Frauen-WM: Wo die USA die Supermacht sind

Frauen-WM: Wo die USA die Supermacht sind
Die Engländerinnen sind im Semifinale am Dienstag klare Außenseiterinnen gegen die Amerikanerinnen.

Das waren es nur noch vier. Dienstag und Mittwoch werden bei der WM in Frankreich die Semifinali ausgespielt. Dienstag fordert England die USA, Mittwoch spielen Schweden und die Niederlande. Großer Favorit auf den Titel sind wieder einmal die Frauen aus den USA, die im Viertelfinale Veranstalter und Titelaspirant Frankreich geschlagen haben. Sieben Teams aus Europa standen im Viertelfinale und die USA. Das gab es nur einmal, bei der Männer-WM 1994. Und dabei holte mit Brasilien das einzige nicht-europäische Team den Titel.

Was auch 2019 bei den Frauen sehr wahrscheinlich ist. Denn im Frauenfußball ist die USA eine Supermacht. Derzeit läuft die achte Weltmeisterschaft, in allen bisherigen sieben Auflagen kam die USA zumindest ins Semifinale und wurde drei Mal Weltmeister – zuletzt 2015.

Was aber macht die USA zur Supermacht im Frauenfußball?

Viele Mädchen kommen schon früh mit Fußball in Berührung. Während American Football die Collegesportart für die Burschen ist, ist es Soccer für die Mädchen. Es muss aber nicht jede Profifußballerin werden, aber das Interesse ist da. Eine Mutter, die ihre Kinder zu verschiedenen Freizeitbeschäftigungen fährt, nennt man eine „Soccer Mom“.

Besser als Barça

Wo die Amerikanerinnen auch spielen, sie haben immer ein Heimspiel, Zigtausende Fans folgen ihrem Team überallhin. In die USA wurden mehr Tickets verkauft als in die anderen 22 Teilnehmerländer zusammen. Der Chef des US-amerikanischen Sportartikelherstellers Nike, Mark Parker, hat dieser Tage verraten, dass das Trikot der Frauen-Nationalmannschaft der USA das auf der Nike-Internetseite meistverkaufte Trikot aller Zeiten in einer Saison ist. Noch vor dem FC Barcelona oder dem FC Chelsea.

Der Verband nimmt mit dem Frauen-Team mehr ein, als mit dem Männer-Team. Dennoch zahlte man den Herren des Fußballs höhere Prämien. Deshalb klagten die Frauen schon 2016 den eigenen Verband. Die ehemalige Teamtorfrau Hope Solo sagte: „Wir sind die Besten der Welt, haben drei WM-Titel, vier Olympiasiege, dennoch wird das US-Männerteam besser bezahlt.“ Jenes Männer-Team, das derzeit bei der Kontinentalmeisterschaft des Verbandes CONCACAF im Viertelfinale die Karibikinsel Curaçao nur 1:0 schlagen konnte.

2019 haben gleich 28 Spielerinnen den Verband geklagt. In der Klageschrift heißt es, dass die Männer, wenn sie 20 Spiele im Jahr machen rund 263.000 Dollar bekommen würden, während die Frauen für die gleiche Zahl an Einsätzen nur 99.000 Dollar verdienen würden.

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Demokraten luden ein

Eine der Wortführerinnen ist Megan Rapinoe. Die Kapitänin ist eine der besonderen Spielerinnen bei dieser WM. Nicht nur wegen ihrer Tore, sondern auch wegen ihrer klaren Worte in Richtung Politik und Donald Trump. Sie würde nicht ins „fucking White House“ gehen, sollte das Team eingeladen werden. Trump hatte darauf patzig reagiert. Die fünfmalige Torschützin hat laut US-Medien eine Einladung ins Repräsentantenhaus angenommen, die die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez (29) via Twitter an sie und die Mannschaft ausgesprochen hat.

Das Durchschnittsgehalt in der US-Liga ist nicht so hoch. In Frankreich (44.135 Euro), Deutschland (38.766) und England (31.344 Euro) ist das jährliche Durchschnittsgehalt einer Spielerin höher als in den USA. In den USA werden die Frauen nicht von den Klubs bezahlt, sondern vom Verband.

Frauen-WM: Wo die USA die Supermacht sind

Alex Morgan soll aber drei Millionen Euro pro Jahr verdienen – 2,8 Millionen aus Werbeverträgen. Die 29-Jährige ist ein Liebling der Fans, unter anderem auch, weil sie einen Kinderbuch-Bestseller geschrieben hat. Oder sie haben den Teenager-Film „Alex and me“ gesehen, in dem Morgan sich selbst spielt. Man sieht sie auf Zeitschriftencovers, Plakaten und in TV-Spots. Ihre Fans erkennen sie aber auch wegen ihres rosafarbenen Haarbands, mit dem sie auf den Kampf gegen Brustkrebs aufmerksam macht. Morgans Haarband hat sogar einen eigenen Twitter-Account.

Sie hat seit 2014 einen Fußball-Profi als Ehemann, wobei Servando Carrasco in ihrem Schatten steht, obwohl er bei LA Galaxy in einem Team mit Zlatan Ibrahimovic spielt. „Fünf Dinge, die sie über den Ehemann von Alex Morgan wissen sollten“, schrieb eine Zeitung.

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