Fußball: Die Argentinier lassen Neapel brodeln
In Neapel empfiehlt sich eine Fahrt mit dem Taxi. Einerseits lernt man sein eigenes Leben dabei wieder mehr zu schätzen, auf der anderen Seite ist man danach bestens informiert, was den Calcio, also den Fußball betrifft. Als hätte die Taxler-Innung eine Parole ausgerufen, wonach jeder Lenker auch ein Napoli-Ultra sein muss.
Gennaro zum Beispiel, das Multitalent hinterm Steuer. In der linken Hand das Tablet, in der rechten das Handy. Weil er einem auf Youtube die besten Choreographien und Choräle zeigen muss. Dennoch gelingen ihm parallel dazu die angestrebten Fahrspurwechsel, da nickt auch die vorbeifahrende Polizei anerkennend.
Gennaro, Vorsinger seines Ultra-Fanklubs, erklärt mit Tenorstimme, wie man Gonzalo Higuain bei seiner Rückkehr empfangen wird. Lautstark nämlich. Mit bösen Gesängen, wo das Wort "Verräter" noch das wohlklingendste ist. Higuain, der bis zum vergangenen Sommer Neapel noch in die Champions League geschossen hatte. Wieder so ein Argentinier also, der die Neapolitaner stolz machte und träumen ließ. Wie Diego Armando Maradona, der heute noch an fast jeder Straßenecke verehrt wird.
Und dann verabschiedete sich dieser Higuain letzten Sommer. Nach Turin, zu Juventus. Ausgerechnet. Für Napoli-Fans das ultimative Kapitalverbrechen, wie Giancarlo, ebenfalls Taxi-Lenker, unterstreicht. "Zu Juventus geht man nicht. Und schon gar nicht so, wie es Higuain getan hat." Der feierte nämlich nach dem letzten Saisonspiel noch mit den Napoli-Fans, um zwei Tage später für Juve zu unterschreiben. Beim Feind aus dem Norden. "Neapel ist nämlich nicht Italien", wie Gennaro erklärt. Neapel ist Neapel. Etwas ganz eigenes.
Pfeifkonzerte
Und wie wird es diesmal sein? Wird der große Zorn da schon verflogen sein, wird man Higuain mit einem Hauch von Normalität begegnen? Giancarlo und Gennaro kostet der Gedanke ein Lächeln. "Es wird so sein wie am Sonntag."
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