Als die Rapidler einen Motorroller als Meisterprämie erhielten

FUSSBALL/BUNDESLIGA/ADMIRAL BUNDESLIGA/3. RUNDE FUSSBALL-BUNDESLIGA: SK RAPID - WSG TIROL
Wie schon in der Nachkriegszeit bei Transfers geblufft und getrickst wurde.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Welchen Star der FC Bayern nach München lockt, nachdem sich Wunschspieler Florian Wirtz für den Wechsel von Leverkusen zu Liverpool entschied, wo Marko Arnautovic und David Alaba ihren Fußball-Herbst verbringen werden – solche Fragen dominieren Online-Medien und Foren.

Gerüchtemacher kennen kein Frühsommerloch. Das freilich soll schon in der Nachkriegszeit so gewesen sein, als man erst recht dachte, die Menschen würden andere Sorgen haben. Und als es nur eine kurze Transferzeit gab, in der in Österreich ausnahmslos Wechsel innerhalb des Landes erlaubt waren.

Geblufft und getrickst aber wurde damals wie heute. So versteckte der Rapid-Sektionsleiter Franz Binder in der Saison 1948/’49 das Stürmertalent Robert Dienst aus Floridsdorf (bis 1955 russische Zone) in Gmunden (US-Besatzungszone), um zu verhindern, dass Dienst von der Konkurrenz weggeschnappt wird. Jener Dienst, der in 284 Meisterschaftsspielen unfassbare 308 Tore für Rapid erzielen sollte und dessen Todestag sich am heutigen 13. Juni zum 25. Mal jährt. Rapid zahlte für Dienst an den FAC 35.000 Schilling = inflationsbereinigt rund 42.000 Euro. Aus heutiger Sicht lächerlich. Undenkbar ...

... wie die Tatsache, dass es sich selbst im Fußball-Oberhaus um Feierabendprofis (Dienst war bei der Nationalbank beschäftigt) handelte;

... wie die Riesenfreud’ von Meisterkickern, wenn sie im Gemeindebau wohnen oder mit einer Vespa (1952 Rapids Titelprämie) fahren durften;

... wie die Körpermaße der Kickergrößen. So galt Dienst mit 1,82 Meter als Hüne und Viennas 1,75-Meter-Goalie Kurt Schmied als Österreichs bester Tormann. Wiederholt wurde Schmied von Dienst unsanft attackiert. Privat und als Coach aber war Dienst ein Sir.

1974, als die Austria ausgerechnet ihn, den Erz-Rapidler Dienst, zum Trainer machte, reagierte der übrigens genauso wie 51 Jahre später der neue Rapid-Trainer Peter Stöger mit Austria-Vergangenheit: „Ich seh’ darin überhaupt kein Problem.“

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