Ich habe auf meinen Bauch und mein Herz gehört. Red Bull Salzburg ist mein Heimatklub, bei dem ich es früher nicht geschafft habe, mich als Profi durchzusetzen. Das hat mich genervt und war immer in meinem Kopf. In Salzburg sind alle komplett entwicklungsbesessen. Das ist das, was ich wollte. Ich habe das Gefühl, dass ich da bin, wo ich hingehöre. Deshalb mach’ ich es auch nicht davon abhängig, ob ich immer spiele, oder nicht.
Das hört sich nicht danach an, als hätten Sie dabei ein Risiko verspürt.
Bei einem Vereinswechsel weiß man nie, was auf einen zukommt und es gibt immer neue Dinge, auf die man sich einstellen muss. Das kennt doch jeder: Wenn man voll von einer Sache überzeugt ist, obwohl ein Risiko da ist, dann fühlt es sich einfach nicht so an. Und deshalb war es für mich vom ersten Moment an richtig.
Sie haben den Entscheidungsprozess beschrieben und erklärt, was dahintersteckt. Werden solche Prozesse medial zu wenig oder gar falsch beleuchtet?
Solche Dinge werden oft von außen in eine bestimmte Richtung gelenkt. Ich hab’ mich im Vorfeld damit beschäftigt, was medial auf mich zukommen könnte. Auch Fußballer sind Menschen und man bekommt das eine oder andere schon mit. Prinzipiell war mir das aber egal, weil es sich für mich einfach gut angefühlt hat.
Diesen Eindruck musste man auch haben, als Sie in der Champions League gegen Benfica mit einem Grinsen auf den Platz gegangen sind. Kommen in diesen Momenten noch einmal Gedanken und Erinnerungen hoch an all die Dinge, die davor im Laufe des Transfers passiert sind? Oder war es ein Spiel wie jedes andere?
Es war schon etwas Besonderes, weil es mein erstes Champions-League-Spiel war. Mir fällt es derzeit aber leicht, im Moment zu leben, zu arbeiten und die Dinge zu genießen. In Lissabon hat viel gepasst, ein super-toller Moment, den ich nie vergessen werde. Aber der Profifußball bringt es auch mit, dass es danach gleich weiter geht und drei Tage später wurscht ist, was davor war.
Und plötzlich sind Sie auch die Nummer eins im Nationalteam. Was hilft dabei, in einer so erfolgreichen Zeit auf dem Boden zu bleiben?
Familie und Freunde, denen es egal ist, ob ich Kicker bin oder irgendetwas anderes mache. Ich genieße ich einfach die Zeit. Ich rette keine Leben und bin kein Arzt oder habe eine Arbeit, die unsere Gesellschaft am Laufe hält. Mir ist bewusst, dass ich die schönste Nebensache der Welt machen darf, aber es gibt viel wichtigere Jobs als meinen, daher schätze ich sehr, wie gut es mir geht.
Dann wechseln wir kurz das Thema. Ab wann haben Sie denn gewusst, dass Sie Tormann werden?
Ganz spät. Ich war mir selber nicht sicher, was ich will. Selbst mit 14 habe ich noch teilweise am Feld gespielt. Dann ging’s langsam in Richtung Akademie, wo man sich entscheiden muss. Und da kommst du mit den besten Kickern aus dem ganzen Land zusammen und da wurde mir klar, dass es am Feld eher schwierig wird. Dadurch, dass der Wunsch nach dem Profifußball schon sehr groß war, ist die Entscheidung so gefallen.
Kommt es Ihnen zugute, dass Sie lange Feldspieler waren?
Das hilft mir sicher. Trotzdem entwickelt sich der Fußball ständig weiter, es wird immer athletischer und schneller. Auch auf der Tormannposition, wenn man sich ansieht, wie man ins Spiel eingebunden ist. Da ist es ein Vorteil. Ich versuche aber, mein Spiel einfach zu halten und keine Wunderdinge zu machen. Im besten Fall passieren die von alleine.
Wie ist denn die Stimmung im Kreis des Nationalteams nach so vielen Ausfällen?
Gut, es hat sich kaum etwas verändert, obwohl wir wissen, dass viele Stützen fehlen. Es haben andere die Chance, sich zu zeigen. Die Energie im Team ist aber wie immer. Wir sind gut drauf und sind gegen Belgien voll auf drei Punkte eingestellt.
Wie beurteilen Sie die Herangehensweise von Ralf Rangnick im mentalen Bereich?
Er ist ein sehr direkter Mensch mit einer klaren Vorstellung. Diese Klarheit bringt er auch in die Mannschaft hinein. Jeder kennt seinen Job und nebenbei schafft er es, dass wir als Mannschaft unglaublich gut gewachsen sind. Er hat schon viel erlebt im Fußball. Diese Erfahrung und Ruhe, die er ausstrahlt vor wichtigen Spielen, ist für uns wichtig.
Sie sind mit 27 Jahren im besten Alter. Welche Ziele haben Sie für Ihre Zukunft?
Ich bin nicht der Freund davon, zu sagen, ich muss dieses oder jenes erreichen. Es sind eher kleine Sachen, auf die ich gerne hinarbeite. Ich glaube daran, dass der Weg das Ziel ist und irgendwann das zurückkommt, was man investiert hat.
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