Harnik: "Das ist nicht Schach"

Harnik: "Das ist nicht Schach"
Verjuxte Chancen: Österreich hat derzeit Probleme beim Toreschießen. Für Stürmer Martin Harnik ist der Erfolg nicht planbar.

Es sind nur drei Buchstaben. Aber sie haben im Fußball die größte Bedeutung: TOR.

Genau das fehlte dem Spiel des österreichischen Nationalteams beim 0:0 in Kasachstan. Einige gute Möglichkeiten wurden dabei vergeben. Auch Martin Harnik, in Astana die Speerspitze an vorderster Front, hatte bei zwei, drei Chancen sein Visier nicht gut genug eingestellt. Für das Heimspiel am Dienstag möchte er es nachjustieren.

KURIER: Die Chancen nicht genutzt – ist das auch Ihre Bilanz?
Martin Harnik: Ja. Ansonsten können wir uns ja nicht viel vorwerfen. Wir haben es spielerisch probiert, am Ende mit der Brechstange versucht. Wir haben den Gegner nicht unterschätzt oder arrogant agiert. Und wir haben unsere Chancen gehabt.

Woran hat es gehapert? Konzentration, Wille, Präzision?
Wenn, dann an der Präzision. Denn wir waren sehr wohl konzentriert und wollten bis zum Schluss dieses Tor erzielen. Viele andere Teams tun sich international gegen vermeintlich kleine Gegner schwer.

Österreich benötigt in einer Qualifikation einen Torjäger, der für fünf bis zehn Tore garantiert. Gibt es den im aktuellen Kader?
Das wird die Zukunft weisen. Wir haben einige im Team, die Tore schießen können. Aber es ist wieder typisch, dass jetzt alles wieder schwarz gesehen wird. Das bin ich schon gewohnt. Wichtig ist, dass wir am Dienstag gewinnen. Ob 1:0 oder 5:0 – das ist egal.

Kann man das Toreschießen trainieren?
Schon. Man kann bei Übungen das Gefühl dafür bekommen. Ich bin schon lange genug dabei, um solche Situationen zu kennen. Es ist nicht meine erste Durststrecke und nicht mein erstes Spiel, in dem ich Chancen liegen lasse. Und es war sicher nicht das letzte.

Wie gehen Sie mit vergebenen Chancen um?
Nach dem Spiel trauere ich ihnen nach. Während des Spiels selbst denke ich nicht nach. Es gibt Spiele, in denen du drei Tore erzielst und nicht weißt, warum. Und ein anderes Mal läufst du drei Mal allein auf den Torhüter und triffst drei Mal die falsche Entscheidung. Das ist Fußball und nicht Schach, wo du die Spielzüge im Voraus planen kannst.

Hat Sie die negative Reaktion auf das 0:0 in der Öffentlichkeit enttäuscht?
Schade, dass ich in meiner Meinung bestätigt wurde. Das Schwarz-Weiß-Denken hilft uns doch nicht weiter. Die Berichterstattung hätte positiver sein können.

Umgekehrt ist die WM das Ziel der Mannschaft. Dafür müsste man laut Marschroute auch in Kasachstan gewinnen. Das Team kann somit nicht aus dieser Pflicht genommen werden.
Das wollen wir ja auch nicht. Unser Anspruch waren sechs Punkte aus diesen zwei Spielen gegen Kasachstan. Jetzt sind vier Zähler das mögliche Maximum. Es ist noch nichts verloren, die direkten Duelle gegen Schweden und Irland werden noch entscheidender. Es bringt uns nicht weiter, diesen zwei Zählern von Astana hinterherzutrauern.

Würden Sie lieber aus der Etappe agieren als – wie zuletzt – in der Spitze als Alleinunterhalter?
Das ist mir grundsätzlich egal. Ich hatte auch ganz vorne meine guten Momente in Kasachstan. Ich habe oft genug auf beiden Positionen gespielt.

Die Torjäger: Marcel Kollers Quartett, um fette Beute zu machen

Marc Janko

29 Team-Spiele, elf Tore (Schnitt: 0,38 Tore/Spiel). Das letzte Tor im Team erzielte Janko am 29. Februar beim 3:1 gegen Finnland. Bei Trabzonspor absolvierte er fünf Spiele – ohne Torerfolg.

Marko Arnautovic

21 Team-Spiele, sieben Tore (0,33). Die letzten Tore für Österreich gelangen dem Bremen-Legionär am 1. Juni 2012 mit einem Doppelpack beim 3:2 gegen die Ukraine. In der aktuellen Saison wartet er nach acht Pflichtspielen für Werder auf seinen ersten Treffer.

Martin Harnik

32 Länderspiele, sieben Tore (0,22). Das letzte Erfolgserlebnis im Team hatte Harnik am 29. Februar beim 3:1 gegen Finnland. Harnik schoss in elf Pflichtspielen für Stuttgart in der laufenden Saison schon fünf Tore.

Andreas Weimann

1 Spiel, kein Tor. Weimann gab in Kasachstan für einige Minuten sein Team-Debüt. Für Aston Villa stand er in der neuen Saison in sieben Liga-Spielen im Kader, zwei Mal durfte er von Beginn an spielen. Kein Torerfolg.

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