Juves Rückkehr ins Konzert der ganz Großen

Am Wochenende konnte Juventus den Meistertitel fixieren, nun möchten die Turiner auch in der Champions League siegen.
Der Halbfinaleinzug bestätigt die gute Entwicklung der Mannschaft unter Allegri, doch Juventus will noch mehr.

Erstmals seit zwölf Jahren steht Juventus wieder im Halbfinale der Champions League. Auch damals war Real Madrid der Gegner, die Turiner schafften mit einem Gesamtscore von 4:3 den Einzug ins Finale, wo sie gegen das Milan vom jetzigen Real-Trainer Ancelotti verloren. Doch während 2003 noch drei der vier Halbfinalteilnehmer aus Italien kamen, ist Juventus heuer der einzige Verein aus der Serie A, der die Gruppenphase der Champions League überstand. Dass es ein Vertreter aus dem fußballerisch schwächelnden Italien bis in die Runde der letzten Vier schafft, ist durchaus eine kleine Überraschung.

Die beste Defensive der Champions League

Der Erfolg gelang Juventus dabei mit typisch italienischen Tugenden. Die Turiner verkörpern den Stil der Serie A nahezu perfekt, sie stehen für einen ruhigen Spielaufbau, Kontrolle des Spielfeldzentrums und eine erfolgreiche Strafraumverteidigung. Die Defensive ist im Halbfinale womöglich auch der größte Trumpf der Mannschaft von Massimiliano Allegri. Mit nur fünf Gegentoren stellt die Alte Dame die beste Defensive der Champions-League-Saison. In den bisherigen vier Partien der KO-Phase, spielte Juventus drei Mal zu null, nur im Achtelfinalhinspiel gegen Dortmund musste Torhüter Gianluigi Buffon einen Treffer hinnehmen. „Ich glaube, dass wir die beste Defensive haben, wir spielen schon lange zusammen, passen perfekt zueinander“, sagte Abwehrchef Leonardo Bonucci.

Juventus fühlt sich ohne Ball sichtlich wohl. Dass war schon unter Antonio Conte so, der die Mannschaft zu drei Meistertiteln in Serie geführt und nun das italienische Nationalteam übernommen hat. Massimiliano Allegri, der Juventus im Sommer übernommen hat, hat nun kleine Veränderungen durchgeführt und die Mannschaft bisher sehr gut weiterentwickelt. Sein Fußball ist kein Bruch mit dem Stil seines Vorgängers, sondern eine geschickte Weiterentwicklung.

Die Verpflichtung von Allegri, der nach seiner Zeit bei Milan einen sehr schlechten Ruf hatte, wurde von den meisten sehr Fans kritisch betrachtet. Doch der neue Trainer macht bisher einen guten Job, er steht mit Juventus im Cupfinale und hat am Wochenende den erneuten Titelgewinn in der Serie A fixiert.

Prunkstück Mittelfeld

Allegri implementierte früh sein Lieblingssystem, stellte von Dreier- auf Viererkette um und lässt nun mit einer Raute im Mittelfeld spielen. Dadurch wird der Fokus auf die Kontrolle des Zentrums noch erhöht, die Mannschaft ist nun taktisch flexibler und zudem war diese Umstellung alleine schon aus personeller Sicht sehr sinnvoll.

Denn unter Conte reifte Paul Pogba neben Andrea Pirlo, Arturo Vidal und Claudio Marchisio zum vierten Mittelfeldstar des Teams heran. Platz war früher aber nur für drei von ihnen, Marchisio oder Pogba mussten daher oft auf der Bank Platz nehmen. In der neuen Mittelfeldraute können nun aber alle vier gemeinsam auflaufen und bilden zusammen eine der stärksten Mittelfeldreihen der Welt. Vidal etwa ist einer der weltbesten Mittelfeldallrounder, Pogba sehen einige sogar als kommenden Weltfußballer. Wichtigster Mann ist aber wohl immer noch Pirlo, er gestaltet das Spiel der Mannschaft und ist trotz seines Alters immer noch Weltklasse. Gegen Real muss Juventus aber auf Supertalent Pogba verzichten. Der 22-jährige Franzose fällt verletzt aus und könnte wohl erst für das Rückspiel rechtzeitig fit werden.

Ohne Pogba könnte Juventus womöglich zu seinem alten System zurückkehren. Denn unter Allegri kann Juve flexibel zwischen Dreier- und Viererkette wechseln, wodurch die Mannschaft auch schwerer auszurechnen ist. Eine andere Variante wäre die Beibehaltung der Mittelfeldraute mit dem unerfahrenen Roberto Pereyra in der Startelf.

Vollendung eines Traumes

„Niemand hätte zu Beginn der Saison auf uns gesetzt. Viele haben erwartet, dass wir in der Gruppenphase ausscheiden und jetzt kämpfen wir gegen den Titelverteidiger um einen Platz im Finale“, sagte Max Allegri vor dem Spiel. Doch mit dem Erreichen des Halbfinales sind die Italiener noch nicht zufrieden, der Sieg wäre etwa für Andrea Pirlo "die Vollendung eines Traumes". Pirlo möchte unbedingt ins Finale nach Berlin, wo er 2006 den bisher größten Titel seiner Karriere, die Weltmeisterschaft, gewann. "Ich habe große Lust auf dieses Spiel. Wir werden besonnen, aber frech auftreten, weil wir einen Traum Realität werden lassen wollen und nichts zu verlieren haben.“

Doch während Juventus im Achtelfinale gegen Dortmund noch begeisterte, bekleckerte sich die Mannschaft im Viertelfinale gegen Monaco nicht gerade mit Ruhm. Gegen das Starensemble von Real wird es daher ganz schwer für die Italiener, die als klarer Außenseiter in die Partie gehen. Ein Vorteil im Halbfinalspiel könnte aber die große Heimstärke sein. Von bisher 100 Partien im neuen Stadion konnte Juventus 77 gewinnen und verlor lediglich vier Mal.

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