Football Leaks: Fußball-Riesen fürchten das Leck
Seit nicht langer Zeit tauchen brisante Details zu diversen Deals im internationalen Fußball-Geschäft auf. Das schmeckt vor allem den Großen im Fußball-Zirkus ganz und gar nicht. Die Stadien sollen im Flutlicht strahlen, die Vertragsdetails aber im Dunklen bleiben.
Das Online-Portal Football Leaks existiert seit September 2015. Und hat in kurzer Zeit schon für viel Aufruhr in der Fußball-Welt gesorgt. In dieser Zeit wurden 80 Verträge aus der weiten Fußballwelt veröffentlicht.
Die Gruppe, die dahintersteht, nimmt für sich in Anspruch, "Transparenz in das schöne Spiel" und "Licht in die Deals aus den Hinterzimmern" zu bringen. Man bezeichnet sich als Gruppe "besorgter Fans". Aus diesem Grund werden Dokumente veröffentlicht, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, Verträge, deren Inhalte eigentlich geheim bleiben sollten. "Football and TPO whistleblowing" ist die Eigendefinition auf der Internetseite.
Whistleblower
Das Portal hat es also besonders abgesehen auf die sogenannte Third-Party-Ownership, bei der Investoren und nicht die Klubs über die Transferrechte von Spielern verfügen (was die FIFA seit letztem Mai verboten hat). Football Leaks deckte im November einen Deal zwischen dem niederländischen Klub Twente Enschede und einer in Malta registrierten Investorengruppe auf (die heißt übrigens "Doyen Sports" und kümmert sich auch um die Vermarktung von Superstar Neymar). Der Klub konnte durch Klauseln gezwungen werden, Spieler zu verkaufen. Twente Enschede verheimlichte dies dem niederländischen Verband. Nach der Veröffentlichung durch Football Leaks trat der Klubchef zurück, Twente – der Ex-Klub von Marko Arnautovic – wurde für drei Jahre aus den internationalen Bewerben ausgeschlossen und mus 45.000 Euro Strafe zahlen.
Dass war der erste Aufreger, der internationales Interesse erweckte. Zuvor war das Portal kaum jemandem ein Begriff. Mit den jüngsten Vertrags-Enthüllungen über die Reichsten und Schönsten im Fußballgeschäft hat es das Portal jedoch zu weltweiter Beliebtheit und Angst gebracht.
Der Özil-Deal
Der Bale-Deal
Der Wechsel von Gareth Bale von Tottenham zu Real Madrid (2013) ist nach wie vor der teuerste Transfer der Geschichte. Real zahlte insgesamt eine Ablöse von 100,759.417 Millionen Euro und damit gut vier Millionen Euro mehr als für Cristiano Ronaldo (96 Millionen Euro). Beim Paragraf 15 der Vereinbarung heißt es, dass gegenüber der Öffentlichkeit eine Ablösesumme von 91,589.842 Millionen Euro kommuniziert wird. Wohl um Ronaldos Ego als teuerster Spieler der Welt nicht zu beleidigen. Zudem muss Real darauf aufpassen, dass sich Bale nicht negativ über Tottenham und dessen Klubführung äußert.
Der Martial-Deal
Football Leaks will also für Transparenz sorgen, die Protagonisten jedoch bleiben anonym. Der New York Times gelang ein längerer eMail-Austausch mit jemandem, der sich selbst als Anführer bezeichnete. Ein Mann, der sich "John" nannte, gab der Zeitung ein paar Einblicke in die Beweggründe und Hintergründe der Arbeit. Die Gruppe operiere von Portugal aus und nutze Server in Russland ("weil es bekannt ist, dass russische Behörden nur spärlich mit westlichen kooperieren"). Ursprünglich habe sich die Gruppe gegründet, um die dubiosen Geschäftspraktiken zwischen den portugiesischen Vereinen aufzudecken. Längst sind aber internationale Vereine das Ziel der Enthüllungen – und sogar die bekanntesten Adressen der Welt.
"John" wird in der New York Times zitiert: "Fußball ist der beliebteste Sport der Welt, aber auch der undurchsichtigste. Die Praxis der Geheimhaltung von Vertragsinhalten und Geheimklauseln tötet diesen Sport." Im Namen der Gruppe gab er an, rund 300 Gigabyte an informativem Material zu haben und laufend weitere Dokumente zu erhalten.
Kriminell
Aber nicht alle sind glücklich mit der Arbeit von Football Leaks. Mark Goddard, Geschäftsführer der FIFA Transfer Matching System GmbH, sagte laut der Agentur AP: "Für uns sind alle Arten von Informationen nützlich. Die Typen sind Abtrünnige. Es wäre besser, wenn wir eine nachprüfbare und transparente Quelle hätten."
Die Behörden in Portugal werten die Veröffentlichungen nicht als Dienst an der Öffentlichkeit, sondern als Treiben einer internationalen kriminellen Organisation. Nicht die Geschäfte sind illegal, sondern die Enthüllungen. Gegenüber der spanischen Sporttageszeitung AS sagte ein portugiesischer Polizeisprecher, es handle sich um eine "internationale Verbrecher-Organisation".
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