Fehler im System: Wieso Sportdirektoren eine Ausbildung haben sollten

Symbolbild: In der Fußball-Bundesliga kann jeder Sportdirektor werden
Um Trainer in der Bundesliga zu werden, muss man sieben Jahre lang Ausbildungen besuchen. Sportdirektor kann jeder werden.
Dominik Thalhammer

Dominik Thalhammer

In einer Zeit, in der immer weniger österreichische Spieler in der Bundesliga auflaufen, Österreich in der UEFA-Fünfjahreswertung an Boden verliert und Trainerwechsel zur Normalität werden, stellen sich folgende Fragen: Fehlt es vielfach an einer klaren sportlich strategischen Ausrichtung? Welche Rolle spielen die Sportdirektoren, während im Hintergrund auch die Präsidenten und CEOs maßgeblichen Einfluss auf die (sportlichen) Entscheidungen haben? Das gängige Narrativ besagt: Wenn es nicht läuft, ist der Trainer schuld. Doch ist das wirklich so einfach?

Die Aufgaben von Sportdirektoren sind entscheidend für den Erfolg und gehen weit über Spielertransfers hinaus. Sie sind verantwortlich für Kaderplanung, Talent-Scouting, Vertragsverhandlungen, strategische Ausrichtung und Öffentlichkeitsarbeit. Sportdirektoren arbeiten eng mit dem Trainerteam zusammen, um die sportliche Leistung kontinuierlich zu überwachen und spielen eine zentrale Rolle innerhalb des Vereins. Trotz ihrer Bedeutung ist es oft schwierig, ihre Leistung objektiv zu bewerten. Besonders auffällig ist die durchschnittlich kurze Amtszeit von Sportdirektoren in Österreich, die nur 2,2 Jahre beträgt. Dies kann zu strukturellen Fehlentwicklungen und hohen Kosten führen. In Anbetracht dieser kurzen Amtszeiten stellt sich die Frage, wer für die langfristige Ausrichtung der Vereine verantwortlich ist, da das Tagesgeschäft häufig im Vordergrund steht.

Ein Ausbildungsparadoxon

Besonders alarmierend ist der Kontrast, der in Sachen Ausbildung zwischen Trainern und Sportdirektoren besteht: Für die Ausbildung zum Profitrainer in der Bundesliga braucht es ein siebenjähriges Engagement, das über die ÖFB-D-Lizenz, das UEFA-C-Diplom und das UEFA-B-Diplom zum UEFA-A-Diplom und schließlich zum UEFA-Pro-Diplom führt. Dazu kommt, dass verpflichtende Weiterbildungsmaßnahmen notwendig sind und dass die Absolventen vor jedem dieser Lehrgänge auch einen Praxisnachweis erbringen müssen.

Im Gegensatz dazu kann theoretisch jeder von der Straße die Position eines Sportdirektors in einem Profiklub in Österreich übernehmen und damit zum Vorgesetzten dieser Trainer werden, da keine speziellen Vorkenntnisse erforderlich sind.

Die Bundesliga bietet zwar einen zweijährigen Sportmanagementkurs an, dieser ist jedoch nicht verpflichtend und auch nicht explizit auf die Arbeit von Sportdirektoren zugeschnitten. Darüber hinaus gibt es keine verpflichtenden Fortbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten.

Angesichts dieser deutlichen Unterschiede steht für mich fest: Die Bundesliga braucht verpflichtende Aus- und Fortbildungsmaßnahmen für Sportdirektoren, die in die Lizenzierungsbestimmungen aufgenommen werden müssen. Diese Maßnahme würde entscheidend dazu beitragen, die Qualität und Stabilität im Vereinsmanagement zu erhöhen. Andere Nationen gehen schon längst in diese Richtung.

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