Gelbe Träume, fragwürdige Trikots: Der ÖFB-Gegner und seine Fans

Gelbe Träume, fragwürdige Trikots: Der ÖFB-Gegner und seine Fans
Am Montag spielt Österreich gegen die Ukraine um den Aufstieg ins EM-Achtelfinale. Ein Duell, in dem es um alles geht. Ein Besuch bei Fußball-Verrückten in Kiew.

Im Ecklokal neben dem Kiewer Olympiastadion riecht es nach Schweiß, Alkohol und gebratenem Fleisch. Biergläser klirren, wenn der tätowierte Kellner nach ihnen greift, um den nicht enden wollenden Durst der Gäste zu stillen. An der Bar und an den Tischen sitzen Männer und einige Frauen in gelben und blauen Trikots, essen Zwiebelringe, gebratene Erdäpfel, Wurst und Burger und starren dabei gebannt auf einen der vielen Fernsehbildschirme. Sie raunen, schreien oder schimpfen und liegen sich zweimal freudig in den Armen, als Andrij Jarmolenko und Roman Jaremtschuk treffen. Alioski verkürzt für Nordmazedonien auf 1:2. Ein Elfmeter, zuerst gehalten und dann doch versenkt, im Club-Lokal der Dynamo-Kiew-Fans wird ordentlich geflucht.

An die Pandemie erinnert nichts. Eine Flasche Desinfektionsmittel vielleicht, die einsam und unberührt auf einer Holzkommode steht. Ukrainische Gaststätten, auch die Nachtclubs, sind seit Anfang April geöffnet. An den Eingängen wird weder nach einem negativen Coronatest gefragt, noch darauf bestanden, eine Maske zu tragen.

Für die mehr als hundert Lokalbesucher im Zentrum der Stadt ist aber selbst der frühe Anpfiff kein Grund, um das Spiel zu verpassen. Das spärlich beleuchtete Kellerlokal wurde vor rund acht Monaten von Dynamo-Kiew-Ultras eröffnet. Unüberhörbar, dass Fußball mehr als ein Hobby und alles andere als unpolitisch ist. Die Kellnerinnen tragen T-Shirts mit der Aufschrift: „Ich bin nur für zwei Mannschaften. Für die Ukraine und jeden, der gegen Russland spielt.“

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