Was macht Sie da so sicher?
Die Situation ist ernst, aber die Infektionszahlen gehen in Europa sukzessive hinunter. Wir alle sind vorsichtiger geworden. Ich halte nichts von den Aussagen, dass wir erst noch die zweite oder dritte Welle abwarten sollten. Wir müssen uns nicht fürchten. Die UEFA ist bereit und wird den Empfehlungen der Behörden folgen. Ich bin überzeugt, dass der
Fußball, wie wir ihn kennen, bald wieder Realität sein wird. Wir setzen auch alles daran, die Champions und Europa League bis Ende August fertigspielen zu können. Wenn nun allmählich die Ligen wieder starten, sehe ich keinen Grund, warum der
Europacup nicht auch wieder den Spielbetrieb aufnehmen kann.
Die Deutsche Bundesliga ist als erste große Liga wieder gestartet. Was bedeutet das für die anderen?
Es ist ein gutes Zeichen. Die Deutschen werden sehr streng sein bei den Kontrollen. Nachdem die deutsche Liga angekündigt hatte, dass sie den Spielbetrieb wieder aufnehmen wird, haben wir von 15 Ligen Meldungen erhalten, dass sie es den Deutschen gleichtun wollen. Das zeigt uns, dass die Welt langsam wieder zur Normalität zurückkehrt.
Wirtschaftlich trifft die
Krise auch den Profifußball hart. Wäre jetzt gerade nicht ein guter Zeitpunkt, die Financial-Fair-Play-Regeln neu auszurichten?
Wir denken daran, die Regularien zu verbessern und an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Wer dagegen verstößt, gehört sanktioniert. Wir überlegen auch, eine Art Luxussteuer einzuführen. Allerdings wird das alles nicht rasch geschehen können. In diesen schwierigen Zeiten mussten wir alle zukünftigen Pläne hintanstellen und danach trachten, das Schiff irgendwie auf Kurs zu halten.
Am Beginn der Krise meinte FIFA-Präsident Gianni Infantino, der Zeitpunkt wäre günstig, den Fußball neu zu organisieren und zu reduzieren. Stimmen Sie dem zu?
Ich habe versucht, zu verstehen, was er damit gemeint hat. Es klingt für mich ein bisschen merkwürdig, wenn man einerseits eine Reduzierung des Fußballs andenkt und andererseits eine neue, größere Klub-Weltmeisterschaft einführen will.
Diskutieren Sie das mit dem FIFA-Boss?
Ich hatte keine Gelegenheit dazu. Um ehrlich zu sein, besprechen wir derzeit nicht allzu viel miteinander. Es gehört sich auch nicht, ihm etwas über die Medien ausrichten zu lassen. Wenn die Idee aber offiziell wird, werde ich um Antworten bitten.
Wollen Sie FIFA-Chef werden?
Nein. Ich liebe meinen Job, die UEFA ist eine tolle Organisation. Es geht hier um täglichen Fußball und weniger um Politik. Das liegt mir näher.
Auch die UEFA und andere Verbände überlegen, weitere Bewerbe einzuführen. Stimmt es, dass Sie mit ihrem Kollegen aus dem südamerikanischen Verband im engen Austausch darüber sind?
Wir sind Verbündete. Ich persönlich finde es etwa schade, dass es das Spiel zwischen dem Champions-League-Sieger und seinem Pendant in Südamerika nicht mehr gibt. Außerdem haben wir über einen Bewerb zwischen dem Europameister und dem Copa-America-Sieger gesprochen. Solche Matches wären fantastisch, denn bei allem Respekt: Wir alle wissen, wer bisher alle Weltmeisterschaften gewonnen hat und wo der beste Fußball zu Hause ist. Aber wir müssen dafür erst passende Termine finden. Der Kalender ist schon jetzt ungemein voll.
Es wird gerade viel über die Gehälter der Fußballprofis diskutiert. Finden Sie, dass die Spieler weniger gierig und etwas klüger bei den Ausgaben sein sollten?
Ich glaube nicht, dass Fußballer gierig sind. Der Markt entscheidet über Preise und Gagen. Wenn Sie oder ich ein Angebot über 20 Millionen bekommen, glaube ich auch nicht, dass wir ablehnen und sagen würden: ‚Geben Sie mir nur 200.000!‘ Warten wir ab, wie der Markt nun auf die Krise reagiert. Spieler und Klubs sorgen aber für einen gewaltigen Umsatz. Fußball ist eine Industrie, die Steuern im hohen Ausmaß abführt.
Bei der Bezahlung von männlichen und weiblichen Profis könnte der Unterschied kaum größer sein.
Man muss auch den Unterschied in den Umsätzen sehen. Die UEFA investiert viel in den Damen-Fußball und erkennt, dass er immer populärer wird.
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