"Fenerbahce kann sich beim Tormann bedanken"

epa03815086 Salzburg' head coach Roger Schmidt is seen before the UEFA Champions League third qualifying round second leg soccer match against Fenerbahce at Sukru Saracoglu Stadium in Istanbul, Turkey, 06 August 2013. EPA/TOLGA BOZOGLU
Salzburg-Coach Roger Schmidt sah in der Chancenverwertung das große Manko.

Das Tor zur Fußball-Champions-League bleibt für Red Bull Salzburg verschlossen. Mit der 1:3-Niederlage bei Fenerbahce Istanbul am Dienstag in der dritten Qualifikationsrunde hat auch der sechste Anlauf der Vereinsgeschichte in Richtung "Millionenliga" negativ geendet. Die "Bullen" können allerdings erhobenen Hauptes die Heimreise antreten, waren sie doch im Duell mit dem türkischen Vizemeister über 180 Minuten gesehen mehr als ebenbürtig. Das neue Ziel heißt Europa League.

"Fenerbahce kann sich beim Tormann bedanken"
epa03815158 Salzburg's Kevin Kampl (C) in action against Fenerbahce's goalkeeper Volkan Demirel (R) and Bruno Alves (L) during the UEFA Champions League third qualifying round second leg soccer match at Sukru Saracoglu Stadium in Istanbul, Turkey, 06 August 2013. Fenerbahce won 4-2 on aggregate. EPA/HERBERT PFARRHOFER
Die Salzburger boten vor mehr als 40.000 fanatischen Anhängern im Sükrü-Saracoglu-Stadion eine starke Leistung, wie auch schon im Hinspiel war allerdings die Chancenauswertung das große Manko. "Wenn man in zwei Spielen aus 20 Großchancen nur zwei Tore macht, ist das gegen eine internationale Klassemannschaft zu wenig", war sich Coach Roger Schmidt bewusst. Der Deutsche lobte in dieser Hinsicht auch Fenerbahce-Goalie Volkan Demirel. "Fenerbahce kann sich beim Tormann bedanken. Volkan hat Bälle gehalten, wo man gedacht hat, dass man sie eigentlich gar nicht halten kann."

Das Ausscheiden sei aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten völlig unnötig gewesen. "Ich glaube, dass wir in beiden Spielen die bessere Mannschaft waren, wir waren aber noch nicht erfahren und kaltschnäuzig genug, um diese fußballerische Überlegenheit eben auch im Ergebnis auszudrücken", fügte der Deutsche hinzu.

Die Türken agierten in dieser Hinsicht vor allem vor der Pause vorbildhaft. "Fenerbahce hat uns in der ersten Hälfte gezeigt, was Effizienz ist", meinte Schmidt. Die Türken profitierten dabei allerdings auch von Fehlern in der Salzburger Hintermannschaft, die in Hälfte eins alles andere als sattelfest war. "Wir haben etwas gebraucht, um die Stabilität in der Defensive zu finden. Wir hatten leichtfertige Ballverluste", kannte Schmidt den Grund für die Gegentreffer. Und davon profitierten nach Salzburgs schnellem Führungstreffer durch Jonatan Soriano in der vierten Minute Raul Meireles (8.), Moussa Sow (17.) und Pierre Webo (34.), die ihre individuelle Klasse im richtigen Moment ausspielten.

Nach der Pause konnten es die Türken aufgrund des komfortablen Vorsprungs ruhiger angehen. Die Salzburger machten das Spiel, einige Male fehlte allerdings der letzte Pass oder es klappte wie vor allem in den letzten zehn „Powerplay“-Minuten, wo die Wende durchaus noch einmal möglich gewesen wäre, das Toreschießen einfach nicht.

"Haben Österreich gut vertreten"

Der Abschied von der Champions League fällt den mit hängenden Köpfen heimgereisten Salzburgern schwer. „Im Moment ist es sehr schwer für uns, weil wir in zwei Spielen zu 100 Prozent die bessere Mannschaft waren“, gestand Kevin Kampl. Das Positive gelte es nun auch für den weiteren Saisonverlauf mitzunehmen. „Ich glaube nicht, dass uns die Leute zugetraut haben, dass wir gegen Fenerbahce so stark auftreten. Wir haben Österreich gut vertreten, können auch stolz sein“, meinte der slowenische Offensivspieler.

Der Blick muss jetzt jedenfalls schnell nach vorne gerichtet werden, geht es doch für die gesetzten „Bullen“ schon in zwei Wochen im Play-off der Europa League weiter. Die Auslosung erfolgt am Freitag in Nyon, Spieltermine sind 22. und 29. August.

