WM 2014: Brasilien läuft die Zeit davon

Tiefe Trauer: Ein Bauarbeiter in São Paulo gedenkt seiner beiden Kollegen, die bei der Errichtung des WM-Stadions nach dem Kollaps eines Krans ums Leben gekommen sind.
Der Unfall in São Paulo bringt das Sport-Spektakel in Gefahr.

Jetzt auch noch das: Baustopp. Als ob die brasilianischen Bauherren der Stadien für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 nicht ohnehin schon in Verzug wären. In São Paulo, dem Ort der Eröffnung, geht bis auf Weiteres nichts mehr.

Nach dem Unglück mit zwei Toten im Stadion des Eröffnungsspiels haben die Behörden in São Paulo die Benutzung aller neun Kräne bei den andauernden Bauarbeiten untersagt. Wie das Arbeitsministerium am Donnerstagabend mitteilte, muss die verantwortliche Baufirma Odebrecht Dokumente vorlegen, die die korrekte Wartung und Instandhaltung der Maschinen, die Beachtung von Sicherheitsmaßnahmen sowie die Qualifikation der Kranführer und Arbeiter nachweisen.

Verzögerung

„Der Bau wird sich mit Sicherheit verzögern, die Fristen der FIFA interessieren mich aber nicht, nur die Sicherheit der Arbeiter. Wir haben keine Eile“, sagte Antônio Pereira vom zuständigen Ministerium dem Nachrichtenportal UOL.

Man habe unter anderem noch nicht die Black Box finden können, die der Unglückskran haben müsste. Daher wolle er auch einen Experten des deutschen Kran-Herstellers zurate ziehen. Das dürfte dauern.

Die Baufirma Odebrecht und der Traditionsklub SC Corinthians als Stadionbesitzer erklärten, man werde die angeforderten Dokumente so schnell wie möglich zusammenstellen. Unabhängig davon wolle man am Montag nach der viertägigen Trauerpause die Bauarbeiten am „Itaquerão“ unter anderem mit der Fertigstellung der elektrischen und hydraulischen Systeme wie vorgesehen wieder aufnehmen.

Wie die örtliche Zeitung Folha de São Paulo unter Berufung auf Organisationskreise berichtete, steht bereits fest, dass die bisher auf 31. Dezember festgelegte Frist zur Übergabe des Stadions an den Weltverband FIFA mindestens um einen Monat verschoben werden muss.

Untersuchung

Am Mittwoch war im Corinthians-Stadion ein Kran zusammengebrochen. Dabei waren Teile der Arena, in der unter anderem am 12. Juni 2014 das WM-Eröffnungsspiel ausgetragen werden soll, schwer beschädigt und zwei Bauarbeiter tödlich verletzt worden. Der Unfall wird von der Polizei untersucht. Sie will innerhalb von 30 Tagen einen ersten Bericht präsentieren.

Der frühere brasilianische Stürmerstar Ronaldo sagte, es sei nun nicht Zeit, „an das Image Brasiliens im Ausland oder an Lösungen zur rechtzeitigen Fertigstellung des Stadions zu denken“. In erster Linie müsse man „jetzt den Familien der Opfer beistehen“.

Doch die Zeit drängt: Bereits kommende Woche findet die Auslosung der Vorrundengruppen statt, danach steht der Spielplan endgültig.

Nach dem tragischen Zwischenfall in São Paulo mehren sich freilich die Stimmen, die eine örtliche Verlegung des Eröffnungsspiels fordern. „Vier Monate vor der WM muss das Stadion komplett fertig sein, denn man muss noch einige Dinge testen“, sagt der Belgier Michel D’Hooghe, ein Mitglied der FIFA-Exekutive.

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