Fußball-Europacup in der Türkei: Diese Choreo geht unter die Haut
Ein Baby in den Armen eines Feuerwehrmannes. Eine Faust, die aus den Trümmern ragt und die türkische Nationalflagge in die Höhe streckt. Aus den Lautsprecherboxen ertönte ein Trauerlied. Die Choreographie der einheimischen Fans kurz vor dem Anpfiff ging unter die Haut. Trabzon, eine Stadt, deren liebstes Hobby, der Fußball, in den Hintergrund gerückt ist.
Die Gedanken waren im 800 Kilometer südlich entfernten Erdbebengebiet an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien, wo bislang über 40.000 Todesopfer geborgen wurden.
Fans aus Trabzon und Istanbul solidarisch
Die Lust auf Fußball ist am Nullpunkt. Trotzdem musste das Conference-League-Spiel zwischen Trabzonspor und dem FC Basel stattfinden, weil die UEFA es so wollte. Also rief das Heimteam die Partie im Vorfeld zur nationalen Solidaritätsbekundung aus: Auf den Tribünen umarmten sich Fans der Erzrivalen Trabzonspor, Galatasaray, Fenerbahce und Besiktas, auf der Ehrentribüne saßen die Präsidenten der Süper-Lig-Vereine. Die Zuschauer brachten Spielsachen zum Stadion, die an Kinder in der Erdbebenregion geschickt werden.
Eigenartige Stimmung zu Beginn
Und die Stimmung? Die war zu Beginn geprägt von Unsicherheit: Wie laut darf man seine Mannschaft unterstützen, nachdem im Vorfeld zu Zurückhaltung aufgerufen wurde? Das fragten sich auch die rund 150 aus der Schweiz angereisten Fans.
Ihre zaghaften Schlachtrufe wurden zu Beginn vom heimischen Publikum mit Pfiffen erwidert, doch nach gut einer halben Stunde Geisterspiel-Atmosphäre war punkto Stimmung kaum mehr ein Unterschied zu einem normalen Spiel auszumachen. Was auch daran lag, dass die türkischen Spieler dominierten. Basel-Tormann Marvin Hitz musste mit starken Reflexen einen Rückstand vor der Pause verhindern.
Trabzon war stärker und siegte 1:0
Nach der Pause wird dann endgültig klar, warum Trabzonspor seit August 2021 kein Heimspiel mehr verloren und im vergangenen Herbst im Senol-Günes-Stadion etwa AS Monaco mit 4:0 überfahren hat. Gespickt mit klangvollen Namen wie Maxi Gomez oder Mahmoud Trezeguet schnürte das Heimteam die Gäste in der zweiten Halbzeit komplett in deren Hälfte ein. Dank Hitz hielt die Null lange, doch in der 65. Minute war auch der Routinier chancenlos beim Abstauber von Larsen.
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