„Man kann zu 100 Prozent sicher sein, dass wir die Enttäuschung und Wut, die wir spüren, in absolute Motivation umwandeln werden, um in die Europa League zu kommen und dort vielleicht etwas Außergewöhnliches zu schaffen“, blickte Schmidt bereits voraus. An ein Ausscheiden im Play-off wollen die Salzburger gar nicht denken. „Es ist natürlich keine Selbstverständlichkeit, aber wenn man so spielt wie wir, wäre es ein Drama, wenn man das nicht schafft.“

Ich fühle, dass wir etwas Außergewöhnliches erreichen können“, hatte Roger Schmidt vor dem Rückspiel in der dritten Champions-League-Qualifikationsrunde Dienstagabend in Istanbul gemeint. Sein Gefühl sollte den Salzburger Trainer im Stich lassen: Auch im sechsten Versuch in der Ära Red Bull scheiterte Salzburg am eigentlichen Vereinszweck, die Gruppenphase in Europas Eliteliga zu erreichen. Nach Valencia, Schachtar Donezk, Maccabi Haifa, Hapoel Tel Aviv und Düdelingen wurde dieses Mal der türkische Vizemeister zum Stolperstein.

Eigentlich hatte das Spiel vor 45.000 Zuschauern im nicht ganz ausverkauften Sükrü-Sarakoglu-Stadion für Salzburg perfekt begonnen. Schon der erste Angriff brachte das nach dem 1:1-Hinspielergebnis unbedingt benötigte Auswärtstor: Soriano verwertete einen Kampl-Querpass (4.).

Doch Fenerbahçe, das mit einem Sturmtrio (Sow, Webo und Kuyt) angetreten war, reagierte nicht geschockt. Salzburg war nur vier Minuten fix im Play-off: Katastrophale Kopfballabwehr von Ulmer, Kuyt legt per Kopf auf, Meireles trifft mit einem sehenswerten Volleyschuss – 1:1 (8.).

Damit war das Ergebnis aus dem Hinspiel schon egalisiert. Das Duell türkischer gegen österreichischer Vizemeister begann also noch einmal von vorne. Und es wurde vom Ergebnis ein einseitiges, weil die Salzburger Defensivspieler zu viele Fehler begingen, die die Fenerbahçe-Stürmer nutzten, während die Salzburger die Fehler der Istanbuler nicht nutzen konnten.

Nach einer Ilsanker-Spielerei im Mittelfeld fühlten sich weder Ulmer noch Hinteregger im Strafraum für Sow zuständig. Der Stürmer aus dem Senegal nutzte den Freiraum aus – 2:1 (17.).

Salzburg war zu diesem Zeitpunkt wieder ausgeschieden. Ein zweites Auswärtstor war nun Pflicht. Doch die Salzburger mussten in dieser Phase immer wieder den eigenen Fehlern nachlaufen. Immer wieder nutzten die Fenerbahçe-Spieler die Lücken an der linken Salzburger Flanke.

Sehenswerter Lupfer

"Fenerbahce kann sich beim Tormann bedanken"
epa03815136 Fenerbahce's Mehmet Topal (bottom) and Cristian (C) in action against Salzburg's Sadio Mane (R) during the UEFA Champions League third qualifying round second leg soccer match at Sukru Saracoglu Stadium in Istanbul, Turkey, 06 August 2013. EPA/TOLGA BOZOGLU
Nach 34 Minuten schien die Aufstiegsfrage beantwortet: Schlechter Abschlag von Ramalho, der Ball kommt postwendend retour, dieses Mal fühlt sich niemand für Webo zuständig. Der Kameruner trifft per Lupfer zum 3:1.

In der Nachspielzeit der ersten Hälfte hätten die Salzburger das Anschlusstor erzielen müssen, doch Alan nahm ein Gastgeschenk nicht an, scheiterte nach einem Topal-Fehlpass an Keeper Demirel. Beim Nachschuss von Meilinger besserte der Türke seinen Fehler aus und wehrte vor der Linie ab.

Auch nach der Pause begann das Klassespiel mit Salzburger Chancen: Ein Stanglpass von Klein findet keinen Abnehmer (48.). Einen Alan-Schuss kann Demirel mit Mühe abwehren, bei seinem Nachschuss ins Tor steht Mané klar im Abseits (59.).

Die Zeit lief Salzburg davon, ein zweiter Treffer, der die Sache noch einmal spannend gemacht hätte, fiel nicht, obwohl Fenerbahçe um ein Gegentor bettelte. Doch Soriano (76.), Hierländer (86.), Kampl (88.) und Hinteregger (90.) scheiterten aus Positionen, aus denen man Tore erzielen muss.

Für Salzburg ist die Europacup-Saison aber noch nicht zu Ende: Im Play-off der Europa League gibt es eine zweite Chance, um sich für eine internationale Gruppenphase zu qualifizieren. Salzburg wird bei der Auslosung am Freitag in Nyon (CH) zu den gesetzten Klubs gehören.

Kommentare