Vision Profifußball: Neulengbachs Kampf um Existenz und Gleichberechtigung

Maria Wolf ist neue Sportdirektorin beim USV Neulengbach
Während der Frauenfußball und sein Potenzial mittlerweile von Großklubs aus dem nationalen und internationalen Männerfußball entdeckt wurden, kämpfen reine Frauenklubs mittlerweile ums Überleben. In Deutschland etwa ist der Pioniersverein Turbine Potsdam aus der 1. Bundesliga abgestiegen.
Mit einem ähnlichen Schicksal will sich der USV Neulengbach aber nicht abfinden. Die österreichischen Rekordmeisterinnen, die für vieles in der Entwicklung des heimischen Frauenfußballs beigetragen haben, wollen als letzter verbliebener Frauenverein (ohne Männerteam in den höchsten Spielklassen) nicht einfach nur ums Überleben – sie wollen vielmehr an Wert gewinnen: sportlich und gesellschaftlich.
Mit der weit über den Fußball hinaus bekannten Präsidentin Cheyenne Ochsenknecht will man für die nötige Sichtbarkeit und um Mithilfe bei den Rahmenbedingungen sorgen.
Chefcoach Andreas Ogris soll das Team, das sich nach der schwierigen Vorsaison im Umbruch befindet, sportlich nach vorne bringen.
Maria Wolf übernimmt nun die sportliche Leitung und damit die Verantwortung für die Entwicklung der Mannschaft in einer entscheidenden Phase des Umbruchs. Die neue Sportdirektorin ist voller Tatendrang: „Dass wir ein reiner Frauenverein sind, sehen wir als Vorteil“, sagt die ehemalige Co-Trainerin vom ehemaligen ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer, die unter anderem SKN-Trainerin war und die Frauen-Akademie der Austria geleitet hat.
Sie habe „im Frauenfußball so viel erlebt“ und „so viel erkämpft“ und wolle sich weiter intensiv für dessen Entwicklung einsetzen, sagt die 43-Jährige. Ihre Rolle geht weit über sportliche Entscheidungen hinaus. „Es passiert viel im internationalen Frauenfußball. Auch in Österreich wollen wir was weiterbringen“, sagt Wolf. Es gehe dabei nicht nur um rein Sportliches, sondern auch um „Wertschätzung, Infrastruktur, faire Bedingungen“.
Ziel Profifußball
Ausdrückliches Ziel der Neulengbacherinnen ist es – trotz aller Nachteile als Frauenverein ohne Großklub – zum Profibetrieb zu werden. „Wir wollen die Spielerinnen zumindest geringfügig anstellen“, sagt Wolf. Das ist in der österreichischen Bundesliga noch alles andere als gang und gäbe, auch weil es freilich den Verein mehr kostet, die Spielerinnen anzustellen. „Dabei muss man sich vorstellen, was es bedeutet, verletzt und nicht versichert zu sein.“ Die Frage sei nur: Ist der Verein dazu bereit? „Neulengbach ist es“, verspricht Wolf.
Konkrete Ziele gebe es dabei nicht. Doch es soll „immer vorwärts“ gehen, „wir wollen immer besser werden“, sagt Wolf. Die Leistung stehe dabei nicht im Vordergrund, sondern das Ziel, neue Modelle für Vereinbarkeit von Karriere, Ausbildung und Sport zu etablieren. „Wenn alles passt und die Spielerinnen zufrieden sind, wird der Erfolg sich einstellen“, ist sich die Sportdirektorin sicher. „Neulengbach geht neue Wege und ich möchte meinen Beitrag dazu leisten.“
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