Knappe Rapid-Niederlage gegen Schachtar
Einmal die Hymne der Champions League hören. Was für viele Rapidler am Mittwochabend schon zum Karriere-Highlight wurde, ist für Steffen Hofmann nur eine Wiederholung: Der Kapitän war schon 2005 dabei, als Lok Moskau bezwungen worden war.
Ein 1:1 wie vor zehn Jahren im Hinspiel wäre auch gegen Donezk im Bereich des Möglichen gewesen. Doch der Stammgast in der Champions League war im strömenden Regen etwas abgebrühter und steht nach dem 1:0 vor dem Einzug in die Gruppenphase.
Die Partie startete mit einer Intensität, die absolut Champions-League-tauglich war. Der überragende Abwehrchef Rakyzkyj prüfte mit dem ersten seiner gefährlichen Weitschüsse Jan Novota (3.). Bei der ersten Rapid-Möglichkeit köpfelte Louis Schaub, der Philipp Schobesberger vorgezogen worden war, knapp daneben (7.).
Nach zehn Minuten hallte der erste Torjubel durch das volle Prater-Oval: Für die meisten der 46.400 Zuschauer hatte es so ausgesehen, dass ein Rettungsversuch von Kutscher im Netz gelandet wäre. Die Hütteldorfer spielten offensiv mutig und stark, wie bei einer Kombination über Florian Kainz und Schaub (18.). Donezk reagierte überrascht, selbst dem brasilianischen Teamspieler Fred unterlief ein Handspiel.
Doch in der Defensive gab es trotz immenser Laufarbeit die erwarteten Probleme gegen den Favoriten. Novota konnte sich mehrmals auszeichnen, aus kürzester Distanz gegen Hladkyj (15.).
Der Knackpunkt
Janckers Trainerkollege Zoran Barisic hatte 1996 gegen Dynamo Kiew die Eliteliga erreicht. Ein ukrainisches Déjà-vu scheint aber kaum noch möglich, weil der Ausgleich in der Wasserschlacht nicht mehr gelang.
KURIER-Noten für die Rapidler:
Ernst Happel Stadion, 46.400 Zuschauer, SR Kuipers/NED
Tor:
0:1 (44.) Marlos
Rapid: Novota - Pavelic, Sonnleitner, Dibon, Auer - Petsos, Grahovac - Schaub, S. Hofmann (84. Alar), F. Kainz (80. Schobesberger) - Beric (89. Prosenik)
Schachtar: Pjatow - Srna, Kucher, Rakizkij, Azevedo - Fred, Stepanenko (46. Malyschew) - Marlos (80. Eduardo), Alex Teixeira, Taison (86. Bernard) - Gladkij
Gelbe Karten: Beric, Auer, Dibon, Kainz bzw. Srna, Stepanenko, Gladkij, Fred
Rückspiel am kommenden Dienstag (20.45 MESZ) in Lwiw (Lemberg). Der Sieger steht in der Gruppenphase der Champions League, der Verlierer in der Gruppenphase der Europa League.
Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Man muss Schachtar gratulieren. Sie haben verdient 1:0 gewonnen. Trotzdem hat auch meine Mannschaft eine sehr gute Leistung gebracht. Wir haben gegen einen wirklich sehr, sehr starken Gegner gespielt. Man hat gesehen, dass die Spieler abgezockt sind, dass sie reifer sind als wir. Auf diesem Niveau ist es ganz einfach so, dass Kleinigkeiten entscheiden. Wir haben meiner Meinung nach das Glück nicht auf unserer Seite gehabt. Ich bin mit der Leistung meiner Mannschaft aber durchaus zufrieden. Wir fliegen in die Ukraine, um zu gewinnen. Wir wissen, dass wir es können. Das haben wir heute auch in der zweiten Hälfte gesehen. Es ist noch nichts verloren. Wir geben uns noch lange nicht auf."
Steffen Hofmann (Rapid-Kapitän): "Ich glaube nicht, dass Schachtar deutlich besser war als wir, auch was die Chancen angeht. Wir haben auch Möglichkeiten gehabt. Sie haben halt das Tor gemacht, das ist sehr schade. Wir haben gegen eine richtig gute Mannschaft sehr gut dagegengehalten. Wir hätten uns mindestens ein Unentschieden verdient gehabt. Es ist noch möglich. Wir werden alles dafür tun. Wir haben es gegen Amsterdam schon gezeigt, dass wir schlechte Ergebnisse umdrehen können. Wir werden es in Lemberg wieder probieren."
Louis Schaub (Rapid-Mittelfeldspieler): "Bei manchen Aktionen haben wir auch Pech gehabt. Ich glaube aber, im Rückspiel ist noch alles drinnen. Wir haben sehr gut dagegengehalten. Wir haben den Gegner phasenweise hinten hineingedrückt und uns Chancen erarbeitet. Das stimmt uns optimistisch."
Stephan Auer (Rapid-Außenverteidiger): "Wir haben nicht so viele Chancen zugelassen. Beim Tor ist der Ball durch vier, fünf Spieler durchgegangen und ich habe ihn spät gesehen. Da habe ich ihm zu viel Platz gelassen. Mit seiner individuellen Stärke hat er das dann gut gemacht."
Mircea Lucescu (Schachtar-Trainer): "Wir haben gewusst, dass Rapid eine gute Mannschaft hat, sie haben auch mit den Fans im Rücken ordentlich Gas gegeben. Wir haben versucht, ihnen keine Möglichkeiten zu geben, Pressing betrieben, dominiert und auch das Tor erzielt. Wir haben viel arbeiten müssen. Ich bin nicht hundertprozentig zufrieden, aber die Leistung war schon sehr gut. Es war sehr wichtig, das Match zu gewinnen, deshalb haben wir auch nicht zu viel riskiert. Wir spielen in Lwiw, weit weg von zu Hause, deshalb haben wir ein gutes Ergebnis gebraucht. Es kann noch alles passieren, Rapid ist stark."
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