Warum Fußball-Rekordler Heribert Weber seiner Zeit voraus war

FUSSBALL: BUNDESLIGA SAISONSTART-PK: WEBER
Rapid-Ehrenkapitän Heribert Weber feiert am Samstag seinen 70. Geburtstag. Im Training war der Steirer so manchen seiner Spielergeneration einen Schritt voraus.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Trotz Salzburgs Klub-WM-Spiel gegen Real Madrid: Heribert Weber wurde nicht zum Frühaufsteher, saß nicht um drei Uhr morgens vor dem Bildschirm. 

Zumal ohnehin lange Abende bevorstehen. Denn Rapids Ehrenkapitän und spätere Salzburger Kultfigur wird am morgigen 28. Juni 70 Jahre alt.

Feier im überschaubaren Kreis, aber ein besonderer Gast

Gefeiert wird in Graz im überschaubaren Kreis. „Von den 50 Personen sind zehn Kinder“, sagt der stolze Opa von drei Buben. In Vorfreude, dass auch Adi Hütter zu den Gästen zählt. Mit dem bei AS Monaco als Trainer erfolgreichen (und u.a. von Fürst Rainier geschätzten) Freund Adi verbinden Heri viele Erinnerungen an erfolgreiche Salzburger Zeiten.

Noch mit 34 wurde der Steirer Weber von Austria Salzburg (und Trainer Otto Baric) engagiert. Noch mit fast 39 kam Weber bis ins Europacupfinale.

Heribert Weber: War seiner Generation voraus

Als Abwehrchef (damals noch Libero) hielt er mit 20 Jahre jüngeren nicht nur dank seiner Routine sondern auch körperlich mit. Das war nur möglich, weil Weber im Training nicht bloß Dienst nach Vorschrift machte, sondern auch hinsichtlich seriösem ernährungsbewussten Lebenswandel so manchen seiner Spielergeneration voraus war. 

Wenn er heute gelegentlich „sündigt“, dann, sagt Weber, bekomme er rasch ein schlechtes Gewissen.

Rapid-Ehrenkapitän auf Lebenszeit

Entdeckt vom einstigen Trainer Karl Schlechta („Er war ein wunderbarer Mensch“) in einem unbedeutenden Spiel als Buchdrucker-Lehrling mit einer Lehrlingsauswahl gegen den Sturm-Nachwuchs, war Weber als Sturm-Spieler erstmals zu Teamehren und als solcher auch zur WM ’78 und schließlich zu Rapid nach Hütteldorf gekommen. Dort war Hans Krankl nach dessen Rückkehr aus Barcelona der unbestritten große Star und Kapitän. Worauf man diplomatisch Weber zum Rapid-Ehrenkapitän auf Lebenszeit ernannte.

1985 erreichte Heribert Weber (auch damals hieß der Trainer Baric) als Rapidler erstmals ein Europacup-Finale. 1987 wurde er zum Spieler des Jahres gewählt, 1997 (als Salzburger Meistermacher) zum Trainer des Jahres.

ÖFB-Team: Absetzung als Kapitän 

Dank seiner Topfitness brachte es Weber auf nicht weniger als 583 Bundesliga-Spiele. Auch als Nationalspieler befand sich Weber auf Rekordkurs, ehe er 1989 just vor dem letzten WM-Qualifikationsspiel gegen die DDR (3:0) von Teamchef Josef Hickersberger (wegen konträrer Auffassung über Webers Trainingsabsenz nach einem Zahnarztbesuch) als Kapitän abgesetzt und aus dem Team eliminiert wurde.

Hickersberger blieb unerbittlich und Weber auf 68 Länderspieleinsätzen „hängen.“ Ihm blieb die Chance verwehrt, als erster österreichischer Spieler dreimal zur WM zu fahren. Was Weber sehr verletzte und Hickersberger später auch ein bissel bereute. Altersmilde gestimmt ist das für beide kein Thema mehr. Vielmehr eint beide, dass sie Salzburg eine Sensation gegen Real Madrid wünschten.

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