, in Talkshows hatte seine Stimme Gewicht. Jetzt bewegen sich die Gefühle der Menschen für Uli Hoeneß zwischen Mitleid und Verachtung. Ein Absturz aus dem Nichts, ohne Vorzeichen - und mit noch nicht vorhersehbaren Folgen. Mit der Steuerlüge hat Hoeneß' mächtige Stimme die Glaubwürdigkeit verloren. Ein Mensch wie Uli Hoeneß wird unter dieser bitteren Erkenntnis leiden."

Saarbrücker Zeitung: "Da muss sich einer lange Zeit sicher gefühlt haben, weil er im Freistaat politisch stets protegiert worden ist. Hoeneß hat aus seiner Liebe zur CSU nie einen Hehl gemacht. Im Gegenzug hat die Partei den Ex-Fußballer als Galionsfigur benutzt. Das mag alles koscher gewesen sein. Doch der Landtagswahlkampf könnte trotzdem eine spannende Wendung nehmen. (...) Während Topverdiener ihr Vermögen unbehelligt in Finanzparadiesen verstecken können, wird bei Hartz-IV-Familien das Geld aus Ferienjobs der Kinder auf die Stütze angerechnet. Die Argumentation mag populistisch klingen. Doch das trifft die Stimmung, die sich zunehmend im Land breit macht. Jetzt auch dank Uli Hoeneß."

Donaukurier (Ingolstadt): "Er ist der Lenker und Denker hinter der Erfolgsgeschichte des FC Bayern, und nebenbei profilierte er sich als gesellschaftliche und moralische Instanz: als Grantler mit großem Herz, als Mann offener und mutiger Worte sowie als unbestechlicher Levitenleser - anderen den Marsch zu blasen, das war sozusagen seine Paraderolle. Damit dürfte es nun vorbei sein. Wie auch immer die Angelegenheit ausgeht, sie wird Hoeneß' Glaubwürdigkeit und Integrität schwer beschädigen. Die Fallhöhe ist immens. Dem guten Menschen von der Säbener Straße droht das gesellschaftliche Abseits."

Kölner Stadt-Anzeiger: "Uli Hoeneß ist ein CSU-Mann und erklärter Fan der Bundeskanzlerin Angela Merkel, aber im Zweifel, so schien es, immer auf der Seite der Schwachen und Bedürftigen. Dieses Bild des konservativen Gutmenschen mit der unzerstörbaren Lebensleistung ist nicht mehr aufrecht zu erhalten. Über die rechtlichen Konsequenzen des Steuerbetrugs, den Hoeneß vermutlich erst selbst aufdeckte, als er keinen anderen Ausweg mehr sah, müssen Gerichte entscheiden. Das moralische Urteil kann jeder für sich selbst fällen."

Berliner Zeitung: "Ja, der Schaden, den Uli Hoeneß mit seiner Habsucht angerichtet hat, ist immens. Für ihn selbst, weil er das von ihm energisch gepflegte Image vom Vorzeigedeutschen nicht nur befleckt, sondern ad absurdum geführt hat. Für seinen Verein, den er als tugendhaftes Vorbild immer wieder gegen das Böse in der Fußballwelt ins Feld führte, nun aber mit entsprechenden Kontern rechnen muss. Aber auch für den deutschen Fußball, für dessen gute Reputation der so unglaublich integre Uli Hoeneß in den vergangenen Jahren als Symbolfigur immer wieder ins Licht gestellt wurde."

Mitteldeutsche Zeitung (Halle): "Natürlich hat der Steuerfall Hoeneß erst einmal eine wirtschaftliche und politische Dimension. Dennoch wird er nicht ohne Auswirkungen auf dem Sport bleiben. Der Marken-Kern des Fußball-Funktionärs Uli Hoeneß ist der erhobene Zeigefinger, das Mahnen und Meckern, das man ihm nur abnimmt, weil seine moralische Integrität und sein soziales Engagement außer Frage stehen. Doch den Moralapostel wird Uli Hoeneß nun nicht mehr glaubwürdig geben können. Und das muss am Ende Konsequenzen haben: Entweder er zieht sich aus seinem Präsidentenamt beim FC Bayern zurück. Oder er verändert die Art seines öffentlichen Auftretens. Egal, was passiert. Uli Hoeneß ist geschwächt. Und für den Fußball kann das nicht gut sein."

Frankfurter Neue Presse: "Hoeneß war wegen der auf solider Finanzgrundlage errungenen Erfolge des FC Bayern, aber auch als moralische Instanz, deren Wort galt, im gesellschaftlichen Ansehen ganz oben angekommen. Umso größer ist jetzt die Fallhöhe. Demselben Staat, den er angriff, weil er sich zu wenig um die Bildung und Erziehung der Jugend kümmert, hat er viele Millionen entzogen, mit denen Schulen hätten gebaut werden können. Diese Doppelmoral teilt Hoeneß sicher mit vielen, die sich an gehobenen Stammtischen über den allgemeinen Werteverfall und unfähige Politiker und vielleicht sogar die Gier der Finanzmärkte aufregen, aber ihre eigene gierige Steuerhinterziehung als Kavaliersdelikt betrachten. Das macht den Fall Hoeneß aber nicht besser. Als moralische Instanz und als gesellschaftliches Vorbild ist er wohl erledigt."

Schweiz

Blick: "Uli Hoeness gefällt sich als moralische Instanz. Der Gutmensch verweist gerne auf sein soziales Engagement. Und er zeigt gerne, polternd und mit rotem Kopf, mit dem Finger auf die anderen. Und hält dabei mit markiger Kritik nicht zurück. Ein Lieblingsopfer ist der Weltfussballverband Fifa. Filz und Korruption sind die Stichworte dazu.Jetzt ist der Lack bei Hoeness selber weg. Der Bayern-Boss soll Hunderte Millionen auf Schweizer Konten bunkern. Die juristische Aufarbeitung dieses Skandals ist die eine Sache. Die moralische Komponente die andere. Mit Verständnis wird Hoeness in der Öffentlichkeit nicht rechnen können. Die Frage, ob er als Präsident von Bayern noch tragbar ist, wird bald gestellt. Zerstört Hoeness sein Lebenswerk? Was er dringend tun muss: sich erklären und jene Transparenz schaffen, die er überall einfordert. Denn jetzt geht es für ihn um die Wurst."

Tages-Anzeiger: "Bis jetzt war er der erhobene Zeigefinger des deutschen Fußballs - doch nun richten sich die Zeigefinger auf ihn selbst."

Neue Zürcher Zeitung: "Uli Hoeneß stürzt von der Kanzel des Moralpredigers. Der Bayern-Präsident ist aufgetreten wie 'ein Sittenprediger, der die Leute Mores lehrt'".

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