Frankreich gegen Deutschland: Das brisante Nachbarschaftsduell
Frankreich vs. Deutschland: Nicht nur politisch haben die beiden Nationen eine lange Rivalität hinter sich, auch im Fußball birgt dieses Nachbarschaftsduell seit jeher Brisanz. An manche Partie erinnert man sich noch heute.
- 1982
Im WM-Halbfinale rammt der deutsche Torhüter Toni Schumacher Stürmer Patrick Battiston brutal nieder. Der Franzose muss mit einem angebrochenen Wirbel und einer Gehirnerschütterung vom Platz.
- 2014
Frankreich ist für die Deutschen die schwierigste Hürde auf dem Weg ins WM-Endspiel. Hummels, der immer noch dabei ist, erzielt das 1:0 im Viertelfinale.
- 2016
Zwei Jahre später revanchieren sich die Franzosen und lassen Deutschland im EM-Semifinale keine Chance (2:0).
Gebrannt hat es jedenfalls schon in der Allianz-Arena - in einem Technikraum, wo ein defekter Elektroverteiler am Montagmorgen einen Brand ausgelöst hatte. Das Feuer war rasch unter Kontrolle, allerdings musste lange gelüftet werden. Das Spiel vor 14.500 Fans ist aber nicht in Gefahr.
Zwei Figuren können die Partie am Dienstagabend in München prägen.
Kylian Mbappé, der Feuerwehrmann
Die Bleus gehen sehr entspannt in den EM-Auftakt. So entspannt, dass sie schon wieder in alte Fehler zu verfallen drohten: Stürmer Olivier Giroud hatte sich zuletzt beschwert, dass er nicht genügend Bälle bekomme. Dass er das in aller Öffentlichkeit getan hat, erzürnte Kylian Mbappé dermaßen, dass er sich direkt an die Medien wenden wollte – Teamchef Didier Deschamps untersagte es, und so durfte der Jung- und Superstar erst am Sonntagabend sprechen.
Nach der Abkühlphase betonte der 22-Jährige, dass er mit der Aussage an sich kein Problem habe, „mir geht es in jedem Spiel ja selber 365-mal so. Aber ich hatte Olivier nach dem Spiel in der Kabine gesehen, und da hat er nichts gesagt. So etwas sollte aber in der Kabine bleiben.“ So groß, wie die ganze Angelegenheit medial gespielt wurde, sieht sie Kylian Mbappé freilich nicht. „Wir sind hier, um Frankreich zu vertreten, das ist das Wichtigste.“
Deschamps’ Stammpersonal ist eingespielt – die Startelf des Weltmeisters ist auf neun Positionen jene der WM 2018. Behält sie der „General“, wie er als Spieler genannt wurde, im Griff, ist der Titel drin. Und wenn nicht? In Frankreich erinnert man sich mit Grauen an die WM 2010, als die Spieler vor allem mit einem Sitzstreik auffielen und mit einem Punkt heimfuhren.
Joachim Löw, die Gelassenheit in Person
Lange Zeit war auf Deutschland bei Großereignissen immer Verlass. Der Ruf der „Turniermannschaft“ eilte dem DFB-Team voraus, aber seit der WM 2018 in Russland, seit dem kläglichen Scheitern des amtierenden Weltmeisters in der Vorrunde, scheint’s vorbei mit diesem Nimbus. Laut einer aktuellen Umfrage rechnet jeder vierte deutsche Fan mit einem frühen EM-Aus in der Vorrunde.
Die vergangenen Auftritte des deutschen Teams haben den Optimismus nicht gerade gestärkt. Vor einem halben Jahr setzte es ein 0:6 gegen Spanien, im Frühjahr war EM-Neuling Nordmazedonien zu stark (1:2), immerhin glückte die EM-Generalprobe gegen Lettland (7:1). „Die Reputation steht auf dem Spiel“, sagt der frühere deutsche Teamkapitän Michael Ballack.
Erstaunlicherweise wirkt Joachim Löw dieser Tage gelassen wie selten zuvor. Die allgemeine Grundskepsis im Land, die Kritik an seiner Person, die Sorge vor einer weiteren Blamage – all das lächelt der 61-Jährige weg.
Löw ist überzeugt davon, dass er seine Erfolgsserie bei Europameisterschaften – unter ihm stand Deutschland immer zumindest im Semifinale – trotz der schwierigen Gruppe mit Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal prolongieren wird. „Ich spüre Energie, ich spüre Tatendrang bei der Mannschaft“, meinte er vor dem Auftaktmatch in München gegen Frankreich. „Wenn alle im Land spüren: Hey, diese Mannschaft gibt alles für Deutschland – dann gäbe mir das schon mal eine große Zufriedenheit.“
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