Foda: "Bin ein sehr lustiger Typ"

Foda: "Bin ein sehr lustiger Typ"
Franco Foda beginnt am Mittwoch mit Sturm den Anlauf auf die Champions League. Ein Blick ins Innenleben des Meistermachers.

Es ist wieder die Nüchternheit eingekehrt in Graz. Als Meister vom Himmel zu fallen war schön, doch am Mittwoch beginnt in Klagenfurt mit dem Hinspiel in der Champions-League-Qualifikation gegen Ungarns Nummer 1 Videoton (20.30 Uhr/KURIER.at-Liveticker) wieder der Ernst des Fußball-Lebens. Sturm-Trainer, Franco Foda, spricht darüber und über sein sonstiges Befinden.

KURIER: Es muss wehgetan haben, als die Haare der Meisterscherung zum Opfer fielen. Sind Sie ein eitler Mensch?
Franco Foda: Jeder ist doch eitel. Aber genau das haben die Spieler ja gewusst. Künftig werde ich mit meinen Wetteinsätzen vorsichtiger sein. Nur, wenn wir die Champions League gewinnen, würd' ich wieder eine Glatze in Kauf nehmen.

Sie sind seit 1997 in Graz. Verstehen Sie alles, was die Steirer sagen und schmeckt Ihnen, was sie kochen?
Es gibt Ausdrücke, mit denen ich noch Probleme habe. Die lass' ich mir dann von meinen Söhnen erklären. Kulinarisch bin ich der mediterrane Typ. Das passt schon irgendwie.

Zur Fußballkost. Böse Zungen behaupten, das Niveau der Bundesliga sei in Sturms Meisterjahr ein eher bescheidenes gewesen ...
Das sehe ich nicht so. In Österreich wird generell zu viel genörgelt. Aber hier wird guter Fußball produziert. Das beweist allein die Vielzahl an österreichischen Legionären, die nach Deutschland gehen. Der negative Eindruck entsteht vielleicht, weil taktisch auf hohem Niveau gearbeitet wurde und dadurch weniger Torraumszenen entstanden sind.

Sei machen den Eindruck des Perfektionisten, eine Eigenschaft die hierzulande als typisch deutsch bezeichnet wird. Macht Ihnen die österreichische Mentalität zu schaffen?
Nein. Ich arbeite so, wie ich glaube arbeiten zu müssen. Ich verlange von den Spielern Disziplin und ein konzentriertes Verfolgen der Ziele. Ich erwarte, dass jeder seine Kreativität auf dem Platz auslebt. Aber nicht auf Kosten der Mannschaft. Und wenn es viele nicht glauben mögen: Menschen, die mich näher kennen, wissen dass ich privat ein sehr lustiger Typ bin.

Alle Jahre wieder kommt ein Angebot aus der deutschen Bundesliga. Wann werden Sie gehen?
Zwei konkrete Angebote waren es. Aus Kaiserslautern und Bochum. Aber wir wollten warten, dass meine Söhne zuerst die Schule abschließen. Ich bin 45, habe Zeit. Kommt etwas Passendes, denk' ich drüber nach. Ich muss nicht unbedingt von Sturm weg. Es ist etwas Besonderes, mit demselben Klub als Spieler und als Trainer Meister zu werden.

In Graz müssen Sie ständig die Mannschaft umbauen. Wird das nicht mühsam?
Der Titel war so besonders, weil wir vor Saisonstart sieben Stammspieler abgegeben haben. Ein Problem in Österreich ist doch, dass die Besten ständig gehen. Heutzutage sind schon die 15-Jährigen plötzlich weg. Es wäre aber vernünftiger, die 15- bis 18-Jährige bleiben in der Bundesliga. Besser, als in den Nachwuchsteams von Chelsea oder Bayern. Bei Chelsea wird's wohl keiner in das erste Team schaffen.

Unerwartet war der Titel wohl auch nach der Affäre rund um Sturm-Präsident Kartnig. Auch Sie wurden als Zeuge im Prozess vorgeladen. Was war das für ein Gefühl?
Es war schon komisch, Personen, mit denen du Erfolge gefeiert hast, auf der Anklagebank zu sehen. Jeder darf Fehler machen und Kartnig hat viel für Sturm getan. Ich selbst hatte nie etwas zu verbergen und sage dies mit ruhigem Gewissen.

Würde es Sie reizen, österreichischer Teamchef zu sein?
Ohne konkretes Angebot mach' ich mir darüber keine Gedanken. Der ÖFB-Präsident hat mich nie angerufen. Constantini soll in Ruhe arbeiten. Ob der Job zu mir passt, weiß ich selbst noch nicht.

Sturm ist nicht mehr Jäger, sondern Gejagter ...
Nur Salzburg muss Meister werden. Rapid, Austria und Sturm spielen um die internationalen Plätze und sind die Jäger von Salzburg.

Ist die Champions League realistisches Ziel?
Videoton ist der härteste Brocken, den wir in dieser Phase bekommen konnten. Es wär ein Ausrufezeichen hinter dem österreichischen Fußball, in der Gruppenphase gegen die topgeilen Klubs zu spielen.

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