Italien feiert "Super Mario"
Italien und die Niederlande haben sich als erste Teams des "Alten Kontinents" für die WM-Endrunde 2014 qualifiziert. Ein Doppelschlag der Italiener binnen 180 Sekunden durch Giorgio Chiellini und Mario Balotelli machte in Turin aus dem 0:1 gegen Tschechien ein 2:1. Die Elftal setzte sich am Dienstag in Andorra dank eines Doppelpacks von Robin van Persie 2:0 durch und bescherte Teamchef Louis van Gaal mit dessen erster WM-Teilnahme Erleichterung und Genugtuung.
Für Frankreich machte Bayern-Star Franck Ribery ein Gruppen-Finale gegen Spanien möglich. Nach einem 4:2 in Weißrussland mit zwei Ribery-Treffern stehen die "Bleus" zumindest im Play-off der Gruppenzweiten. England erreichte in der Ukraine ein 0:0 und hielt damit einen unmittelbaren Verfolger auf Distanz. Auch die Schweiz ist auf Kurs nach Brasilien. Die Eidgenossen gewannen dank Doppel-Torschütze Fabian Schär 2:0 bei Verfolger Norwegen und haben nun einen klaren Vorsprung auf Verfolger Island, der 2:1 gegen Albanien gewann.
Italiens Held war Balotelli, der per Elfmeter zum Matchwinner wurde. Zuvor hatte der Milan-Stürmer noch die besten Möglichkeiten ausgelassen und schrammte nach einer harten Attacke an Tomas Sivok sogar an einem Ausschluss vorbei. "Wenn er ruhig bleibt, ist er ein entscheidender Spieler, das haben wir auch heute gesehen", lobte Teamkollege Chiellini. Auch Nationalcoach Cesare Prandelli nahm seinen Stürmerstar in Schutz. Selbst die Fans im Stadion des Rivalen Juventus hatten Nachsicht mit dem für seine Eskapaden bekannten 23-Jährigen.
Sie feierten ihn nach den vergebenen Großchancen mit Applaus und "Mario, Mario"-Rufen. "Ich muss den Juve-Fans ein Kompliment machen, das hätte ich nicht erwartet", sagte Balotelli nach der Partie. Mit dem Sieg haben die Italiener schon zwei Runden vor dem Ende der WM-Qualifikation ihr Ticket nach Brasilien sicher - so früh wie noch nie.
Nach der erfolgreichen Qualifikation nimmt in Italien auch die Debatte um die Zukunft von Prandelli wieder Fahrt auf. Sowohl der Verband als auch der Trainer hatten Gespräche angekündigt, nachdem Medien berichtet hatten, der 56-Jährige werde sein Amt nach der WM aufgeben. "Jetzt haben wir alle Zeit, wir werden darüber reden und uns erklären", kündigte Prandelli an. "Es wird keine Telenovela, aber heute Abend habe ich keine Entscheidung bekanntzugeben."
Genugtuung bei Bondscoach Van Gaal
Eine gewisse Genugtuung war Louis van Gaal ins Gesicht geschrieben. Zwölf Jahre nach dem schmachvollen Scheitern in der Qualifikation für die WM 2002 in Japan und Südkorea hat er ein Oranje-Team doch noch zu einer Weltmeisterschaft geführt. Dass der letztlich entscheidende Sieg beim Fußballzwerg alles andere als berauschend zustande gekommen war, interessierte Van Gaal wenig. "Das ist erst der Anfang", sagte der 62-Jährige.
Die niederländischen Zeitungen bejubelten die WM-Teilnahme auf ihren in orange gefärbten Titelseiten zwar, doch in den Tag danach mischte sich auch Katerstimmung. "De Telegraaf" schrieb von einer "miesen Vorstellung" der Nationalelf. Auch bei den Spielern wollte nach dem Pflichtsieg keine Partylaune aufkommen.
Doch Van Gaal war so, wie ihn alle kennen: Zufrieden, vor allem mit sich selbst. Die magere Leistung gegen Andorra und vier Tage zuvor beim glücklichen 2:2 in Estland überging er dabei großzügig. "Nach der EM musste ich die Mannschaft neu aufbauen mit jungen Spielern, das ist immer schwierig", erklärte der selbstverliebte Bondscoach.
In den von Experten nur so wimmelnden Niederlanden reichen Ergebnisse aber meist nicht aus, auch die Art des Fußballs ist von großer Bedeutung. "Ich werde sehr zufrieden sein, wenn Oranje die Gruppenphase übersteht", kritisierte Fußball-Ikone Johan Cruyff die Leistung mit Blick auf die WM im niederländischen Fernsehen.
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