"Grün-Weiß bis in den Tod": Rapid-Begräbnisse mit Stadion-Erde

"Grün-Weiß bis in den Tod": Rapid-Begräbnisse mit Stadion-Erde
Christoph Ebner bietet seit drei Jahren spezielle Bestattungen für Rapid-Fans an. Der Erfolg liegt nicht nur an prominenten Helfern.

Aktuell herrscht in Hütteldorf wieder einmal Trauerstimmung. Das Angebot von Christoph Ebner hinterlässt bei vielen Rapid-Fans in dunklen Stunden allerdings etwas Freude. „Grün-Weiß bis in den Tod“ ist das Motto des Wiener Bestatters.

Seit drei Jahren bietet Ebner mit seinem Unternehmen in Rudolfsheim-Fünfhaus sogenannte Rapid-Begräbnisse, ganz im Stil des  Traditionsvereins, für jene Stunden an, „wenn die Grün-Weißen einmal Schwarz tragen müssen.“

"Grün-Weiß bis in den Tod": Rapid-Begräbnisse mit Stadion-Erde

Sein Angebot sei durchaus eine Folge des auch bei Bestattern registrierbaren Trends zu mehr Individualisierung, erklärt im Ebner im Gespräch mit der Austria Presse Agentur APA.

Erde aus dem Stadion 

Den Wünschen für eine echte Rapid-Bestattung seien dabei nahezu keine Grenzen gesetzt, sagt Ebner der selbst seit Kindheitstagen „durch und durch“ glühender Rapid-Fan ist. So stammt die Nachwurf-Erde aus dem Allianz Stadion. „Die traditionelle Nachwurf-Erde kommt bei uns aus dem Stadion und wird mehrmals im Jahr, wenn der Rasen saniert und die Erde belüftet wird, bei uns eingelagert“, erklärt Ebner.

Die Zeremonie könne dann auf Wunsch durch den vereinseigenen Rapid-Pfarrer und Seelsorger Christoph Pelczar – selbstverständlich in grün-weißer Kutte – geleitet werden. „Der römisch-katholische Ritus bei einem Pfarrer oder Priester beim Einsegnen sieht ja normalerweise eine violette Kutte vor. Das ist dann doch angenehmer für uns, wenn der Pfarrer in Grün-Weiß erscheint“, erklärt Ebner mit einem Seitenblick auf die Austria.

"Grün-Weiß bis in den Tod": Rapid-Begräbnisse mit Stadion-Erde

Der Sarg für ein Fan-Begräbnis werde dabei extra in Österreich oder Deutschland angefertigt und könne beim Design und der Holzart völlig nach den Wünschen des oder der Toten angepasst werden. „Die haben alle schon natürlich das Grün-Weiß lackiert. Wenn gewünscht auch mit den Grün-Weiß-Blau-Roten Streifen, damit die Gründungsfarben ein bisschen zur Geltung kommen. Das Rapidwappen kann, eingeschnitzt oder gebrannt sein. Wir arbeiten da teilweise mit Metallplaketten.“ 

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Marek als Trauerredner 

Vereinzelt hat sogar schon Ex-Stadionsprecher Andy Marek die Trauerrede übernommen. Der Grabstein komme auf Wunsch ebenfalls von einem Partnerbetrieb. „Der ist ebenfalls leidenschaftlicher Rapid-Fan.“ Eine Rapid-Bestattung sei dabei jedoch nicht teurer als eine gewöhnliche Beisetzung.

Die Idee für die Fan-Bestattungen kam dem Wiener nach Gründung seines Unternehmens im Juli 2020. „Es hat vorher schon ähnliche Angebote gegeben, die jedoch etwas gekünstelt oder halbherzig dahergekommen sind“, sagt Ebner. „Da merkt man halt ganz schnell, wenn das jetzt einer produziert oder designt hat, der nicht die Leidenschaft hat und vielleicht nur glaubt, schnelles Geld verdienen zu können.“

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Der 39-Jährige erklärt: „Früher war es ja ein Monopol. Es gab nur einen Anbieter. Das waren reine Katalogbestattungen.“ Die Fan-Bestattungen haben sich mittlerweile auch in der Szene herumgesprochen. „Wir haben bereits zahlreiche Fans nach der Rapid-Viertelstunde begleitet“, sagt Ebner durchaus mit Stolz. So habe er bereits Fans mit Kultstatus wie Ultras-Mitbegründer Rudolf Koblowksy (2020) oder „Rapid-Charlie“ Karl Finding (2021) aber auch Spieler-Legenden wie Leopold Grausam (2023) mit seinem Unternehmen die letzte Ehre erwiesen.

Vorsorge beim Experten 

Der Experte rät jedoch - ohne um eine erneute Fußballmetapher verlegen zu sein - grundsätzlich zu einer individuellen Bestattungsvorsorge. „Rapid-Fans wissen es ja selbst: Es geht nicht jedes Spiel in Verlängerung. Oft kommt der Abpfiff auch ein bisschen überraschend.“ Man solle darum bereits zu Lebzeiten seine Wünsche deponieren - „egal ob Rapid-Fan oder nicht“.

Mit einem Bestatter über eigene Beisetzungswünsche zu sprechen, falle leichter als das Gespräch mit der engsten Familie. „Wenn man  zu uns kommt und sich schon vorher Gedanken macht, dann wird das deponiert, was wünscht man sich für sein eigenes Begräbnis. Es liegt im Idealfall die nächsten 70 Jahre, 100 Jahre im Nachtkasterl und auch bei uns in der Schublade. Wenn aber was passiert, haben wir die Angehörigen. Die machen die Masche auf und sehen: 'Der Papa will eine Rapid-Bestattung'.“

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