Kaum eine Regel sorgt im Fußball für so viel Diskussionsstoff wie das Handspiel. Geht es nach der FIFA und dem für die Regelauslegung zuständigen International Football Association Board (IFAB), soll künftig weniger gestritten werden.
Denn mit Beginn der neuen Saison wurde die Regel angepasst und dahingehend geändert, dass künftig weniger gepfiffen wird, wenn ein Spieler den Ball mit der Hand oder dem Arm berührt.
„Diesbezüglich wurde nach Ansicht des IFAB in der Vergangenheit nahezu immer, jedenfalls aber zu oft gepfiffen, wenn ein Spieler seinen Körper mit dem Arm unnatürlich vergrößert oder verbreitert“, erklärt Gerhard Gerstenmayer, der als Regelreferent beim ÖFB für die Schulung der Referees verantwortlich und im ständigen Austausch mit dem IFAB ist.
Der Text in den Spielregeln wurde daher um folgende Passagen ergänzt: „Eine unnatürliche Vergrößerung des Körpers liegt nicht vor, wenn die Hand-/Armhaltung die Folge einer Körperbewegung des Spielers in der jeweiligen Situation ist oder mit dieser Körperbewegung gerechtfertigt werden kann.“
Demnach liege kein Vergehen mehr vor, „wenn sich die Hand oder der Arm aufgrund einer natürlichen Bewegung des Spielers nicht nahe am Körper befindet.“ Im konkreten Fall soll also ein Spieler, der sich in einer normalen Laufbewegung befindet und dabei am natürlich seitlich mitschwingenden Arm getroffen wird, keine Konsequenzen mehr zu befürchten haben. Es sei denn, ein Spieler vergrößert seine Körperfläche, „um ein größeres Hindernis darzustellen“, etwa indem er einen Schuss auf das Tor blockt, oder sich der Arm „klar über Schulterhöhe“ befindet.
Der Punkt, wonach von den Referees bei der Armhaltung stets die Bewegung des gesamten Körpers zu beurteilen ist, wird künftig auch zum entscheidenden Faktor. Jener Punkt, wonach auch die Distanz zu berücksichten sei, aus der ein Spieler am Arm getroffen wird, wurde aus dem Regelwerk gestrichen.
Pfiff bei Torerfolg
Indes ist es weiterhin ein Vergehen, wenn ein Handspiel tatsächlich absichtlich erfolgt oder ein Torschütze den Ball unabsichtlich direkt mit der Hand oder dem Arm ins gegnerische Tor befördert, oder dies tut, nachdem er unmittelbar davor den Ball mit der Hand gespielt hat.
Gestrichen wurde jener Punkt, wonach es bisher auch strafbar war, wenn ein Mitspieler des Torschützen unmittelbar vor der Torerzielung ein (unabsichtliches) Handspiel begeht. „Da sind wir einen Schritt zu weit gegangen“, sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino.
Zum Einsatz gekommen sind die Regelanpassungen bereits bei der vergangenen Europameisterschaft. Mit Ausnahme des Eröffnungsspiels zwischen Italien und der Türkei kam es da aber generell kaum zu Handspielen.
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