Trainer Óscar Garcia setzt Salzburg unter Druck

Óscar Garcia hat sich im Training Respekt verschafft.
Der Spanier fordert öffentlich neue Spieler, aber nicht nur das ist ungewöhnlich.

Nach acht Trainingseinheiten und einer 0:1-Niederlage im einzigen Testspiel in der Türkei gegen den deutschen Zweitligisten FSV Frankfurt endete das erste Salzburger Trainingslager unter der Leitung von Neo-Trainer Óscar Garcia mit dem Rückflug am Sonntag.

"Ich war im Allgemeinen sehr zufrieden. Das Hotel war super, die Plätze waren gut. Das Einzige war das Wetter, das nicht immer mitgespielt hat", lautetet das Fazit des 42-Jährigen nach den Übungseinheiten.

Ein spanischer Coach ist zwar eine Premiere in der Bundesligageschichte, aber nicht das einzig Neue und Ungewöhnliche am Engagement des Ex-FC-Barcelona-Spielers.

Die Umgangssprache

Da erstmals in der zehneinhalbjährigen Ära Red Bull ein Trainer geholt wurde, der nur in Fragmenten Deutsch spricht, herrscht ein anderer Ton. "Wir sprechen Englisch. Das verstehen fast alle. Wenn nicht, haben wir die Dolmetscher", erzählt Garcia. In der Türkei waren sicherheitshalber gleich drei Dolmetscher auf dem Trainingsplatz dabei – jeweils einer für Spanisch, Französisch und Japanisch.

Die Systemflexibilität

Fast drei Jahre war eine 4-2-2-2-Grundordnung in Salzburg obligat. Das wird nun anders. "Ich habe mehrere Systeme in meinem Kopf. Wie wir spielen werden, wird aber auch davon abhängen, welche Spieler wir Ende Jänner haben", sagt Óscar und kündigt dazu an: "Ich werde sicher nicht jedes Spiel mit dem gleichen System bestreiten." Gegen FSV Frankfurt wurde im 4-3-3 mit einem defensiveren zentralen Mittelfeldspieler und zwei offensiveren Mittelfeldspielern im Halbfeld gespielt.

Der Disziplin-Katalog

Ein wichtiges Thema, denn im Herbst gab es in Salzburg zu viel Unruhe, auch wegen einiger Fehltritte abseits des Platzes. Das soll sich nicht wiederholen. "Es gibt ganz klare Vorgaben für alle Spieler, was die Disziplin betrifft. Ich habe noch ein paar zusätzliche Regeln hinzugefügt. Ich bin der Meinung, dass man nur Erfolg haben kann, wenn es klare Regeln gibt, die die Spieler zu befolgen haben", sagt der Spanier.

Die Vorschusslorbeeren

Die Red-Bull-Spieler haben in ihrer Laufbahn schon viele Vergleichsmöglichkeiten gesammelt, sind richtiggehend euphorisch, wenn sie auf ihren neuen Chef angesprochen werden. "Ich bin sehr glücklich, dass ich mit so einem Trainer zusammenarbeiten darf. Seit er da ist, habe ich wieder extrem viel Freude. Er ist ein Trainer, wie ich ihn mir vorstelle", sagt etwa Yasin Pehlivan.

Die Spielweise

Die Zeiten des extremen Offensivpressings, das zuletzt sowieso nicht mehr richtig funktioniert hat, sind jedenfalls vorbei. "Der Trainer will, dass wir mehr Spielkontrolle haben, nicht immer gleich nach vorne spielen und hinten organisiert sind", erklärt Mittelfeldspieler Christoph Leitgeb.

Das Testprogramm

Nur vier Testspiele – und damit eines weniger als Titelkonkurrent Austria Wien alleine im Trainingslager in der Türkei – wird Salzburg in dieser Winterpause am Ende absolviert haben. "Es ist für mich wichtiger zu trainieren als viele Testspiele zu haben. Weil ich im Training eingreifen und Dinge korrigieren kann. Bei Spielen ist das schwierig", erklärt Óscar.

Die Spielerwünsche

Für Salzburger Verhältnisse ungewohnt offensiv artikuliert Óscar öffentlich, was er sich noch in der Wintertransferzeit erwartet und erhöht natürlich so den Druck auf Red Bull: "Der Verein weiß über meine Wünsche Bescheid. Es ist klar, dass wir Langzeitverletzte haben und da vielleicht noch etwas getan werden muss." Und zwar? Ein Flügelstürmer wird wohl verpflichtet. Vielleicht kommt auch noch der eine oder andere Leipziger dazu. Zsolt Kalmar hat vor den Augen von Óscar im Test gegen St. Gallen stark gespielt. Der 20-jährige Ungar, der beim deutschen Red-Bull-Klub nicht zur Stammelf gehört, hofft auf mehr Einsatzzeiten, um den Sprung in den Kader von Österreichs EM-Gegner zu schaffen.

Zur Info: Die Reise ins Trainingslager in Belek wurde von Red Bull Salzburg organisiert.

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