Das Milliardengeschäft der EM: Wer verdient eigentlich an den Dressen?

Österreich und die feinen Dressen
Was bekommen Hersteller und Verbände? Und wer verdient wirklich daran?

Von Patrick Resch

Während der EM färben sich die Straßen der deutschen Städten in den Trikotfarben der teilnehmenden Länder. Bei Fanmärschen kam einem auf der einen Seite die orange Wand der Niederländer und auf der anderen die rot-weiß-rote der Österreicher entgegen.

Das Milliardengeschäft der EM: Wer verdient eigentlich an den Dressen?

Wer das Geld macht

Doch hinter der Begeisterung für das Spiel verbirgt sich ein hart umkämpftes Geschäft – jenes der Fußballtrikots. Warum aber sind diese Fanartikel so teuer? 

Ein Blick hinter die Kulissen offenbart die wirtschaftlichen Mechanismen dieses Milliardengeschäfts.

Fußballtrikots sind mehr als nur Sportbekleidung – sie sind Ausdruck von Leidenschaft, Zugehörigkeit und Identität. Während die Fans ihre Lieblingsmannschaften unterstützen, kämpfen die Hersteller mit einer komplexen Kostenstruktur, die die Preise der begehrten Trikots in die Höhe treibt.

Zum Vergleich: Im Jahr 2008 kostete ein Trikot der österreichischen Nationalmannschaft noch 65 Euro. Heute liegt der Preis bei 95 Euro. Für das deutsche Trikot zahlt man gar 100 Euro.

Zwei Arten von Trikots

Zusätzlich unterscheidet man auch noch zwei Arten von Trikots: Das Replica-Trikot und das Authentic-Trikot. Letztere sind noch einmal 50 Euro teurer als die Replica-Variante. Authentic-Trikots sind enger geschnitten, bestehen aus einem dünneren Material und sind exakt identisch mit den Trikots, die die Profis tragen. Die Replica-Trikots, auch Fantrikots genannt, bieten eine bequemere Passform für den alltäglichen Gebrauch.

Adidas feierte kürzlich einen historischen Meilenstein: Das pinke Auswärtstrikot der deutschen Nationalmannschaft avancierte zum meistverkauften DFB-Dress aller Zeiten. Doch das Geschäft mit den Trikots ist für die Hersteller längst nicht so profitabel, wie es scheint.

Die Verteilung der Einnahmen zeigt, dass der Großteil nicht bei den Herstellern bleibt (siehe Grafik). Beim DFB-Trikot gehen von den 100 Euro nur 19,80 Euro an Adidas selbst, 40,77 Euro erhält der Einzelhandel, 15,96 Euro sind für Steuern, 5,60 Euro als Lizenzgebühr an den DFB vorgesehen. Hinzu kommen Vertriebskosten und Werbung in Höhe von insgesamt 5,67 Euro.

Adidas-Chef Bjørn Gulden äußerte sich vor Kurzem in der Frankfurter Sonntagszeitung enttäuscht über die wirtschaftlichen Ergebnisse der Partnerschaften mit den Verbänden. „Die Ausrüster machen mit diesen Verträgen allesamt Verluste, wenn man es rein kommerziell betrachtet.“ Das liege daran, dass die Begeisterung für ein siegreiches Team hauptsächlich auf die Heimatländer beschränkt bleibe. „Nehmen wir an, Deutschland gewinnt die EM. Kauft dann die ganze Welt Deutschland-Trikots? Nein, das machen hauptsächlich die Deutschen. “

Großer Schwarzmarkt

Ein weiteres Problem für Sportartikelhersteller ist die weitverbreitete Piraterie. Das Europäische Amt für geistiges Eigentum (EUIPO) schätzt, dass der Sportartikelbranche in der EU jährlich 850 Millionen Euro durch gefälschte Trikots entgehen. Das entspricht etwa elf Prozent des gesamten Umsatzes der Branche.

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